Das Versprechen Maßschnitt

Zum heutigen MMM zeige ich einen Rock, der schon älter ist und den ich weder verbloggt noch häufig getragen habe. Auch wenn ich sicherlich Einiges anders machen würde, z. B. einen farblich passenden Reißverschluss nehmen oder den Nahttaschen Blenden spendieren, bin ich mit dem Rock ganz zufrieden. Es sind eher Bad Vibes, die ich mit der Zeit seiner Entstehung verbinde. Ich habe den Rock Anfang 2022 konstruiert, kurz nachdem ich einen geliebten Menschen verloren habe, das erste Mal mit Corona flach lag und dann auch noch ein Krieg ausbrach. Das kommt mir immer in den Sinn, wenn ich den Rock aus dem Schrank nehme und dann hänge ich ihn zurück. Bad Vibes eben…

Aber von vorn.

Schnitt & Stoff

Der Stoff ist einer dieser Reste, von denen ich viele habe, weil ich mich anfangs sklavisch an die in der Anleitung angegebenen Stoffmengen gehalten habe. Es handelt sich um eine graubraune Wollstoff-Mischung (20% Polyester-Anteil) mit Fischgrät und Streifen in einer mittelschweren Qualität (>300g/m2). Der Stoffrest reichte gerade für einen knielangen, eher schmalen Rock (Bleistift, A-Linie, Tulpe o.ä.). Ich habe mich für einen Mischung aus Tulpen- und Bleistiftrock entschieden. Gefüttert mit Kupfer farbigem Venezia. Warum es dann für den Kauf eines farblich passenden Reißverschlusses nicht gereicht hat, ist mir rückblickend ein Rätsel; der aus dem Bestand verwendete ist zu dunkel.

Solche Rockschnitte kann man natürlich auch kaufen: Le 412  von dp Studio, der Tulip Skirt von Sew over it, Minu von Schnittchen oder der Tulpenrock #117 aus der Burda 3/2014, um nur einige Beispiele zu nennen. Allerdings denke ich bei Rockschnitten häufig, ohne anmaßend klingen zu wollen: Das kann ich auch. Tatsächlich ist es die Schnittmuster-Kategorie, die ich am wenigsten kaufe, während ich vor anderen Konstruktionen, wie etwa Hosen oder Jacken viel Respekt habe.

Größe, Anpassungen & Passform

Den Rock habe ich aus meinem Grundschnitt entwickelt, weshalb er auf Anhieb saß und besser fällt als ein konfektionierter Schnitt (bilde ich mir zumindest ein). Wie gesagt, für die Taschen würde ich beim nächsten Mal Blenden konstruieren, damit das Futter bei Bewegung nicht hervor blitzt.

Ich habe den Rock heute hervorgeholt, da ich nichts Neues zu zeigen habe in letzter Zeit (mal wieder) das Thema Maßschnitt durch die Blogosphäre geistert, genau gesagt, Maßschnitte, die man online kaufen kann. Das Versprechen: Man gibt seine Maße an und erhält einen perfekt oder wenigstens gut sitzenden Schnitt.

Was ist eine gute Passform überhaupt? Als ob alle von demselben reden würden. Maßnehmen ist eine Wissenschaft für sich und recht fehleranfällig. Nun hängt die Passform aber nicht nur von den Maßen ab, sondern auch von den Proportionen und der Haltung; z. B. richten sich viele Menschen unbewusst auf, sobald sie ihr Spiegelbild erblicken. Oder Leute mit den gleichen Maßen können ganz verschiedene Proportionen haben, sodass ein- und derselbe Maßschnitt dem einen passt und dem anderen nicht.

Ein Aha-Erlebnis diesbezüglich hatte ich vor Jahren mit folgender Illustration im Hofenbitzer. Bei allen drei hier gezeigten Figuren sind Taillen- und Hüftmaß identisch. Dennoch sind sie ganz unterschiedlich proportioniert.

In meinem Fall bedeutet das: Das Ergebnis sieht i.d.R. gefälliger aus, wenn ich den Taillenausfall mehr über die hinteren Abnäher als über die Seitennaht organisiere. Zwei Abnäher sind wegen des größeren Abnäher-Inhaltes oft die bessere Wahl.

Angesichts von online angebotenen Maßschnitten frage ich mich immer: Wie gelingt es der Schnittdesignerin, die mich nicht sieht, diese zwei Faktoren, Proportion und Haltung, bei der Konstruktion mit zu berücksichtigen? Vielleicht hätte ich mir die Frage letztens selbst beantworten können; vor kurzem wurde mir die Testung eines Maßschnittes angeboten. Aus Zeitgründen habe ich abgelehnt.

