November Wetter Sew Along II + III

Erst der Schnitt, dann das Material oder anders herum? Tipps zum Stoffkauf. / Material und Schnitt sind gewählt, jetzt kommt der Zuschnitt. Probemodell Ja/Nein?

Probemodell Ja/Nein?

Bei Jacken und Mänteln immer, weil man doch einiges an Geld und Zeit darin investiert. Ansonsten, wenn ich nicht weiß, was mich erwartet, z. B. von einem Label noch nichts genäht habe und/oder auf eine Konstruktion oder Details treffe, die ich nicht kenne. Im Laufe der Jahre immer mehr. Am Anfang habe ich tatsächlich weniger Probemodelle genäht, da ich selbst, wenn ich das Problem erkannt hätte, nicht gewusst hätte, wie ich den Schnitt entsprechend anpassen soll; und ehrlich gesagt, gibt es auch heute genügend Situationen, wo ich zwar merke, hier stimmt was nicht, aber nicht weiß, was ich ändern soll… gerade bei Passformproblemen im Bereich der Schultern und des Hals- und Armloches. Wenn ich keinen Nessel vorrätig habe, nehme ich für Probemodelle gern ausrangierte Bettwäsche.

Material und Schnitt sind gewählt – na, ja fast…

Insofern habe ich auch für die Hose #24 aus der Fashion Style 10/2017 ein, was soll ich sagen, zwei Probemodelle genäht. Zur Erinnerung: Das war Plan B. Bei Sonnenschein und mehr als 20 Grad war mir nicht nach Wintermantel. Außerdem dachte ich, was man hat, hat man; mit unseren schwer erkrankten Eltern kommen wir im Moment einfach nicht zur Ruhe … Mit der Hose bin ich inzwischen auf der Zielgeraden, allerdings war es nicht gerade ein Selbstläufer.

Aber Ihr wartet sicherlich schon. Da ich beim letzten Treffen des November Wetter Sew Along nicht dabei war,  steht noch eine Entscheidung aus! Euer Votum war eindeutig. Es wird #107 aus der Burda 10/2018, die Mantelversion. Der Schnitt ist also gewählt, das Material im Grunde auch – nur habe ich Schwierigkeiten, es zu bekommen. Mir schwebt der Mantel in schwerem Tweed in Salz und Pfeffer vor, beige-braun, altrosa gefüttert. Zwar habe ich einen Stoff (70% Schurwolle, 30% Baumwolle) gekauft, der meinen Vorstellungen recht nahe kommt. Eine Auswahl dazu passender Vintage-Knöpfe habe ich auf dem Flohmarkt auch gefunden. Jedoch ist der Tweed nicht besonders dick, eher für ein Jackett o.ä. geeignet. Dem Novemberwetter würde ich damit nicht trotzen.

Nun bin ich unschlüssig, was ich machen soll: Nochmals losziehen und nach einem dickeren Tweed suchen? Interessanterweise sind auch die Modellbeispiele in der Burda eher aus dünnerem Material wie Jacquard und Gabardine. Die zweite Möglichkeit wäre, Thinsulate zu bestellen und den Tweed damit zu unterfüttern. Ich wollte immer schon mal mit diesem Vlies arbeiten, aber funktioniert ein Brustabnäher damit? Oder einfach einen Übergangsmantel nähen, den ich wahrscheinlich erst nächstes Frühjahr tragen kann? Nein, die letzte Option fühlt sich schon beim Schreiben nicht gut an.

Erst der Schnitt, dann das Material oder anders herum?

Bei mir kommen beide Varianten vor. Lieber gehe ich aber vom Material aus bzw. fällt es mir leichter, wenn der Stoff sagt, was er werden will. Jawohl, auch zu mir sprechen Stoffe, obwohl sie im ersten Moment oft nicht mehr sagen als: “Bitte nimm mich mit!” Wiederholt habe ich die Erfahrung gemacht, dass umso konkreter meine Vorstellung von einem Kleidungsstück bereits ist, es umso schwerer wird, das entsprechende Material zu finden – trotz des nahezu unbegrenzten Angebots an Stoffen und Zubehör, das es heutzutage gibt. Mmh, oder vielleicht gerade deshalb?

