Hemdblusenkleid Sew Along II: Schnittanpassung & Probemodell

Ehrlich gesagt, hat mich die Resonanz auf unser erstes Treffen wirklich überrascht – und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Ich hätte nicht erwartet, dass es noch so viele gibt, die sich nicht nur für das Ergebnis, sondern das gemeinsame Erlebnis interessieren, nicht nur das fertig genähte Kleidungsstück zeigen, sondern den Weg dahin miteinander teilen wollen. Insofern bin ich schwer begeistert, wer alles unserer Einladung zu diesem virtuellen Nähkränzchen gefolgt ist. Danke!

Überrascht hat mich auch die Schnittmusterauswahl. Weniger das Neuste als die Lust sich mit vorhandenen Schnitten auseinanderzusetzen – und diese nicht nur anzupassen, sondern den eigenen Vorstellungen entsprechend abzuwandeln und sich so das Design zu eigen zu machen. Vielleicht müsste der Titel des zweiten Treffens daher lauten: von Schnittanpassungen, Probemodellen und Patternhacks. Gastgeberin ist dieses Mal Tina (sienaehtschonwieder), die die Beiträge auf ihrem Blog sammelt.

Schnitt & Stoff

Ich habe mich letztlich für Eleonora von Vikisews entschieden. Eine Vernunftentscheidung. Einfach, weil ich den Schnitt schon mal vor ein paar Jahren angefangen habe zu nähen und hier noch ein UFO davon herumliegt. Es existiert also ein unfreiwilliges Probemodell, das mir zeigt, wo ich die Passform verbessern kann. Da ich für den zweiten Ärmelaufschlag und für den Gürtel keinen Stoff mehr habe, werde ich die erste Version nicht vollenden; geplant ist, das Kleid abzuschneiden und ein Hemd daraus zu machen, „boxy & cropped“, und vielleicht noch farblich passende Shorts dazu. Als Pyjama.

Mein Stoff für die zweite Version ist ein mint-farbiger Baumwollstoff (3 m von Idee), leicht strukturiert, mit etwas Stand. In dieser Mischung aus frisch und formstabil schwingt vielleicht noch etwas von meiner „Mugler-Manie“ mit. Der zunächst geplante Chambray ist bei H. durchgefallen; er fand, es sah nach Mao-Uniform aus. In welcher Farbe würdet Ihr die Stepp-/Ziernähte machen? Ton in Ton oder farblich verschieden.

Größe, Anpassungen & Passform

Eine Besonderheit bei Vikisews ist, dass man den Schnitt nur in einer einzigen Größe erhält. Also muss die Auswahl gut überlegt sein. Ich habe mich anhand der Maßtabelle und Fertigmaße für Größe 40 in der Länge 170-176 cm entschieden. Vikisews unterscheidet nicht nur zwischen Konfektionsgrößen, sondern bietet diese auch für vier verschiedene Körpergrößen bzw. -längen an.

Die Größenwahl stellt mich bei Ein-Größen-Schnitten, v. a. in verschiedenen Längen, jedes Mal vor eine kleine Herausforderung: Man muss im Vorfeld über Körper- und Fertigmaße, Proportionen und Stil sowie den Dehnungsfaktor bei Strickstoffen nachdenken.

Bei Eleonora hatte ich mich vertan: Gemäß meiner Maße hätte ich bei Vikisews Gr. 42 in der Länge 170-176 cm wählen müssen. Die Fertigmaße des Kleides enthalten laut Anleitung in der Brust 21,7-23,7cm, in der Taille 42,6-44,7 cm und in der Hüfte 18-20 cm Zugabe, weshalb ich dachte, ich könne mindestens eine Größe kleiner wählen. Allzu Oversize mag ich an mir nämlich nicht. Das Probemodell passt, aber Bewegungszugaben sind eben auch Designzugaben! Ich werde in der finalen Version an den Seitennähten Weite dazugeben und das Kleid auch noch etwas verlängern, um den lässigeren Look auf den Modellfotos zu erreichen.

Aber nicht nur der Stil des Schnittes ist bei Ein-Größen-Schnitten vor dem Kauf zu beachten, sondern auch die eigenen Proportionen. Auch wenn das bei Eleonora eine geringe Rolle spielt (Gürtelschlaufen lassen sich ja problemlos versetzen), will ich es dennoch nicht unerwähnt lassen. Hätte das Kleid eine Taillennaht bzw. einen Designwechsel in der Taille wäre ich besser gefahren, den Schnitt in der Länge 162-168 cm zu kaufen und die fehlende Länge dann am Rockteil dazuzugeben; ich habe bspw. einen vergleichsweise kurzen Torso und lange Beine.

Allgemeiner und ausführlicher schreibt Tina heute zu Proportionen. Als ob wir es abgesprochen hätten…

Nun bin ich gespannt, wie weit Ihr seid!

