Dieses Mal hat es geklappt! Weder habe ich die Ankündigung verpasst (meist nur noch auf Instagram), noch war das Wochenende schon verplant (wenigstens nicht ganz), die Anmeldefrist vorbei oder kein Platz mehr frei, während ich noch darüber nachdachte: “Soll ich, oder nicht…”

Hinter mir liegen eineinhalb wunderbare Tage, wo ich endlich ein paar Bloggerinnen treffen konnte, die ich gefühlt schon Ewigkeiten kenne – zumindest virtuell; wir schreiben uns seit Jahren. Und ein paar neue reizende Nähbekanntschaften habe ich auch gemacht. Ein großes DANKESCHÖN an Anja, Claudia (@kaffebrod), Muriel und Sabine, die das Treffen organisiert haben. Die Damen haben um Feedback gebeten, was ich hiermit gern tun möchte – ganz altmodisch auf dem Blog.

Wie hat Dir das Treffen insgesamt gefallen?

Ganz klar fünf Sterne….

Ausstellungsansicht: “Das ist Leder! Von A bis Z”

Was hat Dir am besten gefallen?

Mir hat das Tagesprogramm am Samstag ungemein gefallen: Kunst & Handwerk, Design & Mode, Museum & Atelier, lokal & global, historisch & zeitgenössisch… eine Mischung, die mir sehr entgegen kam. Außerdem war ich von Frankfurt als Stadt angetan…

Den Vormittag haben wir im Ledermuseum in Offenbach verbracht. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass Offenbach mal DER Produktionsstandort für die Herstellung von Lederwaren in Deutschland gewesen ist, was vielleicht erklärt, wieso es eigens ein Museum für Leder dort gibt. Und so haben wir in der Ausstellung Das ist Leder! Von A bis Z Antilopen über Haifische und Krokodile bis hin zu Ziegen gestreichelt. Es wurden auch pflanzliche Alternativen vorgestellt – man kann tatsächlich aus Ananas “Leder” machen… Mit dem Berühren der Häute poppten auf Bildschirmen Informationen zur Herstellung und Verwendung des jeweiligen Leders auf.

Weiter ging es mit der Ausstellung Leder. Welt. Geschichte. 100 Jahre deutsches Ledermuseum (1917-2017). Die Sammlungsgeschichte des Museums und was der Fokus der Sammlung ist, wollte sich mir zwar nicht so recht erschließen, allerdings habe ich es genossen, quer durch die Jahrhunderte und über die Kontinente zu reisen. Es gab eine Reihe kurioser Objekte aus Leder zu sehen, mich hat die Präsentation entfernt an die Wunderkammern des Barocks erinnert. Eine Erkenntnis habe ich doch mitgenommen: Leder war und ist ein globales Produkt, während sich Textilien lange Zeit geografisch zuordnen haben lassen; Seide – China, Baumwolle – Indien, Hanf & Wolle – Europa…

Als letztes waren wir noch in der Ausstellung TSATSAS (ja, ja es ist immer noch derselbe Vormittag…) – ein lokaler Täschner. Gezeigt wurde der Herstellungsprozess vom ersten Entwurf bis zum fertigen Produkt. Außerdem war das Sortiment des Labels zu sehen, lustigerweise wie Kaiten Sushi auf dem Fließband präsentiert. Neben der Materialkunde dürfte dieser Museumsteil die meisten begeistert haben. Wenn man mit Selbermacherinnen unterwegs ist, wird eher die Bauart eines Objektes als die Geschichte studiert.

Mittag war ich im Team mediterrane Küche in der kleinen Markthalle und danach ging es in den “Garment District” von Frankfurt zum gemeinsamen Stoffbummel. Nach Anjas Post wollte ich unbedingt bei JP Stoff Export vorbeischauen. Der Laden ist tatsächlich bis unter die Decke mit Stoffrollen vollgestopft. Es war großartig – am Ende habe ich allerdings nichts gekauft.

Am späten Nachmittag waren wir zu einem Talk bei Quartier Frau, ein Zusammenschluss von mehreren Designerinnen in einer Art Concept Store, die sich Nachhaltigkeit und Female Empowerment verschrieben haben. Mich hat der großzügige Blick, der uns hinter die Kulissen gewährt wurde, überrascht. Als Hobby-Seamstresses dürften wir nicht zur primären Zielgruppe gehören, da weder potentielle Kundin noch selbst professionelle Designerin. Wie viele Meter werden bei den Stoffhändlern geordert? Welches Größenspektrum wird abgedeckt? Wie viele Größen werden je Modell genäht? Fragen, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe. Spannend!

Interessant fand ich auch die Kontroverse zu digitaler Mode, die nicht mehr für Menschen aus Fleisch und Blut genäht, sondern für deren Avatare programmiert wird. Seinen Anfang hat diese Entwicklung in der Gaming-Szene genommen, als man mit “Skins” seine Figur im Videospiel individuell ausstatten konnte. Die Fürsprecher sehen darin eine Menge Potential, z. B. einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, wird doch der Entwurf gar nicht mehr genäht. In den Ohren der Skeptiker klingt das Ganze eher nach Dystopie. Ich frage mich derweil: Wie viel Energie braucht es für das Programmieren eines digitalen Outfits, und wie viel Energie verbrauchen die modischen Mini-Me’s, wenn sie sich durch den virtuellen Raum bewegen? Zu Tausenden…

Was hat Dir nicht so gefallen? Was hättest Du gern anders gehabt?

Nicht so gefallen, trifft es nicht, eher ein wenig traurig gestimmt. Einmal mehr ist mir bewusst geworden, dass man mit einem Blog aus der Zeit und damit auch aus der Gemeinschaft fällt. Die Nähcommunity vernetzt sich längst woanders. Wir waren zu zweit (?), die keinen Instagram-Account hatten. Die meisten auf dem Treffen waren also Instagrammerinnen und ich kannte sie nicht. Das ist übrigens nicht meiner Ignoranz geschuldet, sondern Facebook reglementiert den Zugang. Wenn man selbst kein Konto hat, kann man Instagram nur kurz nutzen, bevor ein Fenster mit der Aufforderung “Melde Dich an…” alles verdeckt. Das ist inzwischen selbst bei den verlinkten Insta-Posts beim MeMadeMittwoch so, nach dem Anklicken von zwei bis drei Beiträgen fällt der Vorhang.

Ich mag hier nicht schon wieder gegen Instagram wüten, das wäre erstens nicht fair, weil ich echt liebe Insta-Nutzerinnen auf dem Treffen kennengelernt habe, außerdem habe ich schon an anderer Stelle dagegen anzuschreiben versucht (hier & hier). H. ist da übrigens pragmatischer, er fragte mich danach: “Warum bespielst Du nicht beides (z. B. um die Schnittbesprechung von Le 305 anzukündigen), oder wechselst?” Aber so einfach ist das nicht, wenigstens für mich. Nicht weil ich Instagram für oberflächlich halte – hey, ich schreibe hier über Mode und DIY – sondern, weil ich mich an dem störe, was hinter der Oberfläche ist, dem Geschäftsmodell von Facebook. Am Ende des Tages werde ich wohl entscheiden müssen, was mir wichtiger ist, das kann mir keiner abnehmen. Anja scheint bei der Lösung dieses Zwiespaltes schon weiter zu sein.

Möchtest Du uns sonst noch etwas mitteilen?

Nochmals danke, Ihr Lieben. Es war wirklich schön.