#NFRF_SewAlong II

Ich hab´schon angefangen, hab`meine Pläne nochmal komplett geändert, ich hab´keine Lust, hab ja noch was im Schrank, bin schon fertig, näh`mir noch ein Teil…

Programm des Sew Along

Heute ist schon Zeit für den Zwischenstand des Sew Along anlässlich des Nähbloggertreffens Anfang Mai in Frankfurt a. M. Entgegen meines ursprünglichen Planes habe ich nun doch erst das Upcycling-Projekt vollendet: Einfach, weil Projekt Nr. 1 nicht reibungslos lief. Entweder ich habe irgendwo gepennt oder etwas stimmt mit dem hinteren Hosenbein bei Le_305 nicht. Sobald man den Abnäher schließt, ist die hintere Mitte zu kurz. Außerdem will der Bund nicht so recht an die anderen Teile passen. Ohne Bund keine Anprobe, die Falten werden erst hernach gelegt. Da auch ich zum Team Probemodell gehöre – alles kein Drama. Ich muss mir das Ganze nochmals in Ruhe anschauen, vielleicht nicht erst nach einem langen Arbeitstag.

Schnitt & Stoff

Also Upcycling statt Stoffabbau. Ehrlich gesagt, habe ich ein ambivalentes Verhältnis zum Upcycling: Mal abgesehen von der Nachhaltigkeit, faszinieren mich tatsächlich die begrenzten Ressourcen, man kann sich eben nicht durch exquisite Materialien hervortun. Die materiellen Beschränkungen schulen die Fähigkeit, selbst im “Müll” noch Poesie zu entdecken. Anderseits würde ich viele Upcyclings im Alltag nicht tragen wollen – auch wenn ich sie mir in Büchern, Zeitschriften und im Netz gern anschaue. Damit oute ich mich wohl als Hobby-Seamstress, für die Tragbarkeit kein Schimpfwort ist.

Also habe ich die avantgardistische Sperrigkeit einmal mehr den professionellen Designern überlassen und einfach einen Schnitt aus dem Fundus – Hayden von Colette/Seamwork – aufgelegt. Der Schnitt ist mindestens sechs Jahre alt. Ich habe ihn damals gekauft, weil er sich wegen der Teilungsnähte zum Color-Blocking aka zur Resteverwertung eignet. Außerdem fällt bzw. schwingt er in Bewegung schön, gerade in der kürzeren Variante.

Für dieses Upcycling benötigt man 1,5 Hemden: Das mittlere Vorderteil ist aus dem Rückenteil geschnitten, die Rückenteile aus dem alten Vorderteil, wodurch das Shirt statt des Schlüsselloch-Ausschnittes nun im Rücken geknöpft wird. Bei der Saumpasse habe ich Vorder- und Rückenteil wieder in die Ausgangsposition gedreht und über die Breite gefaltet. Die Ärmel sind die alten Ärmel – aus einem Unterarm habe ich das Schrägband für den Ausschnitt gestückelt. Für die seitlichen Vorderteile hat es der Ärmel eines zweiten Hemdes bedurft.

Die weißen Knöpfe sind bei den Hemden mit dunkelblauem Garn angenäht, weshalb ich das Farbschema im Topstitching wiederholt und die Nahtzugaben mit dunkelblauem und weißem Garn abgesteppt habe. Das ist einerseits Deko, hält andererseits die Nahtzugaben flach und gibt dem Boxy-Crop-Top mehr Stabilität und Volumen. Stichwort: Schwung!

Größe, Anpassungen & Passform

Genäht in Gr. 8. Wie in der Vergangenheit schon erwähnt, hat mir die Ästhetik von Colette zwar gefallen, allerdings hatten die Schnitte z. T. technische Mängel. Schaut man sich bspw. die Umsetzungen von Hayden im Netz an, sitzt das Top bei nicht wenigen Frauen im Bereich der “High Bust” / auf Höhe der Achseln vorne nicht gut.

Colette hatte den Schnitt zwischenzeitlich auch aus dem Sortiment genommen und dann eine überarbeitete Version veröffentlicht. Hayden bekam einen Brustabnäher. Armloch und Halsausschnitt wurden vergrößert, die Schulter begradigt und leicht überschnitten.

Besser! Aber Nr. 2 war mir nun zu kastig. Für diese Version habe ich die Schultern wieder 1 cm verschmälert, dafür in der Mitte des vorderen Armlochs 1,3 cm dazu gegeben.

Anleitung & Schwierigkeitsgrad

Bei der in der Anleitung vorgeschlagen Verarbeitung der Saumpasse sieht man innen keine offene Naht. Das ging in diesem Fall wegen der Knopfleiste nicht. Durch das Einschlagen wäre die Stelle zu dick geworden. Also einfach mit der Overlock versäubert und die Nahtzugabe festgesteppt.

Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen? Weiterempfehlen?

Den Schnitt kann ich leider nicht empfehlen, außer vielleicht man bekommt ihn günstiger im Abo und tüftelt gern an Passformproblemen herum; mit einem Grundschnitt oder Patternhack kommt man hier meiner Meinung nach schneller zum Ziel. Mein Upcycling dagegen gefällt mir viel besser als erwartet. Als Pyjama-Oberteil, wie ursprünglich gedacht, finde ich es nun fast zu schade. Ich kann mir das Top gut zu einer Taillen-hohen, schmalen Hose vorstellen (Check!), am liebsten in Dunkelblau. Einen entsprechenden Baumwollstoff hätte ich sogar vorrätig, allerdings mit zu viel Stand – wenigstens für eine Bundfaltenhose. Ähm, ja, das bleibt wohl fürs Erste Zukunftsmusik!