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18 Kommentare

  1. Liebe Manuela,
    ich habe es in zwei Wochen nicht geschafft, mich mal für zwei Stunden am Stück an den Computer zu setzen, um einen Post zu schreiben, und daran ist nicht nur die Marmelade schuld. Ih sollte meine Aktivitäten-Anzahl vielleicht doch ernstlich überdenken. Aber heute wird’s was, ich sitze mit einem Kaffee auf der Terrasse und werde dort ausharren, bis ich fertig bin. Die Idee des Sew-Alongs ist so schön!
    Eleonora war der Schnitt, der mir am besten gefiel. Ich finde Deine Stoffauswahl für den ersten Versuch sehr spannend. In so einem Stoff hätte ich Dich nicht gesehen, aber das zeigt auch, wie sich der Geschmack ändert. Tatsächlich kann ich mir einen Pyjama daraus sehr gut vorstellen. Dieses starke Muster auf der großen Fläche wäre mir zuviel.
    Bei Steppnähten bin ich immer Team “Ton-in-Ton”, und bei diesem hellen Mintgrün und diesem Schnitt würde ich eine oder zwei Schattierungen dunkler für einen leichten Kontrast wählen.
    Liebe Grüße von der glühenden Terrasse,
    Stefanie

    • Manuela

      Da bin ich ja beruhigt, dass Du keine Nachtschicht auf der Terrasse schieben musst… Tatsächlich habe ich aus dem Stoff schon zwei Oberteile, eines davon sogar verbloggt.

      https://heftstich.net/wo-hoert-eigentlich-altmodisch-auf-und-faengt-retro-an/

      Aber ein Oberteil ist eben kein Kleid und tatsächlich war mir das Muster über die Fläche auch zu viel, weshalb ich damals die linke Stoffseite nach außen genommen habe. Sollte etwas von einer ausgeblichenen Tapisserie haben, allerdings hat sich die Idee überlebt. Außer vielleicht für Homewear.

      Liebe Grüße Manuela

      • Stimmt, an die Bluse habe ich mich gar nicht mehr erinnert. Sie ist zauberhaft und steht Dir super. Also zurück: Ich sehe Dich tatsächlich in dem Stoff, aber vielleicht nicht in ganz so viel davon. Wie Du selber sagst.
        Liebe Grüße, Stefanie

  2. Eleonora war eine gute Entscheidung, denke ich. Nicht nur, weil du quasi schon ein Probemodell hast, sondern auch, weil es ein Sommerkleid werden wird, das gut zu dir passt. Zu deiner Frage, ich würde den mintfarbenen Stoff kontrastig absteppen. Sei es eine andere Farbe, sei es einen Grad dunkler im gleichen Farbton. Aus dem UFO ein cropped Top und eine Pyjamahose zu machen, finde ich ebenfalls eine gute Idee. Der geblümte Stoff ist schön, die verlinkte Bluse gefällt mir gut, aber für ein Kleid ist es etwas unruhig viel.
    Liebe Grüße, heike

    • Manuela

      Die Lektion aus dem „Probemodell“: Der Stoff ist wie Gâteau au Chocolat für mich, beim ersten Stück super lecker, beim zweiten kippt es… kurzum nur in Maßen genießbar.
      Dank Dir & liebe Grüße Manuela

  3. Ich bin ebenfalls Team Eleonora, auch weil es der schönste Name unter all den Schnitten ist. Ja, das du über die Zweifarbigkeit hinaus bist, verstehe ich, allerdings finde ich die Pyjama Idee wunderbar. Beim Absteppen gehe ich meist auf Nummer sicher, würde also Ton in Ton wählen. Zwei Töne dunkler stelle ich mir auch schön vor. Vor Kurzem habe ich die Sunshine Jeans jedoch mit einem Cornetto Bottermelk Zitronengelb abgesteppt und freue mich darüber bei jedem Anziehen. Damit kann ich mir auch einen Versuch mit Koralle, hellem Gelb oder Apricot vorstellen. Aber nur wenn es dir Freude bereitet!
    Grüße, Tina

    • Manuela

      Ich glaube, ich mache es von den Knöpfen abhängig, die habe ich nämlich noch nicht bzw. kann ich die, an die ich eigentlich dachte, gerade nicht finden. Bei Jeans war ich bisher auch eher Team Kontrastgarn.
      Liebe Grüße Manuela

  4. Das ist bestimmt die richtige Schnitt-Wahl für dich. Ich kann mir den Schnitt sehr sehr gut an dir vorstellen und bin in dem Fall auch Team “Absteppen in gleichem Farbton nur dunkler”. Stelle ich mir sehr schön vor.

    Deine Idee mit dem Pyjama klingt auch toll. Ich gestehe: Dafür fehlt mir dann meist die Muse bzw. mit dem Nähen von “Bettsachen” mag ich mir meine rare Nähzeit nicht vertreiben. Dabei finde ich so schöne Pyjamas sooo schön. Ich glaube, in dem Stoff wirst du gut schlafen.

    Vor Ein-Größen-Schnitten schrecke ich wegen der vielen Gedanken vorab immer zurück. Auch weil ich doch immer wieder zwischen 36 und 38 hänge und gerne in der Hüfte von 36 auf 38 gradiere. Von daher kann ich deine Gedanken auch sehr gut verstehen.

