Neu genäht, neu entdeckt, neu kombiniert … und ein paar Gedanken zum MeMadeMay

Zugegeben, nicht gerade das passende Outfit bei den aktuellen Temperaturen (hier waren heute 35 Grad, eigentlich nur in Bikini am See erträglich). Mich hat der Hitzeeinbruch überrascht, Anfang Mai hatte ich oft noch Jeans und Rollkragenpulli an. Die Hose ist Grasser No. 328 aus einem dünnen Wollstoff in Marine, den ich vor einigen Wochen mit einer Nähfreundin am Maybachufer erstanden habe – einer der ersten sonnig-warmen Tage, wo man im Freien Kaffee trinken konnte. Liebe Dodo, falls Du das liest, ich habe das Auberginen-Rezept von Ottolenghi ausprobiert. Es war wirklich großartig! Herzlichen Dank für den Tipp.

Die Hose ist eine Wiederholungstat (Schnittbesprechung hier). Der einzige Unterschied zur ersten Version ist eine minimale Hohlkreuzkorrektur, wobei ich aus dem Bund noch mehr herausnehmen könnte. So rutscht sie nach wie vor, was mir aber nicht unlieb ist, genauer gesagt, mag ich eng anliegende Hosen- und Rockbünde nicht, wenn man stundenlang vorm Rechner sitzen muss wie ich. Die Hose ist bis zum Knie mit Venezia gefüttert, was dem Kurs von „Pingel-Inge“ geschuldet ist. Fällt schöner.

Seit ich letztes Jahr die dunkelblauen Knöpfe mit den weißen Streifen entdeckt habe, wollte ich mir eine Matrosenhose in klassischem Blau nähen. Zu klassisch sollte es dann wiederum auch nicht werden, weshalb ich kein blau- oder rot/weißes Streifenshirt dazu trage, sondern mal andere Kombinationen versucht habe: 1) mit Amber von Schnittchen (Schnittbesprechung hier), 2) mit Vanløse von How To Do Fashion, für das ich letztens Komplimente bekommen habe; ich erwähne es nur, weil sich das Krawattenmuster dieses Mal so gar nicht fotografieren lassen will (Schnittbesprechung hier) und 3) mit Alma von Sewaholic.

Alma ist einige Jahre alt. Seltsamerweise habe ich die Bluse nie verbloggt, obwohl ich sie wirklich gern trage, gerade wenn es heiß ist: Genäht in Gr. 10 aus dünner Baumwolle. Auf den nahtverdeckten Reißverschluss in der Seitennaht habe ich verzichtet, ich komme auch so hinein. Sie hat einen Gürtel, den ich aber im Alltag nicht trage – für meinen Geschmack zu süß, was auch an der Farbe liegen kann.

Den Fokus mehr auf die Kombinierbarkeit von Neuem und Alten zu legen, ist eines der Dinge, die ich für mich aus dem MeMadeMay mitnehme – auch bei meinen Posts, bei denen ich eher die Neuzugänge zeige. „Inoffiziell“ habe ich auch beim MeMadeMay mitgemacht und bin Tag 11 an den täglichen Fotos gescheitert. Zu mühsam, wenn die Fotos öffentlich sein sollen, andererseits fehlte so der „soziale Druck“ um durchzuhalten und damit die Ermutigung der Anderen, die für viele den MeMadeMay zu einer wunderbaren Erfahrung macht.

Nicht, dass ich es nicht instinktiv gewusst hätte, aber Fotos führen nochmals anders als der Blick in den Spiegel vor Augen, dass Nähen und Tragen zweierlei sind. Zumindest mir ging es so. Täglich MeMade zu tragen fällt mir nicht schwer, immerhin nähe ich schon ein paar Jahre. Aber ich muss mir wohl eingestehen, dass ich an kühlen Tagen am liebsten Hose und Oberteil (gern aus Strickstoff) in dunklem Uni trage, und Kleider und Röcke nur bei besonderen Anlässen den Schrank verlassen, wenn überhaupt. Genau das, Hose und Pulli habe ich nämlich auf allen elf Bildern an. Gern wäre ich in meinen Tragegewohnheiten interessanter. Bin ich aber nicht. Insofern macht es wenig Sinn, weitere Kleider und Röcke für die kalte Jahreszeit zu nähen, sondern ich sollte Stricken lernen. Wäre der MeMadeMay ein MeMadeJune, und das bei der aktuellen Wetterlage sehe das ganz anders aus: Im Sommer wird meine Garderobe femininer und farbiger, ohne dass ich mich darum bemühen müsste.

