Tragbare Probemodelle: #111 Burda 10/2010

Wie haltet Ihr es eigentlich mit Probemodellen? Ich für meinen Teil habe dazu noch keine abschließende Haltung gefunden: Bei Mäntel und Jacken immer, bevor ich teure Wollstoffe anschneide; bei Jersey-Modellen nie; zu sehr variieren die einzelnen Stoffe, was Dehnbarkeit und Rücksprung betrifft, als dass sich verlässliche Aussagen über die Passform eines Schnittes machen ließen… und dann habe ich für mich noch eine Reihe von Kompromissen entdeckt, wie z. B. einen Stoff aus dem Lager nehmen, der schon länger auf seine Bestimmung wartet in der Hoffnung, dass etwas Tragbares daraus entsteht. Diese Variante bevorzuge ich, wenn ich den Schnitthersteller bereits kenne und halbwegs weiß, was mich erwartet.

Stoff & Schnitt

#111 Burda 10/2010 ist eine Wickelbluse mit überschnittenen Schultern (es gibt auch eine langärmelige Version), Abnähern im Rücken und einem Schalkragen. Der Wickel erhält über zwei Falten an Schultern und Kragen zusätzlich Volumen und wird in der Taille geknöpft. Die Bluse kann in Web- und Strickstoff genäht werden. Solche Empfehlungen irritieren mich immer, ehrlich gesagt!

Meine Version ist aus einer Popeline (Hüco), wie man sie für Männerhemden verwendet: Leicht und mit etwas Stand, sodass der Wickel vorn nicht aufklappt oder in sich zusammensackt. Das wäre auch meine Befürchtung, wenn man einen (zu) weich fallenden Stoff wählt. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass der Schnitt bspw. in einem Viskose-Jersey funktioniert, lass mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.

Die braunen Holzknöpfe haben sich in einem der Marmeladengläser gefunden, in denen ich meine Knöpfe aufbewahre. Woher sie stammen, weiß ich nicht mehr. Sie passen zu den dunkelbraunen Rauten auf dem hellen Stoff, die man leider auf keinem der Fotos erkennt.

Größe, Passform & Anpassungen

Genäht in Gr. 40. Keine Anpassungen. Mit Blick auf die Fotos geht im Rücken noch etwas, da ist zu viel Länge. Das nächste Mal würde ich eine Hohlkreuzkorrektur machen.

Anleitung & Schwierigkeitsgrad

Eben Burda! Im Großen und Ganzen einfach zu nähen. Die Armausschnitte werden übrigens mit Schrägband versäubert. Nur einmal habe ich überlegen müssen, wie die zwei Falten an Schulter und Kragen verarbeitet werden, aber mit etwas Erfahrung erschließt sich das durch die Markierungen im Schnittmuster.

Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen? Weiterempfehlen?

#111 Burda 10/2010 würde ich als pfiffig-eleganten Sommerschnitt beschreiben (ob’s ein Sommerhit wird, weiß ich noch nicht). Man sieht angezogen, aber nicht madamig darin aus. Die Wickelbluse ist leicht kombinierbar (hier zu Vanlose) mit einer Einschränkung: Sie fällt recht kurz aus, weshalb sie besser zu taillenhohen Röcken und Hosen passt.

Längst wollte ich den Schnitt nochmals genäht haben! Und zwar aus dunkelblauer Popeline mit Krawattenmuster, die, wie ich finde, wunderbar zu meiner rosé farbigen Marett passt. Aber erst hatte ich weniger Stoff als angenommen, dann war H. krank und gerade bin ich tausend Kilometer von meiner Nähmaschine entfernt und habe nicht überall WLAN. Daher werde ich vermutlich auch erst in den nächsten Tagen dazu kommen, Eure Beiträge zu lesen und zu kommentieren. Ich freue mich darauf.

Euch einen inspirierenden MeMadeMittwoch!

Liebe Grüße, Manuela

← Vorheriger Beitrag

Nächster Beitrag →

32 Kommentare

  1. Ah so ein toller Schnitt. Sehr schön die Kragenlösung und die Knöpfe an der Seite. Steht dir prima! LG Kuestensocke

  2. Oh, was für ein schöner Schnitt! Ich finde es ja immer schwierig, einen passenden Kombipartner zu taillenhohen Röcken oder Hosen zu finden, und der Schnitt ist wunderbar geeignet. Ich würde vielleicht ein etwas weicher fallendes Material verwenden, vielleicht Tencel? Dann würden auch die Falten im Rücken weicher fallen.
    Aber Dein Modell ist doch wunderbar gelungen und ungedingt tragbar! Der Schnitt steht Dir ausgezeichnet!
    Deine Meinung zu Probeteilen teile ich unbedingt…wenn man wenig Zeit zum nähen hat, empfindet man das als Zeitverschwendung. Ich versuche dann auch immer, etwas tragbares daraus zu produzieren, oder jedenfalls einen Stoff zu verarbeiten, der mich im Stapel immer schon gestört hat. Bei jerseys kann man auch Probeteile machen, wenn man die Dehnbarkeit berücksichtigt. Das geht bei stabilen Baumwolljerseys gut, ist meine Erfahrung, bei Viscose oder Tencel ist die Dehnbarkeit nicht mehr gut einzuschätzen.
    LG Barbara