Soweit der aktuelle Stand. Nun warte ich mal Eure Reaktionen ab und gehe derweil das Schnittmuster weiter abpausen. Das muss ich ja ohnehin machen…

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18 Kommentare

  1. Du bist ja schon richtig weit. Ein kurze Bemerkung zum Mantel: Ich würde ihn eher nicht mit Thinsulate füttern. Dafür ist der Schnitt m.E. nicht geeignet, weil das Zeug recht voluminös ist und den Fall des Mantels komplett stören würde. Meine Empfehlung wäre entweder Watteline (dünner als Thinsulate und auch wärmend) oder eine Klimamembran, die sehr dünn ist und den Wind schön abhält. Einziger Nachteil bei der Klimamembran ist, dass sie meistens raschelt. Alle drei Materialien habe ich schon verarbeitet, daher dieser Kommentar. LG Carola

    • Oh wie nett! Ja, mit dieser Zwischenlage betrete ich tatsächlich Neuland für mich. Herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar zu den verschiedenen Alternativen.
      Liebe Grüße, Manuela

  2. Ich würde Thinsulate kaufen. Das hält richtig warm und der Mantel lässt sich mit einem dünneren Oberstoff dann auch besser nähen. Bei den Brustabnähern schneidet nan das doppelt liegende Thinsulate nach dem Nähen weg. An der Stofffalte ist dann kein Thinsulate mehr. Kannst mir gerne nochmal schreiben,wenn das zu unverständlich ist. Oder mal nach Interliner googeln. Deine Stoffwahl finde ich auf jeden Fall sehr schön und ich bin gespannt wie die fertige Jacke wird.
    Ich wünsche euren Eltern unbekannterweise gute Besserung und dass ihr gut und unbeschadet durch die schwierige Phase kommt.
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Wobei ich Carola recht gebe, Thinsulate ist voluminös. Klimamembran ist bestimmt für den Schnitt eine gute Idee.

      • Dank Dir Katharina für Deine lieben Worte!
        Deine Erklärung zu Abnähern mit Thinsulate war sehr eingängig, ich denke, ich habe es verstanden, auch wenn es als Zwischenlage für den Mantel wohl eher nicht in Frage kommt. Mich überrascht, dass es so voluminös ist, da bei Fun Fabric eine Dicke von 0,7mm angegeben ist.
        https://www.funfabric.com/halli.php?014000_14295
        Vielleicht ein Druckfehler?
        Nochmals danke. Liebe Grüße, Manuela

  3. Zwei Probemodelle für einen Hosenschnitt ist ja sehr fleißig, aber wenn der Schnitt jetzt gut sitzt, hat die Hartnäckigkeit sich ja gelohnt; gerade bei Hosenschnitten gehe ich gerne in Serie.
    Und der Mantelstoff ist sehr schön.
    Bei der Zwischenlage würde ich, wie Carola, lieber ein dünnes Material nehmen, ansonsten müsstest du auch nochmal die Größenwahl überprüfen.
    In der Burda-Community ist der Mantel schon genäht worden und es wurde bemängelt, dass der Schnittauflagenplan fehlt und man beim Auflegen der Teile aufpassen muss; nur so als Hinweis.
    LG von Susanne

    • Das ist der Fluch oder Segen von Sew Alongs. Wenn ich nicht im Internet verkündet hätte, dass ich diesen Hosenschnitt nähe, hätte ich vmtl. aufgegeben. Tatsächlich ist bei Hosen neben Pullis andererseits die Wahrscheinlichkeit am größten, dass ich damit in Serie gehe…
      Dankeschön für den Hinweis auf die Burda-Community! Ich hatte nicht mitbekommen, dass der Mantel inzwischen genäht worden ist.
      Herzliche Grüße, Manuela

  4. Schon so weit bei der Hose, mein Respekt! Ist ja eine ausführliche Diskussion hier wegen der Manteldicke. Wenn die Klimamembran raschelt wäre das für mich ein NoGo, mich stört das extrem. Ein Mittelweg ist vielleicht ein Baumwollflanell als Zwischenfutter, damit werden manchmal Herrenmäntel gefüttert wenn es etwas wärmer sein soll aber nicht voluminös… Zuträglich für mehr Wärme ist es auch, wenn die vorderseite und der halbe Rücken mit Einlage beklebt werden, manche Schnitte sehen die nur für die Kragenpartie vor oder den Ärmelansatz. Ich wünsche Dir eine gute Entscheidung, Dein mantel wird in jedem Fall ganz wunderbar! LG Kuestensocke

    • Ja, ich freue mich auch total über die Unterstützung!
      Danke für den Tipp mit dem Flanell, den habe ich zumindest schon mal in der Hand gehabt. Vielleicht werde ich kleine Proben mit verschiedenen Zwischenlagen machen, um ein Gefühl dafür zu bekomen …
      Herzlichen Dank & LG Manuela

  5. Schön, dass Du Dich für diesen Schnitt entschieden hast, der war mir nämlich im Burdaheft auch ins Auge gesprungen. Mein blauer Mantelstoff erschien mir für diesen Schnitt allerdings zu dick. Zum Thinsulate kann ich leider nichts sagen, weil ich das noch nicht verarbeitet habe. Ich wünsche Dir jedenfalls gutes Gelingen!
    Liebe Grüße
    Julia