Mein Fazit zum MeMadeMay: Über einen ganzen Monat seine Kleidung täglich zu dokumentieren, ist nicht meins. Nichtsdestotrotz eine interessante Selbsterfahrung, die ich mir über eine kürzere Zeitspanne (vielleicht eine Woche) von Zeit zu Zeit vorstellen kann (z. B. bei Saisonwechsel). Mitunter überrascht man sich selbst, was man von Anfang an gerne trägt, was man nach einer Weile zu tragen anfängt oder von einem zum anderen Tag zu tragen aufhört; und da gibt es noch die Sachen, die nie den Schrank verlassen… Mit meinen Prognosen liege ich z. T. ordentlich daneben, insofern machen solche Selbstversuche für mich Sinn.

Nun schaffe ich es doch noch, mich beim heutigen MMM einzureihen, bevor das Linktool schließt. Ich freue mich auf Euch.

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18 Kommentare

  1. Liebe Manuela, ich finde ja Posts über die sogenannte “Alltagskleidung”, also Hosen, Shirts, einfache Röcke usw., oft viel spannender als ein Bericht über ein exquisites Kleidchen, was nur zu speziellen Anlässen aus dem Schrank kommt. Deine Hose finde ich toll, auch die Passform ist Dir gut gelungen. Mit den Grasser-Schnitten habe ich mich noch nicht beschäftigt, aber was ich bei Dir sehe, interessiert mich sehr. Schön, daß Du wieder mal einen alten Sewaholic-Schnitt zeigst! Wobei ich die Version mit dem Gürtel auch nicht mag, das ist irgendwie nicht stimmig, wahrscheinlich wegen der Farbe.
    Am Memademay habe ich dieses Jahr auch nur passiv teilgenommen- mich hat der Regen ausgebremst. Da ich im Garten keine Bilder machen konnte, habe ich es dann irgendwann ganz gelassen, und ich glaube auch, die ollen Winter-Sweatshirts hätten auf Dauer alle gelangweilt…memadejune ist eine gute Idee!
    LG Barbara

    • Manuela

      Das war auch eine meiner Sorgen, täglich “Hemd und Hose” ist nicht wirklich spannend!
      Herzlichen Dank für Deinen Kommentar.
      Liebe Grüße, Manuela

  2. Diese Hose gefällt mir noch besser als die erste, das Material sieht total wertig aus. Außerdem erahne ich interessante Knöpfe. Die Shirts sind allesamt super, besonders das mit dem Krawattenmuster. Sind es die Auberginen mit Buttermilch und Granatapfel? Wir haben gerade die Süßkartoffelküchlein gegessen. Ich glaube, ich muss auch noch meine Erfahrungen mit dem Me Made May verbloggen, habe auch irgendwann wenig überzeugt aufgegeben. LG Anja

    • Manuela

      Ja, es waren die Auberginen mit Buttermilch und Granatapfel. Das Jerusalem-Kochbuch habe ich mal verschenkt. Ich glaube, ich brauche das vegetarische Kochbuch von Ottolenghi. Das Süßkartoffelgericht kenne ich auch nicht, klingt aber sehr interessant.
      Dankeschön & liebe Grüße Manuela

  3. Ja! Du solltest stricken lernen! So ein schönes Hobby! 😉
    Das mit dem etwas weiteren Bund vor dem PC kann ich so unterschreiben, zu enge Bünde oder Oberteile sind für mich auch im Sitzen unbequem. Außerdem wollte ich noch deine immer zu den Oberteilen passende Schuhe komplimentieren, bevor ich zur Hose komme. Super sieht die sus. Fällt toll, sitzt toll, man sieht dass der Schnitt mittlerweile erprobt ist. Zu guter letzt finde ich alle gezeigten Blusen sehr passend zur Hose und die letzte Bluse finde ich auch ohne Schleife besser.
    Ach und zum MeMadeMay! Man, was ein Post, der hat ja alles! 😀 Klingt als hätte sich die Aktion trotz allem gelohnt bei dir, du hast ja gute Erkenntnisse mitgenommen. Ich finde die Idee gut immer mal wieder für eine Woche die Outfits festzuhalten. So ein ganzer Monat ist schon ziemlich lang!
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Manuela

      Zwar kaufe ich seit Jahren keine Klamotten, dafür scheine ich nun einen Schuhtick entwickelt zu haben…
      Dank Dir Katharina für Deine lieben Worte.
      Herzliche Grüße, Manuela

  4. Also ich freue mich auch dass du über deine memademai Erfahrungen schreibst… ich habe da sehr an deinen Worten gehangen und finde mich wider… Hose wie Shirts passen perfekt zu dir und zusammen… lg Sarah