    LG Miriam

    • Manuela

      Na, ja ein wenig scheint mir wohl auch die Muse für Nachtwäsche zu fehlen, insofern der Pyjama bisher Idee geblieben ist. Theoretisch finde ich sie super, nur der passende Moment sie umzusetzen will nicht kommen…
      Liebe Grüße Manuela

  5. Witzig, wegen der Knopfdetails und dem Gürtel hat das Kleid für mich so “Safari”-Stil-Vibes, wild geblümt hätte ich damit nicht assoziiert. Und dich auch nicht mit einem geblümten Kleid, aber du hast das ja gleich gekonnt gebrochen, indem du die linke Stoffseite verwendet hast… hättest.
    Beim Absteppen neige ich zu Ton in Ton, zumindest darf die Garnfarbe nicht zu dunkel sein.
    Und das 726 hast du hoffentlich noch nicht abgeschrieben.
    Herzliche Grüße
    Christiane

    • Manuela

      Keine Sorge, 726 habe ich nicht abgeschrieben. Ich werde den Schnitt zuerst als Bluse nähen, weil ich dafür ausreichend Stoff im Haus habe. Für das Kleid hätte ich extra Stoff kaufen müssen, es braucht in meiner Größe ca. 4 m.
      Viele liebe Grüße
      Manuela

  6. So hat doch auch ein misslungenes Kleidungsstück noch einen Nutzen als Probeteil – sehr praktisch 🙂 Und ich finde die Spielerei mit den Stoffseiten auch etwas schwierig, weil ich erst dachte, Du präsentierst es von links, allerdings ist das natürlich so ein Schneiderleinding und die meisten anderen würden das vermutlich nicht direkt assozieren.

    Bei der Garnfarbe bin ich eher auf passend – auch weil ich mint einfach hübsch finde 😉

    Liebe Grüße, Anne

    • Manuela

      Scheint wirklich ein Schneiderlein-Ding zu sein. Der Kurzwarenhändler des Vertrauens – von Hause aus Schneider – kam, als ich damals Knöpfe und Garne für das “Probemodell” aussuchte, auch nicht darüber hinweg, dass ich die falsche Stoffseite verwenden wollte…
      Es wird übrigens bei dieser Version Ton in Ton. Derselbe Schneider mag offenbar auch keine farblich abweichenden Steppnähte.
      Lieben Gruß Manuela

      • Interessant mit den Schneidern. Ich wollte mal kontrastfarbenes Futter bei meinem Stoffhändler kaufen, keine Chance. Erst als wir (er) den perfekt passenden Braunton ausgewählt hatte, bekam ich meine benötigte Stoffmenge. Farben außerhalb der klassischen Norm, also nur bei Händlern/Schneidern außerhalb des Establishments 😉
        Grüße, Tina

        • Manuela

          Ach Tina, da sagst Du etwas… Bei Knopfhändler:innen meiner Erfahrung nach ganz ähnlich, auch da bedeutet wir eher sie/er…
          Lieben Gruß, Manuela

  7. Schade, dass das erste Kleid nicht fertig geworden ist. Zum Abschneiden finde ich es fast zu schade. Kannst du es nicht als Hauskleid tragen? Allerdings bin ich auch bei dir, dass die links-rechts-Spielerei nicht ganz überzeugend wirkt. Es ist irgendwie zu offensichtlich die linke Seite und wirkt verwaschen, da der Kontrast mit dem Blumendruck nicht zur Geltung kommt.

    Ich finde auch, dass Eleonora etwas uniformhaftes hat (okay, aber ein Stück weg von der Mao-Uniform ist es schon), aber der mintfarbene Stoff (tolle Farbe!) nimmt dem ganzen etwas die Strenge. In olive würde ich es auch nicht nähen. Zum Absteppen habe ich einen Kommentar weiter oben herausgehört, dass du dich schon entschieden hast, aber ich fände es auch cool, richtig in die Kontrastrichtung zu gehen und, z.B., ein senfgelb oder dunkles pink zu nehmen und das dann in den Knöpfen zu wiederholen. Mach am besten ein paar Probenähte mit Garnresten auf einem kleinen Stück Stoff.

    Viele Grüße,
    Kathrin

    • Manuela

      Eleonora hat ja tatsächlich auch Features, die von Uniformen herrühren wie Revers und Epauletten. In dem blauen Chambray ist das Uniformierte dominanter, ich hatte damals schon das Bedürfnis das mit dem Blumen-Print zu brechen…

      Aber zu Deinem Kleid: Die Schnittabwandlung scheint doch gut geklappt zu haben. Ich bin schwer beeindruckt, wie wenig Stoff nach dem Zuschnitt übrig ist und wie nachhaltig Du den Stoffverbrauch kalkuliert hast. Ich habe leider oft 30-40 cm Reste…
      Liebe Grüße Manuela

      • Danke! Aber kalkuliert ist da nicht so viel^^ Der Stoff war ein Abschnitt vom Restetische, da musste ich nehmen, was da ist. Und viele der Schnittteile (bis auf den Kragen) haben gerade Kanten, die man sehr gut nebeneinander platzieren kann.
        Viele Grüße
        Kathrin

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