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32 Kommentare

  1. Schade dass du mit dem Rock Bad Vibes verbindest, denn ich finde, der Rock ist dir gut gelungen und kleidet dich auch gut. Die Kombination mit Schwarz wirkt außerdem sehr edel. Und wirklich schlimm finde ich den dunklen Reissverschluss auch nicht, eher ein interessantes Detail.
    Was auf “normale” Schnitte zutrifft, nämlich dass der Schnitt unterschiedlichen Figuren trotz gleicher Maße unterschiedlich gut passt, kann beim Maßschnitt auch nicht so viel besser sein. Wie ja die Beispielzeichnung aus dem Buch eindrucksvoll beweist. Ein Vorteil ist vermutlich, dass man sich beim Maßschnitt das selbst interpolieren zwischen 2-3 Schnittgrößen spart, wenn man zum Beispiel mit der Hüfte eine andere Größe als mit der Oberweite benötigt.
    Liebe Grüße, heike

    • Manuela

      Dankeschön Heike.
      Ja, den Vorteil haben sie bestimmt. Vielleicht auch noch, dass sie der/dem Käufer:in die Möglichkeit geben, gestalterisch tätig zu sein und das Design mitzubestimmen, insofern sich oft einzelne Features auswählen lassen.
      Liebe Grüße Manuela

  2. Deine Überlegungen zu Rockschnitten gehen mir ebenfalls regelmäßig durch den Kopf, was vermutlich der Grund ist, dass ich seit Monaten um Odie la Jupe von Appoline Patterns herumschleiche und ihn nicht kaufe. Nicht, dass ich nicht genug Schnitte hätte! Allerdings besitze ich keinen Basis-Grundschnitt und habe einen Heidenrespekt davor, selber Schnitte zu konstrieren. Das wäre ja vielleicht auch mal ein Projekt für dieses Jahr.
    Die bad Vibes Deines Rockes tun mir leid, denn er ist wirklich hübsch. Mir geht es ähnlich mit den Sachen, die ich mir für die Beerdigungen meiner Eltern genäht habe, sie dürfen auch eher selten aus dem Schrank heraus, allerdings sind sie auch ziemlich schick, also eher nicht so alltagstauglich. Für mich waren sie aber auch ein Stück Trauerarbeit, das macht sie in gewisser Weise zu etwas Tröstlichem.
    Vielleicht kannst Du die Vibes ja neutralisieren, wenn Du Dir vor Augen hältst, dass Du dem bösen großen C die Zeit und Muße verdankst, den Schnitt selber zu konstruieren, und obendrein die Zeit für etwas Positives genutzt hast, statt Dich in Deinem Elend zu verkriechen. Der Rock verdient es, öfters ausgeführt zu werden.
    Solange man nicht in einen Ganzkörper-Scanner steigen kann, der einen dann automatisch vermisst, traue ich keinem Maßschnitt aus dem Internet, aus genau denselben Überlegungen, die Du auch angestellt hast.
    Liebe Grüße, Stefanie

    • Manuela

      Lieben Dank für Deine tröstenden Worte.
      Ich habe ihn mir gerade angeschaut. Odie la Jupe mit der erhöhten Taille und der Leistentasche zwischen Abnäher und Seitennaht ist ausgesprochen hübsch. Ich kann gut verstehen, dass Du um den Schnitt herumschleichst.
      Die große Konstrukteurin bin ich nun auch nicht, da gibt es sicherlich andere… aber ich kann wirklich empfehlen, es mal auszuprobieren. Gerade ein Rock, denke ich, ist ein gutes Projekt für den ersten Grundschnitt.
      Liebe Grüße Manuela

  3. Ich kenne das auch – manche Kleidungsstücke trägt man nicht, obwohl sie passen und eigentlich nichts dran auszusetzen ist. Vielleicht kannst du über ein Refashion Update nachdenken? Oder gibst ihn weiter an eine Trägerin, die keine Bad Vibes damit verbindet. Als Schrankleiche ist er doch zu schade.

    • Manuela

      Ja, das ist wohl wahr. Ich setzte auf die Zeit… Andernfalls wird es irgendwann wahrscheinlich auf ein Refashion hinauslaufen, weil das Interesse an DIY-Second-Hand-Kleidung ist in meiner Bubble leider mäßig, selbst verschenkt. Ich weiß nicht, welche Erfahrung die Anderen hier gemacht haben. Ich wurde eher gefragt, ob ich auch für Andere nähe/repariere…
      Lieben Gruß Manuela

  4. Genau aus deinen genannten Gründen, habe ich vor kurzem bei einer Maßschneiderin angefragt. Ich wollte mich für einen Blusenschnitt eben nicht selbst abmessen, sondern sehen wie ein Profi, der meine Figur gegenüber neutral ist, meine Maße nimmt, Proportionen definiert etc. Allerdings hat mich die Kostenschätzung von 400 bis 500€ wieder von dem Wunsch abgebracht.
    Mach dir kein schlechtes Gefühl wegen deinem Rock. Wenn er für dich die Trauer symbolisiert, dann würde ich ihn auch nur an den Tagen tragen, an denen man schon mit so einer Stimmung aufwacht.
    Grüße, Tina

