Blusen, Blusen, Blusen… Fails! 3.1.

Da sind wir schon bei der dritten Runde meiner Jahresaktion Fails!, in der es um eine Kiste missglückter Projekte auf dem Dachboden geht. Ich dachte, ich bleibe noch ein wenig beim Thema Blusen und stelle Euch heute drei Schnitte vor.

Bianca von Wear Lemonade

Herbst 2017 hatte ich für ein paar Monate ein Abo bei Wear Lemonade: Man zahlte monatlich einen Betrag und konnte sich dafür die PDF-Version aller bis dahin erschienenen Schnitte des Pariser Labels herunterladen; – und selbst zusammenkleben, wobei der Spaß bei mir etwas auf der Strecke blieb (keine Plotter-Version). Wegen des Abos habe ich zu dieser Zeit viel von Wear Lemonade genäht (z. B. Greta und Gloria), allerdings mit recht unterschiedlichem Erfolg. Auch wenn mir die frech-fröhliche Aufmachung der Webseite von Wear Lemonade wie auch viele der Schnitte nach wie vor gefallen, waren sie doch alle recht anpassungsintensiv. Zudem funktionierte die Größenwahl nicht zuverlässig: Mal ertrank ich in der 38, mal drohte ich aus der 40 zu platzen.

So auch bei Bianca, die mir um die Schultern zu eng ist. Die Idee eines typischen Hemdkragens, der im Nacken über einen Schlitz geschlossen wird, finde ich immer noch witzig; und Lisa Gachet, die Gründerin von Make My Lemonade, sieht auf den Produktfotos auch ziemlich lässig darin aus. Okay, Lisa Gachet würde auch in einem Kartoffelsack super aussehen; die Umsetzungen von Bianca, die man im Netz so findet, überzeugen mich dagegen weniger… Anyway: Die Kombination – vorne burschikos, hinten feminin – hat mich bis heute nicht losgelassen. Zudem bietet sich der Schnitt zum Upcycling an. Ich habe hier noch einen Stapel aussortierter Hemden von H. zu liegen, die sich für Bianca anbieten würden.

L’Irrésistible von ODV La Jolie Girafe

Der Name war hier Programm. L’Irrésistibleder Unwiderstehlichen konnte ich tatsächlich nicht widerstehen, mir hatten es die korsettierte Schnittführung in der Taille, die aufspringenden Falten sowie der Schalkragen angetan. Erst beim Wiederhervorholen sind mir heute noch die doppelten Rückenabnäher aufgefallen. Es ist der einzige Schnitt des kleinen französischen Labels, den ich genäht habe, in seiner Eleganz fällt er, finde ich, etwas aus dem Programm… Zudem ist er nur für eine Körpergröße von 1,60 m ausgelegt. Ich musste also ordentlich Länge zugeben. Verlängerungslinien sind im Schnitt zwar enthalten, sogar Angaben darüber, wie viele Zentimeter man für welche Körpergröße zugeben muss. Am Ende hat es leider nicht gereicht, die Falten springen bei mir nicht unter der Brust, sondern auf ihr auf, was ziemlich bescheiden aussieht.

Da mir die Länge nur über der Brust fehlt (im Rücken ist sie eigentlich ausreichend), habe ich mich gefragt, ob der Schnitt vielleicht auch für ein kleineres Körbchen ausgelegt ist. Tja, und da bin ich nicht weitergekommen…

Mod. 121 Burda 11/2015, alias das Animal

Um nicht einen falschen Eindruck zu erzeugen, dass nur Indie-Schnitte in die Hose gehen, zeige ich zum Abschluss noch ein Missgeschick aus der Burda. Bereits die Stoffwahl war falsch. Nein, nicht der Print, den würde ich auch heute noch mitnehmen, am liebsten wieder beim “Ufern” in Begleitung einer lieben Nähfreundin. Was wohl aus dem anderen Stück geworden ist…?