  5. Wiederholungstaten bei Hosen finde ich sehr sinnvoll, da ja längst nicht jeder Hosenschnitt gut sitzt. Ich habe inzwischen einige Grasser-Schnitte genäht, aber noch keine Hose. Insofern hat mich Dein Bericht sehr interessiert. Gleiches gilt für Deine Gedanken zum MeMadeMay. Ich habe dort noch nie mitgemacht, obwohl ich fast nur selbstgenähte Sachen trage. Mir erscheint es einfach zu stressig, jeden Tag ein Foto zu machen. Außerdem kommt es nicht selten vor, dass ich tagelang die gleiche Hose trage 😉
    LG Julia

    • Manuela

      Ich wiederum warte sehr gespannt auf den von Dir angekündigten Mantel. So etwas habe ich noch nicht von Grasser genäht.
      Herzlichen Dank & liebe Grüße Manuela

  6. Ich bewundere ja Leute, die aus ihren vorhandenen Kleiungsstücken immer wieder neue Kombinationen zusammenstellen;
    Da könnte ich auch flexibler sein, ich habe meist feste Lieblingskombinationen.
    Letzlich ist ja aber wichtig, dass man weiß, was man gerne trägt und worin man sich im Alltag wohlfühlt . Ein Look muss für mich auch nicht spektakulär sein,; ich habe eher meine Freude daran, wenn ein Kleidungsstück gut sitzt und die Qualität stimmt.
    So, wie deine schöne Hose.
    Und ich kann nur zustimmen; durch Stricken eröffnet sich ein großes Me-Made-Feld, : ).
    LG von Susanne

    • Manuela

      I. d. R. habe ich auch feste Kombinationen, das wollte ich im Mai ein wenig aufbrechen…
      Das glaube ich Dir sofort, Du strickst so schöne Sachen!
      Vielen, lieben Dank.

  7. Liebe Manuela, Dein Unwohlsein mit dem Me Made May kann ich nachvollziehen. Ich hab vor zwei, drei Jahren mal teilgenommen und sogar fast jeden Tag ein Foto gemacht, glaube ich, aber lustig ist anders. Deine Hosen-Kombinationen gefallen mir aber sehr, und so eine Selbsterkenntnis kann ja auch sein, dass man nicht bei jeder Aktion dabei sein möchte. 😉 Was ich aber bald wieder mal machen möchte, ist eine Kleiderschrank-Bestandsaufnahme. Denn da hat sich – seit ich vor ein paar Jahren mit dem Kleidung selber nähen begonnen habe – schon sehr, sehr viel getan. Alles passt zusammen, keine Schrankleichen mehr, und das könnte ich wieder mal würdigen. Jedenfalls: Feine Zusammenfassung Deinerseits, habe ich gerne gelesen. Lg, Gabi

    • Manuela

      Eine Inventur würde meinem Kleiderschrank auch gut tun, da sammeln sich schon ein paar Schrankleichen, an denen ich hänge, sei es wegen des Materials oder von Erinnerungen…
      Dankeschön. Freut mich sehr zu hören!

  8. Schön dass du uns gleich mehrere Kombination zeigst. Deine Hose sieht toll aus.

    LG, Heike

  9. Bei dir lerne ich immer noch dazu, bis gerade wusste ich nicht was Venezia ist. Wenn ich mich zukünftig nochmal an eine Hose wage, werde ich das auch mal ausprobieren mit dem Pingelinge-Tipp.

    Deine Gedanken zum MeMadeMay teile ich, bei mir ist es im Alltag immer eine Hose und dann Shirt/Bluse und ein Jäckchen dazu. Wobei ich statt nur Strickjacke auch gerne mal eine Bomberjacke aus Romanit/Sweat dazu trage. Und ich nehme mir immer vor die Kleider mehr anzuziehen, aber letztendlich kommt es bei mir auch nur dazu, wenn es brüllendwarm ist oder wenn ich etwas Besonderes vorhab.

    Deine Hose ist dir übrigens wieder mal sehr gelungen. Ich mag die Kombi mit dem weißen Shirt besonders gern.

    • Manuela

      Oh stimmt, dass hätte ich ausführlicher schreiben müssen: Ein wertiger und entsprechend höher preisiger Futterstoff aus Acetat, der in Optik und Haptik an Seide erinnert. Für die Fütterung bis zum Knie kommt man allerdings mit einem halben Meter aus.
      Beruhigend zu hören, dass es nicht nur mir so im Alltag geht. Deine Jacken habe ich gut vor Augen. Durch Dich habe ich Nicki für mich wiederentdeckt…
      LG Manuela

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