#msal20 – leider kein Finale

Ich schaue mir all die tollen Mäntel an und schaffe meinen hoffentlich bis…

Leider kann ich mich nicht bei den zu Recht stolzen Finalistinnen einreihen: Gratulation Ihr Lieben! Bis Anfang der Woche hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, mir sogar den Sew Along der Sew Alongs, den Weinachtskleid Sew Along auf dem MeMadeMittwoch-Blog geklemmt. Puh. Eigentlich bin ich auch mit dem Mantel vorangekommen, aber es braucht eben seine Zeit – Zeit, von der ich im Augenblick wenig zum Nähen und Bloggen habe. Dennoch freue ich, mitgemacht zu haben. Liebe Anke, nochmals herzlichen Dank für die Initiative; ohne den #msal20 würden Schnitt und Stoff wahrscheinlich noch unangetastet auf dem Dachboden liegen… Jetzt mache ich einfach in meinem Tempo weiter. Euch einen schönen ersten Advent!

Für diejenigen, die sich für den Work of Progress interessieren, hier noch ein paar Details:

  • Die Leistentaschen sind drin.
  • Der Korpus und das Revers sind zusammen- und das Plack eingesetzt.
  • Das Futter ist zusammengenäht.
  • Die Ärmel sind dressiert, durften auf der Schneiderpuppe ein paar Tage ruhen und können nun eingesetzt werden. Allein die Ärmeldressur hat mich zwei Feierabende gekostet. Ich fürchte, dass das Entfernen des ganzen Reihgarns, das meterweise in dem Mantel steckt, meine Geduld auch nochmals strapazieren wird…
  • Der Kragen war beim letzten Mal schon fertig, hat nun noch einen Aufhänger bekommen.

Der Zeitkiller ist die traditionelle, handwerkliche Verarbeitungsweise. Bisher habe ich immer zwei Mäntel genäht: einmal aus Wollstoff o. ä. samt Unterkragen, und einmal aus dem Futter, den Belegen und dem Oberkragen, dann beide verstürzt und an den Säumen das Futter per Hand anstaffiert. Fertig! Hier z. B. wird der Ärmel bereits vor dem Einsetzen gefüttert. Auch habe ich auf diese Art und Weise noch nie einen Kragen ans Revers genäht? Alle meine Nähbücher beschreiben es auch anders… Es sind nicht nur die vielen Handnähte, die Zeit fressen, sondern mir sind mitunter die Arbeitsschritte nicht klar.

Hinzu kommt, dass bekanntlich viele Wege nach Rom führen. Nehmen wir z. B. das Plack, dass den Hohlraum zwischen Schulter- und Brustpunkt auspolstern und das Armloch vorn einhalten soll. Bei der Burda Nähschule reicht es ca. 2/3 des vorderen Armlochs hinab, ebenso bei der Singer Sewing Reference Library, Band Tailoring (zumindest beim Standardschnitt). Dagegen geht es in dem schon mehrfach in diesem Sew Along erwähnten Blazer-Kurs von Inge Szoltysik-Sparrer bis unter die Achsel zur Seitennaht, obwohl sie von einem kürzeren Plack spricht… Auch Julia (Sewing Galaxy), die Grasser Nr. 517 im Rahmen des Coatcross genäht hat, setzt ein größeres Plack ein (Teil 1). Während ich mit der Materialwahl, Rosshaar anstatt Volumenvlies zufrieden bin, frage ich mich natürlich, ob ich nicht doch hätte die andere Form zeichnen sollen… Hier macht es jede(r) ein wenig anders und vermutlich muss man seinen Weg finden. Meine Schneiderin vor Ort bevorzugt bspw. eher weich fallende, fließende Mäntel und meinte angesichts all meiner Bügeleinlagen, ob ich zur Säule erstarren wolle…

Es sind solche Fragen, die mich gerade umtreiben. Ich bin gespannt, ob und wie sich der ganze Aufwand hernach bemerkbar macht. Wenn nicht, auch nicht schlimm. Dann war es eine steile Lernkurve. So nun nutze ich mal das Tageslicht und gehe zurück an die Nähmaschine.

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22 Kommentare

  1. Ich finde das sieht bisher sehr gut aus! Und am Schluß hast Du einen tollen Mantel mit einer wunderbaren Passform. Den Kragen auf diese Weise einzunähen, fiel mir nicht einfach. Das würde ich beim nächsten Mal auf die herkömmliche Weise machen. Aber mit viel Geduld und Heften ging es dann doch. Da ich das gleiche Modell nähe, kann ich Dir nur sagen, Weitermachen lohnt sich. Ich bin zwar auch noch nicht fertig, aber schon jetzt begeistert, wie gut der Mantel sitzt. Weiterhin gutes Gelingen, und falls Du Dich mit mir sonst mal direkt austauschen möchtest, kannst Du mich gerne anschreiben.