Inzwischen habe ich eingesehen, dass egal wie mich ein Print begeistert, ich Chiffon auf der Haut nicht haben kann; im Heft ist das Modell aus Seidenorganza. Wieder sind es ein paar Schnittdetails, an denen ich hängen geblieben bin: der Turtleneck bzw. Paperbag Kragen, der durch Bänder zusammengezogen wird und die eigenwilligen Ärmel, die Burda spricht hier von „Ärmeln in Raglan-Optik“. Bei Raglan denke ich zwar an etwas anderes, aber so richtig fällt mir im Moment auch keine Begrifflichkeit dafür ein. Ungeachtet, dass der Schnitt meiner Meinung nach ohnehin nur in zarten Stoffen funktioniert, würde ich beim nächsten Versuch ordentlich Weite rausnehmen oder mindestens eine Größe kleiner wählen. Boxy und viktorianisch machen sich zusammen erstaunlich gut, dennoch ist mir das Animal zu unförmig und so habe ich für das Foto einen alten Burda-Trick benutzt…

Alle drei Blusen werde ich wohl nicht schaffen. Deshalb die Frage in die Runde. Welcher Schnitt würde Euch am meisten interessieren?

Weiter geht’s mit Fails! am 24. Juni.

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24 Kommentare

  1. Also ich finde ja den Schnitt L’IRRÉSISTIBLE am spannendsten. Da muss aber vorne deutlich mehr weite rein, damit wie die Bluse kein Brüste sprengen die Abnäher vermittelt.
    Ich habe vor zwei Jahren die eine rote Vintage Bluse genäht, die hatte auch so aufspringende Falten. Die sitzt relativ locker vorne und hinten und die Falten springen so auf Höhe BH Bügel auf.

    Vielleicht hilft dir das.

    Liebe Grüsse Sabine

    • Manuela

      Tut es! Heute würde ich auch spontan FBA sagen, da ist für die Brust nicht genügend Platz.
      Dank Dir & liebe Grüße,
      Manuela

  2. Puh; die beiden ersten Modelle sind ja enorm anpassungsbedürftig.
    Deswegen teste ich so wenig verschiedene Schnitthersteller; mir ist das Austesten der Modelle meist zu aufwändig.
    Wie auch immer…, besonders reizvoll aus deiner Blusenreihe finde ich Schnitt Nummer 1; die Designidee und die Schnittdetails sprechen mich hier am meisten an.
    Ich bin gespannt, wie du dich entscheidest.
    Herzliche Grüße von Susanne

    • Manuela

      Mein Enthusiasmus, neue Schnitthersteller auszuprobieren, hat deshalb inzwischen auch extrem nachgelassen. Ich arbeite hier (in dieser Reihe) eher Altlasten ab…
      Herzlichen Dank & liebe Grüße,
      Manuela

  3. Du bist echt tapfer, dass du diese ganzen Fails aufhebst. Und noch tapferer ist, dass du die Teile nochmal in die Hand nehmen willst. Ich hebe auch die Hand für L’IRRÉSISTIBLE, die Beispiele, die ich im Internet gefunden habe, gefallen mir. Der erste Schnitt ist mir zu langweilig. Und Burda, naja, ich will dir auf keinen Fall Chiffon und eine Haarklammer im Rücken zumuten 😉
    Liebe Grüße Christiane

    • Manuela

      Dankeschön. Ein wenig fühle ich mich gerade auch wie das tapfere Schneiderlein…
      Was ganz schön ist: Durch nochmals in die Hand nehmen mit zeitlichem Abstand, merkt man, wie sehr man wächst…
      Liebe Grüße Manuela

  4. Oh, der zweite Schnitt ist ja toll, dem kann ich ja auch gar nicht widerstehen! Aber die Anpassung ist sicher eine Aufgabe…die Designerin ist ja auch so eine zierliche Person und hat vermutlich für ihre Konstitution den Schnitt konstruiert. Aber absolut hübsch, mit dem Schalkragen! Ich habe mir den Schnitt mal gemerkt…
    LG Barbara

    • Manuela

      Ja, das wird nicht so einfach. Es ist der komplexeste und auch der Passform sensibelste Schnitt von allen Dreien; und ich würde auch sagen, dass der Grundschnitt darin für einen androgyneren Frauenkörper konstruiert worden ist…
      Dank Dir & LG Manuela

  5. Zweiter Schnitt, ganz klar für mich auch! 🙂 Vielleicht reicht es ja die Falten tiefer, also breiter zu machen. Dann ist da mehr Stoff. Abnäher sind da ja keine oder? Was du alles so auf deinem Dachboden hast! 😀 Echt spannend! Den Burdatrick finde ich auch sehr gut, was ein paar schöne Blumen! 🙂
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Manuela

