T-Shirts über T-Shirts …

“…über T-Shirts”, seufzt Lucy alias Constanze (Nahtzugabe) auf die Frage, warum sie in ihrer von mir überaus gern gelesenen Schnittmusterparade so gut wie keine Indie-Labels aus Deutschland vorstellt. Fragen tut sie Muriel (Nahtzugabe5cm) in der neunten Folge ihres Podcast, in dem sie verschiedene Nähbloggerinnen interviewt hat. Einig sind sich die Beiden, dass die „Unmasse“ an Schnittmustern für Jersey-Oberteile auf dem deutschen Markt kaum mehr zu überblicken sei. Offen bleibt allerdings die Frage, ob die deutschen Indie-Labels nichts Anderes können und wollen – oder ob diese Tendenz der Nachfrage geschuldet sei; warum das eigentlich in anderen Ländern anders ist; und ob das überhaupt (noch) so stimmt…

Die Folge ist inzwischen vier Jahre alt, in Internetzeiten eine Ewigkeit. Die Schnittmusterparade haben vergleichbare Beitragsserien abgelöst, und inzwischen gibt es auch eine Reihe deutschsprachiger Podcasts rund um das Thema Nähen… ich verfolge das nicht mehr so…

Mir fällt das Gespräch zwischen Constanze und Muriel immer dann ein, wenn mir Shirts im Schrank fehlen. Auch ich seufze dann, wenn auch aus anderem Grund: Ich vernähe Jersey nicht besonders gern; daran hat auch die Anschaffung von allerlei Equipment nicht viel geändert. Natürlich verspüre ich angesichts des (Über-)Angebots keinen Leidensdruck, da ich mich im gesättigten Markt der Schnittmuster nicht behaupten muss, im Gegenteil: Ich probiere gern Schnitte aus. Genau das habe ich in den ersten Wochen des Jahres getan, und dachte, ich lasse Euch daran teilhaben. Was Shirts betrifft, scheinen die Möglichkeiten ja nahezu unbegrenzt…

Top 11 Fashion Style 9/2018

Der Schnitt, den ich heute zeigen möchte, stammt nun nicht von einem Indie-Label. Vielmehr ist mir der Wickelpullover in der letzten Septemberausgabe der Fashion Style sofort aufgefallen wegen der eigenwilligen Falte neben dem Kelchkragen. Ich bin der Stoffempfehlung gefolgt und habe den Pulli in Gr. 38 aus einem dickeren Strickstoff, einem schwarzen French Terry vom Ufer genäht. Das nächste Mal tut es vielleicht ein Baumwoll-Jersey auch; das Vorderteil liegt doppelt, weshalb mein Pulli nun eher für Spaziergänge durch verschneite Winterlandschaften als für die Arbeit in überheizten Büroräumen taugt.

Einzige Änderung: Ich habe die langen Ärmel (von einer der beiden Kleiderversionen im Heft) statt der ¾ genommen – das passt in meinen Augen besser zu einem hoch geschlossenen Pulli. Für einen Jerseyschnitt ist die Konstruktion recht komplex: Brustabnäher, Kelchkragen und die erwähnte Falte in der Schulter. Ich mag den skulpturalen Look des Pullis, gerade zur fließenden Marlenehose. H. macht jetzt immer den vulkanischen Gruß, wenn er mich darin sieht: „Hello Commander Spock!“

Es wird sicherlich eine zweite Version des Pullis geben – in Bordeaux oder vielleicht in Purpur, allein schon deshalb weil das Abpausen die Hölle war. Beim ersten Versuch nach einem langen Arbeitstag hatte ich zunächst aufgegeben; bislang schienen mir die Schnittmusterbögen der Fashion Style eigentlich recht übersichtlich…? Bei der Anleitung bin ich Nadine (Fliegendesblatt) gefolgt, die ihr Weihnachtskleid aus dem Schnitt genäht hat. Die Anleitung in der Fashion Style soll unverständlich sein, ich habe sie ehrlich gesagt nicht gelesen…

Welche Schnitte für Shirts, Pullis näht Ihr gerade gern? Wie immer freue ich mich über Schnittempfehlungen – gerade zu weiten Hosen und Röcken. Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag und guten Start in die Woche.

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18 Kommentare

  1. Liebe Manuela,

    ein richtig spannendes und gelungenes Oberteil ist das geworden. Ich dachte, super, will ich auch haben, bis der Passus mit dem Kopieren kam. Da fiel mir ein, dass ich Fashion Style ähnlich erlebt habe und aus Frust den einzigen kopierten Schnitt noch nicht umgesetzt habe.

