Itsy Bitsy Teenie Weenie … Pietra Pants & Wrap Top

Anfang des Jahres hatte ich es bereits erwähnt, dass ich Schlaf- und Unterwäsche brauche. Was ich nicht erwähnt habe, dass ich solche Sachen (mit Ausnahme vielleicht von BHs) nicht besonders gern nähe; hinzu kommt, dass ich seit ein paar Jahren Bekleidung kaum mehr kaufe. Was ich an Schlaf- und Unterwäsche besitze, wird also durch den pausenlosen Wechsel von Tragen und Waschen stark beansprucht. So ist mein Pyjama, den ich mir beim letzten Homewear Sew Along genäht habe, mittlerweile fadenscheinig geworden, ich habe ihn vor ein paar Wochen entsorgt. Marias (Fadenwechsel) „Wäschehalbjahr“ kommt mir daher mehr als gelegen. Ich freue mich, dass die Verabredung zum virtuellen Nähkränzchen geklappt hat!  Da wirklich Not am Mann an der Frau war, kann ich heute auch schon etwas vorweisen.

Schnitt, Stoff & Schwierigkeitsgrad

 „Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot…” Was habe ich mir bloß beim Kauf dieses senfgelben Baumwollstoffes mit weißen Punkten (K**stadt) gedacht. Wahrscheinlich genau das: Sonne, Strand und Meer; frech, fröhlich und damals vielleicht ein wenig frivol; die 50er und 60er Jahre waren die Blütezeit großer Punktemuster in kräftigen Farben. Was ich dabei wohl vergessen habe, dass mir Senfgelb nicht steht, und so lag der Stoff und lag … bis ich den Einfall hatte, mir daraus eine neue Pyjamahose zu nähen.

Der Schnitt ist die Pietra Pants aus der Rome Collection von Closet Case Patterns, die letzten Sommer erschienen ist. Ehrlich gesagt, war ich von der Kollektion enttäuscht. Bis dahin hatte sich Closet Case Patterns für mich durch anspruchsvolle Klassiker unter den Indie Labels hervorgetan (wie z. B. Schnitte für Jeans, einen Blazer, eine Windjacke oder Chino). Nun also eine „Capsule Wardrobe“ für Anfänger. Bitte, nicht falsch verstehen: Wir haben alle irgendwann begonnen, aber für Anfänger gibt es SOOO viele schöne Schnitte auf dem Indie-Markt! Etwas halbherzig, eher aus Markentreue habe ich dann die Pietra Pants gekauft: eine taillenhohe Hose mit Gummizug, die allerdings eine einfache wie geniale Taschenlösung hat. Neben verschiedenen Längen (Shorts, 7/8 oder lang) kann man den Schnitt entweder als Karotte oder als Marlene nähen. Ich habe mich wohl für die unpopulärere entschieden – die Marlenevariante in 7/8 Länge – von der man vergleichweise wenig Umsetzungen im Netz sieht; vielleicht, weil sie nicht gerade ein Schlankmacher ist, wie ich gerade anhand der Fotos merke.

Dazu trage ich das Wrap Top des in Sydney ansässigen Labels In the Folds in Zusammenarbeit mit dem Peppermint Mag, einer australischen Zeitschrift für Mode, Slow Food und Nachhaltigkeit. In the Folds hat mehrere Schnittmuster für das Peppermint Mag entworfen, die man sich kostenlos herunterladen kann. Genäht habe ich mein Wrap Top aus einem schwarzen Baumwollstoff, der die Struktur von japanischem Dobby hat. Es handelt sich um einen Stoffrest. Vermutlich kennt Ihr das? Lange Zeit habe ich Stoff immer entsprechend des in der Anleitung angegebenen Verbrauchs gekauft, weshalb sich hier haufenweise Reste von 40-80 cm angesammelt haben. Die meisten Schnittmusterhersteller geben den Stoffverbrauch doch recht großzügig an. Hier hatte ich zwei Reste desselben Stoffes (von dieser Hose und diesem Kleid), zusammen haben sie für das Wrap Top gereicht.

Größe, Passform & Anleitung

Genäht in Gr. 12. Laut Maßtabelle hätte in der Taille Gr. 10 für die Pietra Pants gereicht. In der Anleitung ist auch wunderbar erklärt, wie man zwischen den Größen gradiert. Warum ich es dennoch nicht gemacht habe? Die Hose wird durch einen Gummizug auf Taille gebracht. Auch ohne den Gummizug sollte die Hose in der Taille mindestens hüftweit sein, weil man sie sonst nicht über den Hintern bekommt. Einige scheinen das Problem auch gehabt zu haben, denn Heather Lou hat zusätzlich zur Anleitung ein Tutorial herausgebracht, wie man in der Seitennaht einen nahtverdeckten Reißverschluss einnäht. Für mich ein Entweder-Oder: Reißverschluss und Gummizug zusammen machen für mich wenig Sinn, bei einem Reißverschluss würde ich die Mehrweite zur Taille hin über Abnäher herausnehmen. Ansonsten ist die Anleitung in der Qualität, wie man sie von Closet Case Patterns kennt.