    • Dank Dir Barbara. Du hast recht. Im Rückenteil würde ein weicher fallender Stoff besser funktionieren, ich hatte aber Angst, dass das vorne am Ausschnitt ein ziemliches Gekruschel wird…
      Liebe Grüße Manuela

  3. Was für eine schöne Bluse, ein interessanter Schnitt, ich finde es gibt soviele Schätze in alten Burda Heften, Wahnsinn! Steht dir super. Für mich sind Probemodelle Zeitverschwendung. Ich bemühe mich, gut auszumessen. Notfalls ändere ich im Prozess etwas ab. LG Anja

  4. Wow, den Schnitt finde ich auch raffiniert. Wickeldings casht mich eh immer. Ich mache manchmal Probemodelle, mit der Option, das die dann auch tragbar sein können oder eben bei ganz teuren Stoffen… Aber in der Regel nähe ich drauflos…

  5. Toll!
    Ich versuche bei einem Probemodell einen vernünftigen Stoff zu nehmen, so dass es ein tragbares Probemodell wird, und kein allzu großer Schaden. Finanziell sowieso nicht, eher ideell.
    VG
    Birgit

  6. Tolle Bluse! Erstaunlich für Burda, sonst haben die Wickelmodelle doch meistens einen Ausschnitt bis sonstwo! Den Schnitt werde ich mir merken.
    Ich freue mich immer über die Angabe “Web- oder Strickstoff ist möglich”. Ich übersetze das für mich immer mit: Etwas bequemer, wenn elastischer Stoff verwendet wird, aber nicht so figurbetont, dass man sich in Webstoff nicht bewegen kann. Mein Stofflager enthält vor allem Webstoffe, deshalb kommen mir solche Schnitte entgegen.
    Mit Probemodellen halte ich mich so gut wie nie auf. Ich nähe selten einen Schnitt zweimal, da gehe ich gleich auf Risiko. In der Regel nähe ich eh Burda oder Ottobre, da weiß ich was mir passt, bzw. wo ich im Schnitt ändern muss und bei der Fashion-Style bin ich dicht davor. Probemodelle gibt es nur, wenn der Stoff abartig teuer ist, und dann muss alte Bettwäsche dran glauben. Oder wenn ich von vorne herein weiß, dass ich viel anpassen muss, etwa, wenn der Ehemann benäht wird oder ich einen eigen Entwurf bzw. eine starke Schnittveränderung umsetze.

    • Ich befürchte ja, das Jersey den Ausschnitt nach unten ziehen und das Ganze eher wie ein tiefer Wasserfallausschnitt aussehen würde… Es käme sicherlich auf den Versuch an. Danke Stefanie und liebe Grüße, M.

  7. Der Schnitt ist ja super, der relativ standfeste Stoff passt gut dazu (und ist bestimmt schön luftig, wenn es heiß ist). Aus Jerseykann ich mir den Schnitt auch nicht vorstellen – der Ausschnitt wäre doch wahrscheinlich viel zu tief, die Falten zu bollering? Naja, die Empfehlungen bei Burda sind oft rätselhaft.

  8. Du fragst nach Probemodelle und ich mache es meist genau so wie du. Gerade bei Hosen habe ich meist keine zwei fast identischen Stoffe, sodass sich Probehosen nicht bewährt haben. Deine Bluse ist sehr schön: ein bisschen klassisch, ein bisschen raffiniert. Der Schnitt schreit nach einem zweiten Modell und in Dunkelblau kann ich sie mir sehr gut vorstellen.

    Viele Grüße

    Carola

  9. Sieht klasse aus; raffiniert und durch den weißen Stoff sehr schön clean.
    Diese Ausgabe habe ich auch; war eine meiner ersten Burdas und ich fand den Schnitt immer hübsch und bin jetzt sehr begeistert, wie toll er mit Unistoff wirkt.
    Ich meine mich zu erinnern, dass Burda-User, die eine Jerseyvariante genäht hatten, nicht so begeistert waren.
    Zu einem Probemodell kann ich mich meist nicht aufraffen; wenn ich einen sehr teuren Stoff verwenden möchte und eben bei Jacken oder Mänteln, mache ich schon mal ein Teil-Probemodell, will heißen, ich teste das Oberteil mit Ärmeln, gekürzt auf Taillenlänge.
    LG von Susanne