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12 Kommentare

  1. Wie toll, gerade mit dem kontrastierenden Topstitching und viel zu schade als Pyjamaoberteil, die jetzt noch vorhandene kastige Form finde ich ziemlich gut, lg Anja

  2. Ich hab schon mal eine Allie aus einem alten Hemd gemacht und im Rücken die Passe oben angebracht. Aber der Streifen unten gefällt mir auch sehr gut, weil er auch die Vorderseite “verziert”.
    Mir geht es genauso, ich nähe gerne mit Hemden, weil es die Sache spannender macht. Ich puzzle wohl einfach gerne 🙂 Außerdem sind Hemden meist aus guten, angenehm angenehmen Stoffen.

    • Manuela

      Da sprichst Du einen wichtigen Punkt an. Upcycling ist zeitintensiv(er), da sollte die Stoffqualität schon stimmen – und außer Hemdenpopeline und Anzugwolle fällt mir da nicht viel ein bei neuen Klamotten, selbst Denim hat heutzutage fast immer (zu viel) Elasthan und altert dementsprechend nicht schön.
      Dank Dir & liebe Grüße Manuela

  3. Hemdenupcyckling wird ja richtig zu deinem Ding, schade, dass Marvin fast nie welche trägt eigentlich, das Top gefällt mir und der Prozess klingt nach Spaß!
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Manuela

      Nur Upcycling wäre nicht meins, aber zwischendurch macht es wirklich Spaß. Es ist ein wenig, als ob man “Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das ist…” spielt.
      Danke & herzliche Grüße
      Manuela

  4. eine supersüsse, superschicke bluse!
    erst auf den 2.blick geht einem auf, dass sie mal einbiszwei herrenhemd war….

    zur passform allgemein: nach über 30 jahren klamottenmachen weis ich, dass passform tages-abhängig ist. deswegen mache ich keine auf den körper geformten klamotten mehr – selbst einunddieselbe person kann schon am nächsten tag nichtmehr “perfekt” reinpassen – zuviel gegessen, zuwenig getrunken, sport gemacht, erschöpfung, verspannung, etc. – und schon “steht” der körper anders da. gerade eben an schultern/armkugel…
    das einzige “steife” teil, was ich noch nähe, ist ein fester taillenbund für röcke – das ist bei mir das warnsignal, nicht zuviel zu fressen ;-D

    was das hinterbein deiner hose betrifft – rätselhaft. klingt nach grundsätzlichem konstruktionsfehler schon im grundschnitt. für jemand, der viel hosen näht, wäre es IMHO nützlich, sich einen hosengrundschnitt auf die eigenen masse zu konstruieren und anzupassen via nesselmodelle. verschiedene bünde/taschen/beinweiten etc. sind dann die sahne auf der torte. guck mal (antiquarisch) nach diesem buch: systemschnitt von jansen/rüdiger, verlag schiele&schön. wirkt erstmal dated, ist aber tatsächlich das freischwimmerabzeichen in sachen schnitt – ohne den 19.jh. ballast von müller&sohn 😀

    <3 xxxxx

    • Manuela

      Was für ein schönes Kompliment, dass man erst auf dem zweiten Blick sieht, was es mal gewesen ist. Danke!
      Dank Dir auch für den Buchtipp. Ich habe den Titel in der BIB gefunden und werde mir das Buch die kommenden Tage mal ausleihen, sofern es mir jetzt niemand vor der Nase wegschnappt.
      Beim Thema Konstruktion bin ich eher noch Seepferdchen, wenn auch sehr begeisterungsfähig. Ich empfinde eine gute Passform als Luxus ganz eigener Art. Was die körperlichen Schwankungen betrifft, hast Du natürlich Recht. Das geht bei mir schon beim Messen los, 3 x gemessen und 3 Ergebnisse. Die perfekte Passform ist wohl eher ein Ideal, die Realität (wie wohl bei anderen Sachen auch) ein guter Kompromiss.
      Herzliche Grüße
      Manuela

  5. Richtig hübsch, dein kleines Top.
    Mir geht es, was das Upcycling betrifft, ähnlich; ich finde die Idee gut, mag aber keine offensichtlich zusammengestückelten Teile tragen und bin auch nicht der Patchwork-Typ.
    Aber wenn es so dezent zusammengestellt ist, wie dein Top, würde ich es auch tragen wollen.
    Herzliche Grüße von Susanne

    • Manuela

      Auch wenn ich verstehen kann, warum das “Zusammengestückelte” mitunter zur Schau gestellt wird, geht es doch um die Demonstration einer politischen Haltung, ist dezente Zurückhaltung auch eher meins. Na, ja wenigstens bei Bekleidung.
      Dankeschön & liebe Grüße
      Manuela

  6. Tolles Upcycling. Dein neues Oberteil gefällt mir sehr gut.

    Schade, dass der Schnitt an sich nichts war. Danke für die Vorwarnung.

    Lieber Gruß,
    Muriel

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