Das Wrap Top ist Gr. D. Keine Anpassungen. Die bebilderte Anleitung ist gut nachvollziehbar. Das Einzige, woran ich mich nicht gewöhnen konnte, ist die Nahtzugabe von 12 und 6 mm für französische Nähte. Ich habe mit 15 und 7,5 mm gearbeitet. Funktioniert auch! Was mir dagegen sehr gefallen hat, ist folgender Hinweis in der Anleitung:

Consider using fabric from your stash before going to buy something new. […] You might be surprised by what you find there. Before selecting your fabric, really think about how this garment will fit in your wardrobe…

An Diäten, zumindest an sehr ambitionierten, vermisse ich oft die Nachhaltigkeit. Wenn der erste Enthusiasmus verflogen ist, fällt es schwer sie durchzuhalten. Eine Haltung zu kultivieren, die mehr auf die Nutzung von Vorhandenem setzt, klingt im ersten Moment weniger spektakulär, ist für mich auf lange Sicht aber praktikabler.

Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen? Weiterempfehlen?

Sicherlich werde ich die Pietra Pants nochmals nähen, vermutlich die Shorts für den Sommer. Die Konstruktion der Taschen finde ich originell – habe sie in der Art auch noch nicht gesehen. Mein Lieblingsschnitt von Closet Case Patterns wird es indes nicht, dafür bin ich durch die anderen Hosenschnitte von Heather Lou zu verwöhnt. Auch ein zweites Wrap Top kann ich mir vorstellen, allerdings gibt es so viele interessante Schnitte… Es ist auf jeden Fall nicht mein letzter Schnitt von In the Folds gewesen.

Und wie geht es nun weiter? Für das nächste Treffen hat Maria den 12. April vorgeschlagen. Ich werde das zum Anlass nehmen, mir ein paar Sets an Schlaf- oder Unterwäsche zu nähen. Konkrete Pläne habe ich noch nicht, interessieren würde mich Lingerie der 30er Jahre. Allerdings liegt hier noch ein BH-Schnittmuster, das bezwungen werden will…

Liebe Maria, passender hätte also Deine Inspiration zu den Vintage-Schnitten von Vera Venus, wie überhaupt die ganze Aktion nicht sein können. Danke!

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15 Kommentare

  1. Bei Stoffen, die länger liegen, frage ich mich manchmal auch, warum ich die eigentlich gekauft habe, : ), aber als Pyjamahose macht der Stoff sich wirklich gut und zusammen mit dem Wickeltop wirkt es direkt schick.
    Zum Nähen von Schlafkleidung kann ich mich auch nur selten aufraffen und ich denke auch beim Stoffkauf nie, dass dieser oder jener Stoff einen guten Schlafanzug abgäbe. Eigentlich blöd, denn man verbringt ja doch viel Zeit in Nachtwäsche und wenn die hübsch und bequem ist, macht das auch Freude.
    LG von Susanne

    • Herzlichen Dank Susanne.
      Tue ich auch nicht, weder beim Stoff- noch beim Schnittkauf. Nachtwäsche ist für mich eher ein Experimentierfeld: Stoffe, die ich auf der Straße nicht (mehr) unbedingt tragen würde; Schnitte, bei denen ich unsicher bin; Vintage; Upcycling… So versuche ich es mir zumindest schön zu reden.
      Viele, liebe Grüße,
      Manuela

  2. Ha, ich habe auch vor 2 Wochen zum zigsten Mal aus sommerlicher Musterbaumwolle, die ich genau wie du aus unerklärlichen Gründen gekauft habe, eine Schlafanzughose genäht. Es ist unbefriedigend, weil so banal, ja! Aber dennoch schlafe ich mittlerweile viel lieber in diesen Hosen, die auch als bunte Sommerhose durchgehen würden, weswegen sie einen schönen Lümmellook ergeben. Oberteile habe ich hingegen noch nie genäht. Mal sehen, ob ich Fotos zustande bekomme, bin derzeit etwas unmotiviert diesbezüglich. LG Anja
    P.S. Und da das Gelb unten ist, steht es dir schon!