    • Ja, dass befürchte ich auch, dass das mit dem Kragen ein ziemliches Gefriemel wird. Leider habe ich Dich bei Instagram nicht gefunden bzw. unter dem Namen nichts zum Nähen, geschweige denn zu einem Mantel? Vielleicht probiere ich es noch einmal unter dem Hashtag oder schreibe altmodisch eine Mail. Mich würde natürlich schon sehr interessieren, wie Deine Erfahrungen sind. Liebe Grüße Manuela

      • Du findest mich bei Instagram unter dem Namen: cham12aeleon

        • Danke. Jetzt hat’s geklappt.
          Dein Mantel sieht klasse aus! Deine Handnähte schauen übrigens sehr gleichmäßig aus; ich finde ja persönlich, dass man einem Handstich noch ein wenig ansehen muss, dass er handmade ist…
          Ich drücke mich ein wenig vorm Kragen aus den von Dir genannten Gründen. Sag mal, hast Du das Futter vorher schon eingesetzt?
          Liebe Grüße Manuela

  2. Du sagst es selbst; man kann auf verschiedene Art und Weise zum gewünschten Ergebnis kommen, man muss sich halt entscheiden, wie man vorgehen möchte.
    Und es ist absolut richtig, den Mantel in dem Tempo fertigzustellen, das dir möglich ist.
    Ich wünsche dir weiter gutes Gelingen und sende dir LG,
    Susanne

  3. Du hast bisher sehr viel Energie und Gehirnarbeit in deinen Mantel gesteckt und das wird sich am Ende auszahlen. Das Thema Einlage habe ich bisher bei meinen bisherigen Mänteln immer komplett ausgeblendet und profane Vlieseline aufgebügelt. Allerdings legt sich Rosshaar wohl sehr viel schöner.

    Ich bin gespannt, wie dein Mantel am Ende aussehen wird.

    LG Carola

  4. Toll, wie viel Nähtechnik du in den Mantel steckst! Der aktuelle Stand sieht auf den Bildern sehr gelungen und professionell aus. Da ist es bestimmt besser, sich nicht von einer Sew-Along-Deadline hetzen zu lassen, sondern auf diesem hohen Niveau weiterzumachen.
    Ich drücke doch sehr die Daumen, dass sich der Aufwand am Schluss bemerkbar macht!
    Liebe Grüße Christiane

  5. Halte Durch!

    Solcher Aufwand lohnt sich immer – und sei es nur die Erkenntnis, die man vielerlei aus solchen Arbeitsprozessen mitnehmen kann! 🙂

    Herzliche Grüße, Anne

  6. Es ist schon ganz spannend zu sehen, welche Wirkungsweise welche Einlage hat. So Stück für Stück vorzugehen, bringt Erkenntnis, ist eigentlich Forschung. Was bleibt einem auch anderes übrig, wenn man allein davor sitzt. Das zweite Stück würde dann bedeutend schneller gehen. Ich frage mich, was mit dem Dressieren gemeint ist, in Form bügeln? Hier stauchen, dort dehnen? Die Sache mit dem Plack würde ich auch gelegentlich mal ausprobieren wollen. Ich glaube, ich hatte in der Hinsicht Glück mit meinem recht festen Stoff. Da konnte es kaum “Dellen” geben. Dieses Innenleben braucht unerwartet viel Zeit, kann ich nur bestätigen. Aber letztenendes wird alles sehr schön werden! Viele Grüße ! Regina

    • Dankeschön Regina!
      “Dressieren” klingt ein wenig prätentiös. Ja, letztlich ist es in Form bügeln: die kurze Naht des Oberärmels wird gedehnt und die eingehaltene Armkugel so gebügelt, dass Du den Ärmel mit der Nahtzugabe auf den Finger hängen kannst. Ist ein wenig wie Bildhauern mit Stoff und Bügeleisen.
      Liebe Grüße Manuela