    Liebe Grüße, Anja

    • Manuela

      Na, wenn der Schnitt schon einmal kopiert ist, wäre ich versucht zu sagen: “Aufstehen, Krönchen richten…” und los nähen. Wäre doch schade um die investierte Zeit und Mühe.
      Dank Dir & Liebe Grüße,
      Manuela

  2. Interessanter Schnitt und ein schönes Ergebnis ist dir gelungen.
    Bei Shirts wechselt meine Vorliebe für einen Schnitt immer mal wieder.
    Vor einigen Jahren habe ich einen schmal sitzenden Shirtschnitt aus einer alten Burda rauf und runter genäht, danach habe ich den locker sitzenden Schnitt aus der Burda 8/2016-120 für mich entdeckt und demnächst möchte ich den Shirtschnitt aus dem Named-Clothing Buch ausprobieren.
    LG von Susanne

    • Manuela

      Dank Dir Susanne.
      Ja, das ging mir lange genauso, dass ich für eine bestimmte Zeit immer einen bestimmten Shirt-Schnitt favorisiert habe; ändert sich, warum auch immer, gerade bei mir…
      Oh bitte den Schnitt aus dem Buch von Named Clothing nähen und v. a. besprechen… Das Buch war ja bei Erscheinen in aller Munde, nun sieht man recht wenig daraus, zumindest auf den Blogs…
      Herzliche Grüße, Manuela

  3. Örks Jerseyshirts! Ich nähe die auch nicht gern. Ich habe da einmal einen Schnitt gefunden der für mich passt und seit dem Nähe ich zu 90 % den. Dein Shirt ist wirklich sehr hübsch, Nadines Version hat mir auch schon gefallen, der Kragen ist echt ein Hingucker. Schade dass das Shirt so warm ist. Ich kenne das Problem auch. Sitze gerade in der überhitzten Bahn auf dem Weg ins überhitzte Büro.
    Ich bin gespannt was du uns noch für Shorts zeigen wirst 🙂
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Manuela

      Stimmt vom überhitzen Nahverkehr ganz zu schweigen. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht…
      Jetzt rätsele ich natürlich, welches der Schnitt sein könnte, dem Du so treu bist…
      Dankeschön & Liebe Grüße,
      Manuela

  4. Liebe Manuela,
    die leidige Shirt-Näh-Frage! Du schreibst mir aus dem Herzen, denn auch ich nähe Shirts nicht gerne, noch dazu besitze ich keine Overlock-Maschine. Gerade am Wochenende saß ich vor meinem Stapel Jerseystoffe und dachte, ich könnte ja, wenn ich wöllte… Dabei würde ich einige neutrale Shirts gut gebrauchen können, zum Beispiel zu meinen weiten Röcken. Ich glaube, es ist dieses “Butter und Brot-Gefühl”, welches mich abhält. Ich mag bei meinem Hobby lieber die Kür, weniger die Pflicht…
    Nun aber zu Deinem Shirt – es gefällt mir sehr! Gerade weil es nicht so schlicht daherkommt und trotzdem zu vielem passt. Der Kragen ist ein Hingucker und die hochgeschlossene Optik wirkt elegant. Passt toll zur Marlenehose. Der Schnitt würde mich tatsächlich auch reizen, zumal ich viel aus der Fashion-Style nähe und gut damit klar komme.
    Liebe Grüße von Ina

    • Manuela

      Herzlichen Dank.
      Ja, “Brot & Butter Gefühl” fasst es perfekt zusammen!
      Normalerweise empfinde ich die Schnittmusterbögen der Fashion Style als übersichtlicher als die der Burda. Keine Ahnung, was hier los war … vielleicht war ich auch müde. Den Schnitt selbst kann ich absolut empfehlen, es macht Spaß den Pulli zu nähen und vielleicht findet sich ja der passende Stoff bereits im Schrank.
      Liebe Grüße,
      Manuela

  5. Gute Einführung ins Thema, inzwischen könnte man vielleicht erweitert sagen, Jersey, Jersey, Jersey, nicht nur als T-Shirt, sondern auch als Kleider.
    Irgendwie habe ich da auch wenig Lust dazu, sollte aber bald mal. Mir geht es da wie Ina, T-Shirt nähen ist so ne Brot-und-Butter-Näherei, irgendwie nicht besonders inspirierend. Wobei ich mehr so an die Basics denke, dein Exemplar ist ja 1a bürotauglich und sehr schick. In der November burda ist so ein T-Shirt Schnitt mit seitlicher Raffung, die habe ich mir vor allem wegen dieses Schnittes gekauft. Aber auch noch nicht umgesetzt…
    LG Christiane

    • Manuela

      Dankeschön.
      Interessanter Hinweis! Schnitte für Jersey-Kleider nehme ich gar nicht als so omnipräsent war. Das kann aber auch darin liegen, das Kleider ohnehin nicht so in meinem Fokus sind. Ich werde mal in nächster Zeit darauf achten…
      …und wenn ich zu Hause bin schauen, ob ich das Novemberheft gekauft habe. Danke für den Tipp.
      Liebe Grüße, Manuela