  10. Sehr schicke weiße Bluse, und passt toll zu deiner Culotte! Die alten Burdas haben manchmal wirklich nette Schätzchen zu bieten, manchmal auch allerlei Scheußlichkeiten. Auf Probemodelle habe ich meistens nicht so viel Lust, und seit ich mir angewöhnt habe, Schnitte vorab gut auszumessen, nehmen auch die Misserfolge ab, was Weite und Länge betrifft. Ansonsten halte ich es auch so, einen Stoff aus dem Bestand für das Probeteil zu nehmen, in der Hoffnung, etwas Tragbares zu bekommen.
    Liebe Grüße Christiane

    • Ja, bei Burda ist alles drin, von großartig bis scheußlich…
      Ausmessen fällt mir noch schwer. Es ist zwar nichts mehr zu eng, aber eine richtige Vorstellung bekomme ich nicht…
      Dank Dir & liebe Grüße
      Manuela

  11. Tolle Bluse und mit der Hose eine cleane aber raffinierte Optik – begeistert mich sehr! Ich nähe keine Probemodelle, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass sich Stoffe doch sehr unterschiedlich verhalten. Lieber messe ich nach und korrigiere über großzügige Nahtzugaben.
    Liebe Grüße von Ina

    • Dankeschön Ina.
      Wie gesagt, Ausmessen und vor allem die Korrektur während des Nähen fallen mir wiederum schwer, vielleicht müsste ich mal zu einer Schneiderin gehen…
      Liebe Grüße
      Manuela

  12. Ich hoffe du machst Urlaub! 🙂 mit den Probeteilen handhabe ich es genauso wie du. So wenig wie möglich, so viel wie nötig! Die Bluse finde ich sehr hübsch und ich bin auch immer irritiert wenn man etwas gleichermaßen aus Web- und Stickstoff nähen können soll. Da glaub ich nicht dran! Die Bluse sieht wieder richtig nach dir aus. Schlicht aber sehr raffiniert, wirklich schön. Ich bin auf die nächste Version gespannt!
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Mache ich! Sitze gerade bei einem Glas Wein, lese Blogposts und schmiede Nähpläne…
      Dito, Web- und Strickstoff gleichermaßen halte ich auch für unmöglich.
      Dankeschön Katharina und liebe Grüße, Manuela

  13. Die Verwirrung bei der Stoffempfehlung kann ich nachvollziehen, das passt wirklich nicht zusammen. Entweder fest oder dehnbar, was denn nun? Probemodelle gibt es bei mir nur für aufwendige Sachen aus Webware. Ich tu mich meistens schwer damit so ein Probemodell ordentlich zu nähen, aber ich durfte schon feststellen, dass ein ungenau genähtes Probemodell auch nicht viel bringt. Deine Bluse ist jedenfalls hübsch geworden und passt sehr gut zu der Hose!
    Liebe Grüße
    Jenny

  14. Das ist ja mal ein interessanter Schnitt. Gefällt mir ausnehmend gut. Er hat das gewisse Etwas, was ich mag. Ich muss mal gucken, ob ich das Heft zuhause hab.
    Probemodelle nähe ich im Übrigen nie. Ich habe auch selten Passprobleme, irgendwie scheinen ich Standardmaße zu haben. Allein manche Hosen sind bei mir zu weit geraten, dann ändere ich das aber im Laufe des Nähprozesses. LG Anke

  15. Ich gehöre zur Fraktion “Kein Probemodell”. Entweder das Ding sitzt oder nicht. Bisher bin ich damit (fast) immer gut gefahren, denn ich kenne meine Maße und meinen Körper und ich weiß wo ich aufpassen muß. Meistens jedenfalls.
    Bei den Stoffempfehlungen wundere ich mich auch manchmal.

    Dir ist mit dieser Bluse eine schöne und gut tragbare Bluse gelungen. Gefällt mir.
    Liebe Grüße
    Susan

    • Die Fraktion “kein Probemodell” überwiegt hier eindeutig. Das hätte ich so nicht erwartet…
      Herzlichen Dank & liebe Grüße
      Manuela

  16. Ich halte es mit Probeteilen auch so, dass ich entweder keins nähe und auf Risiko gehe, oder einen schon länger liegenden nicht ganz so tollen Stoff nehme, bei dem ein Reinfall kein Drama wäre.
    Ich mag deine Bluse. Oberteile aus Webware, die keine klassischen Blusenschnitte sind, finde ich grundsätzlich schon gut, und wenn sie dann noch raffiniert geschnitten sind oder schöne Details haben, noch mehr. Und das trifft auf deine Bluse auf jeden Fall zu. Also, ran an die nächste 🙂
    Liebe Grüße
    Christiane

Schreibe einen Kommentar zu Anja Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert