#24 Fashion Style 10/2017, Annalisa von Schnittchen & der Hosen-Kurs von “Pingel-Inge”

Stoff & Schnitt

Gibt es eigentlich einen Trick, woran man die Qualität eines Stoffes erkennt? Hin und wieder passiert es mir, dass ein Stoff qualitativ nicht hält, was er verspricht, sei es dass er alsbald pillt, farblich verblasst oder beim Tragen beult. Und nein, am Preis liegt es nicht, es ist mir in der Vergangenheit sowohl bei preiswerten als auch teuren Stoffen unterschiedlicher Herkunft passiert. Mich beschäftigt das nicht nur wegen des investierten Geldes und der investierten Zeit, sondern auch weil Selbermachen auf diese Art und Weise nicht gerade nachhaltig ist.

So auch im Fall der Hose #24 aus der Fashion Style 10/2017, die ich erst letzten November genäht und nun entsorgt habe. Ich konnte die Hose immer nur einen Tag tragen, dann beulte der Stoff derart, dass ich sie erst einmal waschen und wieder in Form bügeln musste. Hier nun das Nachfolgemodell aus einem schwarzen Baumwollstoff, der die Struktur von japanischem Dobby hat (Hüco). Der Taschenstoff, ebenfalls Baumwolle, ist wie immer ein Rest. Die Vorderteile der Hose sind bis zum Knie mit schwarzem Venezia (Karstadt) gefüttert. Den Tipp hatte ich von ein paar befreundeten Bloggerinnen (hier, hier & hier); – inzwischen nähe ich auch mit “Pingel-Inge”, die in ihrem Hosenkurs diese Unterfütterung empfiehlt, weil Hosen dadurch in den Knien weniger beulen und besser fallen sollen.

Dazu trage ich Annalisa von Schnittchen, eigentlich eine Kombination aus einem Fledermaus-Shirt und einem simplen Glockenrock. In all den Jahren habe ich nur ein einziges Fledermaus-Shirt genäht – ich mochte es an mir nicht. Ich fand, diese Schnittform stehe mir nicht, wollte es nun aber noch einmal probieren. Der Ärmel sind bei Annalisa nicht allzu tief angeschnitten, mir gefällt das abstehende Halsbündchen und ich habe viele Jersey-Reste auf Lager, die sich für Bündchen eignen. Klassischer Rebound-Effekt: Im Versuch zu sparen, erhöht sich der Verbrauch. Zwar verwerte ich so meine Jersey-Reste, das Shirt selbst ist aber durch die angeschnittenen Ärmel ein ziemlicher Stofffresser.

Größe, Passform & Anpassungen

Der Hosenschnitt ist gut angepasst (Schnittbesprechung hier). Insofern gab es keine Überraschungen. Die Ärmel von Annalisa (genäht in Gr. 40 in einem BW-Jersey von Hüco) fallen sehr schmal aus. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das in Sweat funktioniert, wie u.a. in der Stoffempfehlung angegeben. Beim nächsten Mal würde ich an der unteren Ärmelnaht Weite zugegeben, vielleicht auch etwas Länge im Vorder- und Rückenteil.

Anleitung & Schwierigkeitsgrad

“Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.” Ein Shirt ist eben ein Shirt. Wer schon eins mit Bündchen genäht hat, kann auch dieses nähen. Man muss nicht einmal Ärmel einsetzen.

Insofern die Hose eine Wiederholungstat ist, war ich nicht auf die Anleitung in der Fashion Style angewiesen, habe aber beim Nähen den Hosenkurs von Inge Szoltysik-Sparrer (“Pingel-Inge”) auf Makerist geschaut. Auch wenn ich nicht den Schnitt genäht habe, den man dazu erhält, konnte ich aus dem Kurs einiges mitnehmen, wie die besagte Unterfütterung des Vorderteils. Zudem sind mir der Bund, die Bügel- und Bundfalten durch die ganzen Reihfäden besonders gelungen – auch wenn Inge wahrscheinlich die Krise bekommen würde, wenn sie sähe, dass ich meine Bügelfalten eingenäht habe… Sie wirkt tatsächlich ziemlich pingelig (“Da darf man wirklich kein Auge zudrücken!”). In naher Zukunft werde ich mir nicht trauen, einen Saum anders als mit der Hand anzunähen. Besonders gefallen hat mir, dass der Kurs eine Anprobe enthält, bei der Passformmängel und deren Korrektur sowohl am Modell als auch im Schnittmuster erklärt werden. Was ich persönlich nicht in dieser Ausführlichkeit gebraucht hätte, ist die ganze Bügelei…

Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen? Weiterempfehlen?