  6. Das Shirt ist wunderschön geworden, Burda hatte vor ein paar Jahren einmal ein ähnliches Modell. Das könnte ich mir tatsächlich einmal vornehmen. Shirts kann frau nie genug haben. LG Carola

    • Manuela

      Merci Carola.
      Wäre schön, wenn Du es zeigst!
      Da gebe ich Dir absolut recht, frau müsste sich nur besser zur Shirt-Näherei aufraffen können…
      Liebe Grüße Manuela

  7. Dodosbead

    Oh, das sieht sehr edel aus! Das empfinde ich aber absolut nicht als “Brot-und-Butter” Shirt. Und es steht Dir ausgezeichnet zur weiten Hose.
    Ach, und French Terry, da hast Du mich ja beim gemeinsamen Stoffkauf auf dem Markt total auf den Geschmack gebracht, nachdem ich ihn zum Weihnachtskleid vernäht hatte! Ich meld mich in den nächsten Tagen, vielleicht können wir uns wieder verabreden.
    liebe Grüße Dodo

    • Manuela

      Dankeschön Dodo!
      Ja, das ist er in Schwarz. Vom selben Stand.
      Sehr gern! Sag Bescheid, wenn Du in der Stadt bist.
      Liebe Grüße Manuela

  8. wunderschön ist Dein Shirt geworden! Mir gefällt Deine Version sehr gut, Du hast offensichtlich einen idealen Stoff dafür gefunden. Danke auch für die guten und aussagekräftigen Bilder- sonst sieht man oft nur schwarz, wenn dunkle Kleidungsstücke gezeigt werden, und das ist schade um die Einzelheiten.
    Ich oute mich jetzt mal, daß ich gerne Jersey-Oberteile nähe…einfach deshalb, weil ich sie gerne trage. Ich habe verschieden Shirt-Schnitte, die ich gut finde und an denen ich auch gerne weiter bastle, um die Paßform zu optimieren. Mein Liebling zur Zeit ist Lark von Grainline, aber auch der kostenlose Schnitt von Deer and Doe “Plantain” ist ein schöner Schnitt. Und bei Renfrew von Sewaholic gibt es eine Version mit V-Ausschnitt, sehr selten auf dem T-Shirt-Schnitt-Markt. Renfrew habe ich früher gerne genäht, und davon sind noch etliche Exemplare in Gebrauch. Sewaholic war überhaupt ein tolles Indie-Label, schade, daß es das nicht mehr gibt (also die Schnitte schon noch, aber das Label wurde ja verkauft)
    Schnitte abpausen aus den Zeitschriften ist mir auch ein Graus- mache ich, wenn überhaupt, nur bei Tageslicht, abends sehe ich das nicht mehr genau. Bei Knipschnitten hat man ja auch die Möglichkeit, den Schnitt als Papierschnitt zu bestellen. Das habe ich auch schon gemacht, kostet natürlich extra, aber dafür spare ich meine Nerven.
    Liebe Grüße, Barbara

    • Manuela

      Herzlichen Dank Barbara.
      Alles an Tageslicht mitnehmen und außerdem leicht überbelichten; nicht optimal für den Teint (irgendetwas zwischen Dracula und Porzellanpuppe), aber es geht schließlich um den Pulli…
      Um nicht missverstanden zu werden, ich finde absolut nichts Nase rümpfendes am Nähen von Shirts; Jersey ist nur generell nicht so meins … obwohl ich allein durch den Sport einen großen Bedarf hätte und gerade im Winter gern Strickware trage.
      Danke für die Orientierungshilfe im Schnittmusterdschungel. Vor allem Renfrew könnte, weil recht schmal geschnitten, ein weiterer Kombipartner sein. Ich mochte Sewaholic auch gern, weil es früh zeitlose und anspruchsvollere Schnitte auf den Markt gebracht hat. Ja, wirklich schade…
      Abpausen steht auch auf meiner Hitliste nicht weit oben, aber hier muss ich mich outen: Mitunter bin ich ein Sparfuchs.
      Liebe Grüße, Manuela

  9. Also Tipps habe ich gerade nicht für dich … ,-) macht ja auch nichts da wir eh anscheinend zur Zeit das gleiche nähen … hihi . aber dein schönes schlichtes Shirt nach diesem Schnitt gefällt mir auch sehr gut, absolut alltagstauglich, und nicht so Miss Marple wie meins… lg Sarah

    • Manuela

      Ich finde ja Miss Marple ziemlich lässig, insbesondere von Margaret Rutherford gespielt…
      Dank Dir & LG

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