      Dankeschön Katharina.
      Ich fürchte, leider nein. Siehst Du, wie es zur vorderen Mitte hoch zieht? Da fehlt Weite und Länge. Abnäher sind vorne übrigens keine.
      Ja, die Blumen waren wirklich schön. Ich liebe Pfingstrosen in allen Varianten!
      Liebe Grüße, Manuela

  6. Ich ziehe den Hut vor Deinem Enthusiasmus, Dich nochmal an die Schnitte heranzuwagen. Aber die zweite Bluse ist es in meinen Augen wirklich wert. Sehr ungewöhnlicher Schnitt aber wenn Du ihn angepasst bekommst, dann ist so eine Bluse der Hingucker! Ich würde dich gerne darin sehen. Deinen Mut, solche eher unbekannte Schnittmuster auszuprobiere, bewundere ich.
    Liebe Grüße von Ina

    • Manuela

      Danke Ina für das nette Kompliment!
      Wie gesagt mein Enthusiasmus diesbezüglich hat etwas nachgelassen, aber durch Rückmeldungen wie Deine bekomme ich wieder Lust mehr zu experimentieren.
      Liebe Grüße Manuela

  7. Ich seh Dir einfach zu und schau mal, welche Bluse es wird.
    Gutes Gelingen!
    Susan

  8. Meim Favorit wär L’IRRÉSISTIBLE

  9. Als Hemdneuling kriege ich grad einen ziemlich großen Respekt vor dem Blusennähen. Nachdem das erste Werk ziemlich ok saß, dachte ich mir: kann ja nur besser werden 😀
    Mein Favorit wäre die zweite Bluse.
    Liee Grüße, Katharina

    • Manuela

      In der Regel wird es auch besser! Die kleinen und großen Katastrophen, die ich hier zeige, haben sich über mehrere Jahre angesammelt.
      Dank Dir & liebe Grüße,
      Manuela

  10. Ich weiß gar nicht, wo du die Muße herholst, das nochmal aufzuarbeiten, Respekt! Ich mag spontan die taillierten Modelle lieber, also 2 oder 3, aber lass mich einfach mal überraschen, was du zauberst!
    Liebe Grüße
    Jenny

    • Manuela

      Danke Jenny.
      Ja, manchmal frage ich mich auch, warum ich den ganzen Kram aufgehoben habe. Doch einige Schnittdetails gefallen mir nach wie vor…
      Liebe Grüße, Manuela

  11. Katja

    Der Schnitt L’Irrésistible von ODV La Jolie Girafe würde mich sehr in der Rettung interessieren, allerdings ist es vermutlich schon recht schnittanpassungsintensiv. Vielen Dank für die tollen Blogbeiträge, die ich schon seit langem gerne lese!

  12. Den rückwärtigen Verschluss von Modell 1 finde ich ganz schön, wenn es nach Vintage aussehen soll. Bei Modell 2 wäre der Schalkragen genug als Blickfang. Wer möchte denn, dass der Busen herausquillt?! Wenn dort oben Weite sein soll, was ich nicht nötig finde, kann man auch einkräuseln. Modell 3 ist recht unübersichtlich und ich habe ein unangenehmes Gefühl, wenn am Hals etwas aktiv zusammengezogen werden soll. Ein Paperbag könnte man auch mit Falten festlegen und dort meinetwegen auch einen rückwärtigen Verschluss anbringen. Änderung/Anpassung wäre im Grunde Neukonstruktion und ich würde davon abraten, irgendetwas davon zu probieren. Wer mag nicht gern etwas Besonderes mit Chic, aber ich denke, wirklich elegante Schnitte gehen nur als Maßanfertigung. “Sofort passen oder lassen!” sage ich. Regina

    • Manuela

      Nr. 2) Eingekräuselt sieht man tatsächlich an dieser Stelle mehr als in Falten gelegt. Mir schwant inzwischen auch, warum… Bei dem Kleid Sevilla von HTDF, bei dem die Empirelinie ähnlich ist, habe ich am Ende auch eingekräuselt statt gefaltet, weil die Falten einfach nicht schön aufspringen wollten… (https://heftstich.net/no-16-sevilla-von-how-to-do-fashion/)
      Das sehe ich ähnlich: Das Ideal ist sicherlich die Maßanfertigung, sei es dass man über Konstruktion oder über Anpassung eines fertigen Schnittes (und damit Konfektionsware) zum Ziel kommt. Aber wie das mit Idealen eben so ist…
      Danke & Liebe Grüße Manuela

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