Sowohl von der Hose als auch dem Shirt könnte es weitere Ausführungen in meinem Kleiderschrank geben. Ein angepasster Hosenschnitt ist meiner Meinung nach Gold wert, und bei dem Shirt ist die Anpassung schnell gemacht. Den Hosenkurs von Inge kann ich auch empfehlen. Hier kommt Makerist an das Niveau von Craftsy ran, sodass auch Leute mit längerer Nähpraxis etwas mitnehmen können. Und wenn Inge dazu rät, eine Zahnbürste abzusägen und sich so einen Pfriem herzustellen, wirkt sie in ihrem kanariengelbem Etuitkleid schon fast rebellisch. So ein MacGyver-Talent hätte ihr gar nicht zugetraut.

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16 Kommentare

  1. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es nicht wirklich erkennbar ist, ob eine Stoffqualität auf Dauer hält, was man sich von ihr verspricht .
    Sehr ärgerlich, dass du deine Hose nach so kurzer Zeit ausmustern musstest, aber ein schäbig aussehendes Kleidungsstück mag man nun mal nicht länger tragen.
    Zumindest konntest du die neue Hose entspannt nähen, da du den Schnitt bereits angepasst hattest-so macht mir das Hosennähen auch immer Spaß und man kann sich ganz auf die Details konzentrieren.
    Sehr amüsiet habe ich mich über Inges MacGyver Talent.
    Insgesamt ein hübsches, lässiges Outfit, das ich so auch tragen würde.
    LG von Susanne

    • Manuela

      Ja, die abgesägte Zahnbürste hat wirklich Unterhaltungswert. Inge nennt im Kurs mehrere Alternativen zu teuren Näh- und Bügelutensilien, was mir gut gefallen hat.
      Herzlichen Dank & liebe Grüße
      Manuela

  2. Ich erlebe auch immer wieder, dass teure Stoffe nicht halten, was ich von ihnen erwarte. Wobei ich auch glaube, dass ich manchmal hinsichtlich Wäsche und trocknen und bügeln nicht alle Regeln beachte. Allerdings steigt mit der Zeit die Erfahrung mit den Verkäufern / Herstellern, so dass ich weiß, was ich nicht mehr wo kaufe.
    So ein makerist Kurs scheint sich ja zu lohnen. Ich gucke mir mal das Programm an, wurschtele mich immer so durch. Neues lernen wäre gut. LG Anja

    • Manuela

      Lange, so schien es mir, war die Zielgruppe von Makerist Nähanfänger*innen. Das hat sich geändert, die bieten inzwischen auch Kurse für Fortgeschrittene an. Zumindest ich habe da einiges für mich entdeckt.
      Dank Dir & liebe Grüße, Manuela

  3. Ja, ich konnte mich gleich an Deine Hose vom November erinnern und daran, dass ich den Hosenschnitt auch habe und immer mal probieren wollte… Schade, dass der Stoff schon so schnell hinüber ist. Für mich sind Qualitäten auch immer ein Rätsel und sie stehen nicht unbedingt im Verhältnis zum Preis. Es gibt wohl zu viele Möglichkeiten einen Stoff zu behandeln, zu veredeln o.ä., so dass Baumwolle nicht gleich Baumwolle , Jersey nicht gleich Jersey oder eine gleich zusammengesetzte Mischung auch nicht wie die andere ist. Da ist halt wirklich oft der Zufall mit im Spiel. Schön, dass Du mal was über einen Inge-Kurs bei Makerist schreibst. Ich habe nämlich Interesse am Hosenkurs und war bisher unentschlossen. Da hilft so eine kleine Rezension beim Entscheiden.
    Alles in allem ist auch diese Hose wieder sehr gelungen und das Shirt eine schöne Ergänzung.
    Liebe Grüße von Ina

    • Manuela

      Freut mich sehr zu hören, dass Dir mein Post beim Entscheiden hilft.
      Herzlichen Dank & liebe Grüße, Manuela

  4. Hallo,
    ja, es gibt paar möglichkeit vorher zu beurteilen. es gibt leider keine 100% sicherheit. zu einem ist besatnteil davür verantwortlich. wenn z.b. grosser anteil der viskose vorliegt, könnte es peelen.
    als ich es vpor 30 jahren gelernt habe, hat meine lehrerin uns gesagt:
    1.stoff in der hand für mehrere sekunden fest knüllen.wenn es zu stark knittert-weißt du,dass du immer so aussehen wirst, sobald du aufstehst.
    2.stoff aneinander reiben. wenn dabei de8r flausch entsteht oder gar jetzt schon peelt, wird es auch später tun.
    3. den stoff über die faust fest ziehen. wenn danach der stoff nicht genug zurückspringt- wirst du sehr shcnell auf den strategisch wichtigen punkten beulen bekommen.