    • Magst Du Dir nicht mit den Fotos vielleicht einen Ruck geben! Ich fühle mich in der Nähbloggerinnenwelt langsam recht alleine…
      Für Nachtwäsche nehme ich inzwischen auch nur Naturstoffe ohne Elasthan (sprich: Mikroplastik). Die für Nachtwäsche geeigneten Schnitte sind ja nicht so passformsensibel und Knittern ist hier auch egal, mir zumindest…
      Ich verstehe, was Du mit banal meinst, geht mir genauso. Andererseits habe ich mal länger im Krankenhaus gelegen, als ich noch nicht genäht habe. Hätte ich individuelle Nachtwäsche (ok. überhaupt welche) gehabt, hätte mir das im Rückblick schon geholfen, mich nicht auf einen Krankheitsfall zu reduzieren und reduziert zu werden.
      Dank Dir & liebe Grüße,
      Manuela

  3. Da passte ja wirklich jetzt alles zusammen 🙂 Schön dass du die Stoffe so gut verwerten konntest! Und danke für die ausführlichen Reviews.
    Ich finde beide Teile sehr gelungen und hätte auch gerne so schöne Klamotten zum Rumhängen 🙂
    Da kann man ja was dran machen!
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Gern.
      Ich würde mich sehr freuen, wenn Du dann Deine neuen Outfits zum Rumhängen zeigst, sofern Du überhaupt noch die Zeit zum Rumhängen hast…
      Liebe Grüße
      Manuela

  4. Wie schön, dass Du auch dabei bist. Mein Post steht noch aus, aber den schaffe ich in den nächsten Tagen auch noch. Pyjamas selber nähen lohnt sich sehr, finde ich. Besonders, wenn man lange Beine und Arme hat, bei gekauften Jersey-Schlafanzügen sind die Beine und Ärmel ja meistens schom von vorneherein zu kurz und schrumpfen dann auch noch mit jeder Wäsche.
    Deine “Vorarbeit” sieht super aus, sehr bequem, und die Tür für den Paketboten kann man auch gut darin öffnen.
    Ich finde den Ansatz: “erst mal schaun, was da ist” ebenfalls gut. Tatsächlich ist meine “Stoffdiät” darauf aufgebaut. Wenn ich mehrere Schnitte in einer Zeitschrift gut finde, dann entscheide ich mich für den Schnitt, für den ich Stoff im Vorrat habe. Irgendwann hat man dann gleich ein Bild von einer passenden Kombination im Kopf.
    Viele Grüße, Stefanie

    • Dankeschön & dito!
      Mit Deinem Karteikartensystem hast Du vermutlich auch schnell einen Überblick über Deinen Bestand – kannst die Karten leicht bestimmten Schnitten zuordnen. Das Ding hat es mir wirklich angetan. Macht mehr her als meine Exeltabelle und ist praktischer als ein Heft…
      Liebe Grüße,
      Manuela

  5. Nach dem ersten, zugegebenermassen flüchtigen, Blick auf Deinen Blogbeitrag dachte ich voller Freude “wie schön, Manuela hat sich eine hellgelbe Pietrapants für den Frühling genäht”! Als Schlafanzug ist die aber schon sehr . sehr schick, finde ich, vor allem wenn sie mit dem schwarzen Top kombiniert wird. Aber klar, wenn der Stoff Dir nicht gefällt, dann ist dies sicher ein wunderbarer Verwendungszweck.
    Meine Meinung über die Pietrapants ist mittlerweile doch ganz positiv. Ich hatte ja noch eine zweite Version genäht, aus einem Twill von Zuleeg, die müßte ich auch noch mal verbloggen, fällt mir dabei ein. Ich hatte bei der zweiten Version die Raffung im HInterteil (also der Hose:-)) reduziert und dann auch einen seitlichen RV eingenäht. Beide Hosen trage ich ganz gerne.
    Gute Idee mit diesem Unterwäsche- Sewalong, da mußt ich mal stöbern gehen!
    LG Barbara

    • Dass ich diese Hose nicht auf der Straße anziehen mag, lieg tatsächlich am Stoff und nicht am Schnitt, Schlafen tut sich darin allerdings auch ganz gut… Eine Version mit RV würde ich auch gern versuchen wollen, dann aber mal mit Abnähern… Ja, bitte verbloggen! Mich würden Deine Änderungen sehr interessieren.
      Herzlichen Dank & liebe Grüße,
      Manuela

  6. Die Stoffreste in der Größe habe ich auch zuhauf. Zuletzt hab ich mir daraus ebenfalls Homeware genäht, Schnitte mit Unterteilungen funktionieren dann gut. Dein Wrap Top sieht schön aus und passt mit der Wickellösung gut zur Hose, so wird die Taille gut in Szene gesetzt. Insgesamt muss ich dir aber zustimmen was die Rome Collection angeht, ich war auch eher enttäuscht von den Schnitten. Zum Glück gibt es da draußen noch einige Alternativen, ich schau mir jetzt mal in the folds an 🙂
    LG
    Jenny

    • Color Blocking bzw. Mustermix ist auch eine super Idee, um aus kleineren Stoffresten noch ein Kleidungsstück herauszubekommen. Danke für die Idee!
      LG Manuela

  7. Ich bin ganz begeistert von deinem Outfit, gelb ist doch sehr modern. Witzigerweise habe ich gerade gestern mein Wrap Top fertig genäht.

    LG, Heike

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