  7. Auch wenn man an einem Sewalong teilnimmt, ist es ja kein Gesetz, daß alle zum gleichen Zeitpunkt fertig werden…Dein Mantel ist ja auch um ein Vielfältiges arbeitsaufwendiger als andere. Ich finde es bewundernswert, wie sehr Du Dich in dieses Arbeiststück hinein kniest! Bei der Plack-Größe glaube ich auch, daß das vom Stoff, aber sicher auch vom Schnitt abhängt. Da wäre es sicher interessant, mal einen Herrenschneider zu befragen, die arbeiten sicher öfters damit. Was für einen Sinn macht es denn, von der traditionellen Art des Fütterns abzuweichen, und den Ärmel getrennt zu füttern? Steht das so in der Anleitung des Mantels?
    Das, was bisher von Deinem Mantel zu sehen ist, sieht jedenfalls toll und professionell aus. Auf Deine weiteren Fortschritte bin ich schon sehr gespannt!
    LG, und eine schöne Adventszeit,
    Barbara

    • Tja, gute Frage mit der getrennten Fütterung des Ärmels?! Begründen tut das irgendwie niemand: Es steht in der Anleitung, Inge Szoltysik-Sparrer macht es in ihrem Blazer-Kurs so… und ich habe auch nochmals bei Kunder, “Schneidere selbst” – so etwas wie der deutschsprachigen “Handarbeitsbibel” der Nachkriegszeit nachgeschlagen. Dort heißt es: “Die Ärmel werden bei Neuanfertigung am zweckmäßigsten vor dem Einsetzen gefüttert.” Was daran so zweckmäßig sein soll, bleibt der Text schuldig. Ich vermute, es kommt aus der Zeit, als man noch ausschließlich mit der Hand gefüttert hat.
      Herzlichen Dank Barbara & liebe Grüße
      Manuela

  8. Ich finde es richtig gut, dass du dich nicht vom Finale stressen lässt, sondern einfach in deinem Tempo weitermachst. Ich verfalle da immer in so einen unnötigen Stress. Mit ein Grund, warum ich den WKSA dieses Jahr leider auch hab sausen lassen. Stattdessen nähe ich ganz in Ruhe ein paar Weihnachtsgeschenke. Aber zurück zu deinem Mantel, man ahnt schon, wie gut er wird. Ich bin sehr beeindruckt von den ganzen Details und lese gerne weiter mit. Wie viele Möglichkeiten der Verarbeitung es so gibt, da staune ich immer wieder 🙂
    Liebe Grüße
    Jenny

    • Ach wie nett, dank Dir Jenny! Allerdings muss ich zugeben: Ganz unberührt lässt es mich nicht, dass alle Anderen offenbar fertig geworden sind. Und um den WKSA tut es mir richtig leid, ich mach auch nicht mit. Dieser Advent ist ohnehin schon doof – keine Weihnachtsfeiern, kein Weihnachtsmarkt… aber ich hab’ momentan einfach die Zeit nicht.
      Oh, was nähst Du denn für Geschenke? Ich hoffe, Du berichtest!
      Liebe Grüße Manuela

  9. Was ein spannendes Projekt! Ich verstehe mittlerweile schon gar nicht mehr wovon du spricht, Ärmeldressur haha, so sehr hast du dich da spezialisiert. Ich bin sehr gespanntaufden Mantel! Ich fände es noch interessant wenn du hochrechntn könntest wie viel Zeit und Geld du am Ende investiert hast!
    Viel Spaß noch, Nerd!
    Katharina

    • Ja, ja ich weiß, die ganze Aktion ist ziemlich nerdig! Wenn ich die Zeit am Ende zusammenrechne, breche ich wahrscheinlich in Tränen aus… beim Geld würde ich sagen, was die reinen Materialkosten betrifft, weniger als manche(r) vielleicht denkt, da ich in der Regel keine angesagten Markenstoffe kaufe, selbst bei Kurzwaren verwende ich z. B. eine Alternative zur Vlieseline… Rechnet man allerdings das Werkzeug mit ein, sieht das Ganze schon etwas anders aus. Da geht’s mir wie H., der jedes Mal, wenn er irgendetwas repariert oder renoviert, “unbedingt” dieses oder jenes Werkzeug dafür noch “braucht”.
      Dankeschön Katharina & liebe Grüße
      Manuela

  10. Da Du Dir ja einen besonders guten und perfekten Mantel nähen willst wundert es mich nicht, daß Du noch nicht fertig bist. Gut Ding will Weile haben und “Kampfnähen” bringt (zumindest bei mir) selten den gewünschten Erfolg. Ich freue mich schon, deinen fertigen Mantel irgendwann zu sehen und wünsche Dir guten Erfolg!
    Liebe Grüße
    Susan

    • Ich hoffe, dass ich am Ende nicht über diesen Perfektionismus stolpere… Dank Dir Susan. Geht mir ähnlich: Übers Knie brechen, ging in der Vergangenheit häufig schief. Schönes Wochenende und liebe Grüße Manuela

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