    die kombi finde ich toll!
    😉
    LG
    Julia

    • Manuela

      Dankeschön! Für das Kompliment und den Einblick in Berufsgeheimnisse.
      Nr. 1 kenne ich von meiner Großmutter, die auch gelernte Schneiderin gewesen ist; ich hinterlasse beim Stoffkauf gewöhnlich eine Spur zerknitterter Stoffe hinter mir. Nr. 2 & 3 hat sie mir leider nicht verraten, sodass ich noch eine Hose aussortieren muss, weil sie furchtbar pillt. Deine Tipps werde ich in Zukunft beherzigen.
      Liebe Grüße Manuela

  5. Die Qualität eines Stoffes schon vor den Tragen zu beurteilen finde ich auch schwer. Soweit ich weiß hängt das Pillen sehr davon ab was für Fasern welcher Qualität wie versponnen wurden. Wenn die Fasern zum Beispiel kurz waren dann stehen die nachher mehr aus dem Faden raus. Bei günstigem Nähgarn sieht man das, das sieht stumpfer aus als teures. Die abstehenden Fasern pillen dann.
    Dein Outfit finde ich sehr gelungen und die Ausführungen zur Konstruktion der Hose fand ich wirklich sehr interessant 🙂 Genial auch dass du zu dem Outfit perfekt passende Schuhe hast! 😉
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Manuela

      Oh da merkt man, dass Du selber Wolle spinnst. Für den Kauf von Garnrollen einer wertvoller Tipp! Bei den Schuhen muss ich gestehen, dass ich manchmal passend zu meinem Schuhwerk nähe … was die Absatzhöhe betrifft ohnehin, aber auch bei auffälligeren Farben.
      Dank Dir vielmals & liebe Grüße Manuela

  6. Dann drücke ich dir die Daumen, dass der Stoff auf Dauer hält, was er verspricht. Schöne Hose, sieht sehr gelungen und bequem aus! Ich schleppe seit den 80er Jahren ein Karottenhosen-Trauma mit mir herum, wenn ich mir deine Hose so anschaue, wird es Zeit, dass ich das mal überwinde. Die Kurse von Inge schätze ich auch sehr. Liebe Grüße Christiane

    • Manuela

      Dankeschön.
      Ja, Trauma bitte überwinden! Durch das 80er Revival momentan sehe ich viele Karottenhosen auf Berliner Straßen mit hohem Bund. Karotte in der Taille ist auch nicht meins. Insofern verstehe ich, was Du meinst.
      Liebe Grüße, Manuela

  7. Hallo Manuela,
    die Hose sieht toll aus! Genau so ein Modell hätte ich auch gerne, schrecke aber aufgrund meiner bisher nur halb-gelungenen Hosenversuche zurück. Vielleicht wäre ein Kurs genau das richtige für mich, um mich intensiver mit den Anpassungen zu beschäftigen. Danke für die Inspiration und liebe Grüße!
    Jenny

    • Manuela

      Gern geschehen & herzlichen Dank!
      Nur Mut! Das braucht ein paar Versuche. Selbst bei dieser Hose habe ich eine Weile gebraucht, bis sie saß…
      Liebe Grüße Manuela

  8. Mal wieder schön beschrieben, wie Du mit den Elementen (äh Stoffen) kämpfst. Bei der Hose würde mich mal interessieren, wie sie ohne Hände in den Taschen aussieht 😉 . Ich habe auch ein völlig verpilltes Hosenschätzchen, da werde ich aber erst einmal zum Rasiere greifen, dann ist die wieder anständig.
    Bei Stoffen habe ich auch keine Ahnung, wie man die Qualität vorher erkennt, allerdings sind dunkle Drucke auf BW-Jersey, der nicht so gut versponnene Fasern hat, schneller “oll”, weil sich die Fasern in der Wäsche drehen, und dann der Stoff ausgewaschen erscheint. Dunkle Steifenstoffe sollten deshalb auch immer eingewebte Streifen haben, aufgedruckt funktioniert nur bei hellen Farben.
    Bei Fledermausshirts habe ich mein 80-er Trauma! Außerdem finde ich auch, dass sie entschieden zuviel Stoff fressen!
    Liebe Grüße, Stefanie

    • Manuela

      Stimmt! Das ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich nur Bilder ausgewählt habe, in denen ich die Hände in den Tasche habe. Bei der nächsten Version werde ich darauf achten…
      Herzlichen Dank & liebe Grüße, Manuela

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