  6. Ich bewundere Deine Ausdauer mit dem Hosenschnitt, da bin ich schon sehr gespannt auf Deine Version! Mir war der Schnitt im Heft gar nicht aufgefallen, aber ich werde ihn mir nochmal näher anschauen, danke für die Inspiration!
    Ich würde den Mantel unbedingt mit Thinsulate füttern. Meinen letzten Wintermantel hatte ich mit einem anderen Vlies gefüttert, das überwiegend aus Baumwolle bestand, und das wärmt überhaupt nicht. Meinen Kellyanorak jetzt habe ich mit Thinsulate gefüttert, und das ist so schön kuschelig geworden! Die Dicke ist korrekt mit 0,7cm. Natürlich wird der Mantel dann steifer, aber das ist doch vermutlich auch gewünscht? Sonst bügelt man ja auch noch immer eine Einlage auf, damit der Wollstoff eben nicht so lappig herumhängt. Bei einem sehr weiten Mantel, der sich in Falten legen soll, stört die Einlage vielleicht. Aber Dein Burda Modell ist doch nicht so weit, das kann ich mir gut mit Thinsulate gefüttert vorstellen.
    Ich habe heute abend grade mein Futter mit dem Anorak verstürzt und bin ganz happy mit dem Tragegefühl, deshalb meine Lobeshymne auf das Thinsulate! Sarah von Heibchenweise hatte übrigens vor kurzem (oder im letzten Jahr?) auch einen Mantel mit Thinsulate genäht, und das sah überhaupt nicht zu steif oder dick aus.
    LG Barbara

    • Merci. Gern geschehen.
      Also doch! Bei Fun Fabrik sind Millimeter statt Zentimeter angegeben. Deshalb war ich ein wenig irritiert. 0,7 cm deckt sich auch eher mit dem Eindruck, den ich von Work in Progress Fotos wie die von Deinem Kelly Anorak gewonnen habe. Nochmals danke für Deinen sehr hilfreichen Erfahrungsbericht.
      Liebe Grüße, Manuela

  7. Gerade habe ich Edinburgh Fabrics einen Besuch abgestattet. Dort gab es einige schöne (Harris)Tweed Stoffe! Ich hätte gern zugegriffen, war aber leider für die Preise zwischen 35-55£/m zu ziellos…
    Bei einem konkreten Projekt wie dem Deinen vielleicht aber doch eine Option – falls Du nicht schon längst zugeschnitten hast?: https://www.harristweedshop.com/tweed-harris-barley-twist.html
    Bei einer genauen Angabe kann ich vielleicht sogar noch mal fragen gehen, ob sie ihn hier im Laden haben ;D Morgen und Übermorgen bestünde eine Chance…
    Auf Deine Hose bin ich sehr gespannt. Und das mit der Stoffauswahl bei konkreten Vorstellungen kann ich bestätigen… ein großes Leid. Gerade ‚hängt‘ mein (Hamburg-Treffen) Blazer-Projekt , da ich kein passendes Futter finde. Weder in Farbe noch in Festigkeit.
    Liebe Grüße und gutes Gelingen! Heike

    • Liebe Heike,
      was für ein nettes Angebot! Dankeschön! Die Stoffe sehen traumhaft aus. Um einen Tweed in der Preisklasse anzuschneiden, würde ich allerdings gern noch ein paar Jacken/Mäntel genäht haben, um routinierter zu sein.
      Die Hose wird inzwischen schon im Alltag getragen …
      Umgekehrt gefragt, was für einen Futterstoff suchst Du denn? Vielleicht kann ich ja weiterhelfen.
      Dir noch eine schöne Zeit in Schottland.
      Liebe Grüße, Manuela

      • Das kann ich zu gut verstehen bei den hochwertigen Stoffen! Ich nähe einen petrol farbenden Samt(!)blazer. Der Stoff ist aber sehr sehr weich fallend und das Aufbügeln von Vlieseline sieht nicht gut aus. Deshalb benötige ich Futter in passender Farbe mit etwas mehr Stand. Ich befürchte, das Ganze könnten sonst sehr schlapp aussehen 😉
        Heute habe ich einen herrlichen Laden entdeckt, in dem Taylor made Tweed angeboten wird: https://www.walkerslater.com/ladieswear
        Ich hätte am liebsten alles anprobiert!

        • Oh ja, das wäre auch für mich eine große Versuchung …
          Falls Du Deinen Blazer noch nicht zusammengenäht hast, würde ich mir, glaube ich, die Mühe machen, ihn mit einem Baumwollstoff zu unterfüttern. Das hätte mehrere Vorteile: Zum einen gebe die Unterfütterung Stand, zum anderen würde der Kleber der Einlagen nicht direkt auf dem Samt, sondern auf dem Baumwollstoff haften und das gesuchte Futter müsste dann nur mehr farblich passen. Vielleicht so als Idee …
          Viele, liebe Grüße, Manuela

          • Oh, das ist jetzt aber auch mal eine gute Idee. Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen. Danke für den Tip – ich denke darüber nach 🙂

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