    • Manuela

      Dank Dir Tina!
      Bezog sich der Kostenvoranschlag nur auf das Vermessen oder wäre in den Kosten der Blusenschnitt enthalten? Zweifelsohne teuer (und übrigens auch außerhalb meiner Preisklasse), aber wenn ich bedenke: Vermessen und Figur-Analyse, Konstruktion des Grundschnittes, Nesselmodell und mindestens eine Anprobe, Anpassung des Grundschnittes, ggf. zweites Nesselmodell sowie Erstellen des Produktionsschnittes…. Da kommen einige Arbeitsstunden zusammen.
      Lieben Gruß Manuela

      • Der Kostenvorschlag wäre inkl. einem Nesselteil, Anpassungen und dem fertigen Schnitt gewesen. Ich halte den Preis für wirklich angemessen, aber trotzdem leider außerhalb meines Bereichs.
        Weiter gedacht, bedeutetet es halt aber auch, dass eine Maßbluse wahrscheinlich knapp vierstellig wird. Was mich dann wieder erstaunt, da ich jeden Artikel über Maßschneider*innen lese, die ich finden kann und da wird für ein Maßsakko meist von Preisen im Bereich 2000-3000€ gesprochen. Gefühlt steckt für mich aber so viel mehr Wertigkeit in einem Sakko als in einem Hemd.
        Grüße, Tina

        • Wie Du, würde ich da auch einen Unterschied sehen.
          Vierstellig kommt mir etwas hoch vor, ohne es natürlich zu wissen. Bei Norton & Sons, die Maßschneiderei, die Patrick Grant gehörte, starten die Hemden bei 325 Pfund (Made to Measure). Und das ist die Savile Row…
          Lieben Gruß Manuela

  5. Mir gefällt der Rock total gut, sehr schade, dass er so negativ besetzt ist. Auch den farblich abgesetzten Reißverschluss finde ich gerade schön. Wie das mit den Maßschnitten im Internet funktioniert, ist mir auch rätselhaft. Aber eigentlich ist der Maßschnitt ja auch nie da fertig, wo gemessen und geschnitten wurde, sondern es erfolgt immer noch eine Anpassung am Körper und natürlich die Frage, wie soll es überhaupt sitzen. Kürzlich in einer WhatsApp Gruppe die Frage zu einer Hose, wie will/muss ich mich darin bewegen, nur sitzen (also mindestens Sitzen) oder auch in die Hocke gehen (im Alltag) oder sogar Knien, es handelte sich nicht um eine Sporthose. Jeder hat da seine eigenen Maßstäbe und Wünsche. Deswegen ist das Wissen um die Konstruktion so hilfreich, da nützt einem dann der Maßschnitt, der fertig geliefert wird, auch nicht. LG Anja

    • Manuela

      Deine Chat-Gruppe ist ein schönes Beispiel für eines der Dinge, die ich meine! Gerade Bequemlichkeitszugaben empfinde ich auch als höchst subjektiv.
      Ich hätte ja die Gelegenheit gehabt auszuprobieren, wie das mit den Maßschnitten aus den Internet funktioniert und wenn ich mehr Zeit gehabt hätte vermutlich auch gemacht. So verwende ich sie lieber für meine eigenen Ideen…
      Liebe Grüße Manuela

  6. Der Rock ist sehr schön geworden und verdient öfter getragen zu werden! Man schaut schon auf den Reißverschluss, aber der lässt sich ja sicherlich noch austauschen.
    Direkt Maßgrundschnitte sind mir noch nicht im Internet begegnet. Wir reden eher von fertigen Modellen, bei denen man nur wenige Maße angibt. Diese fertigen Schnitte beruhen sicherlich auf Normgrundschnitte, die mit einer größeren Bandbreite an Maßen hergestellt sind. Es gibt da ein umfangreiches Tabellenwerk. Es gibt so wie die Normalgrößen auch Kurz- und Langgrößen, vor allem aber, darauf will ich hinaus, schmal- und starkhüftige Größen. Und dann können reale Körper sich trotzdem noch über die Norm hinwegsetzen und über mehrere Größen hinweg gehen. Meist findet man schon was ausreichend passendes, aber ein richtiger Maßschnitt ist das noch nicht. Zudem sollte man überlegen, ob ein Modelldesign wirklich für jede Größe geeignet ist oder vielleicht auch unvorteilhaft aussieht. Runde und flache Figuren müssen besonders bei Röcken und Hosen beachtet werden. Da gibt es allerdings kaum Möglichkeiten das zu messen, das muss man sehen und die Konstruktion darauf ausrichten. -Unendliche Wissenschaften, aber mit einer gewissen Logik!

    • Manuela

      Du hast natürlich Recht. Es handelt sich bei den Maßschnitten im Internet eher um so etwas wie Maßkonfektion, wie man sie auch von Anzügen für Männer kennt, die einen Kompromiss zwischen den individuellen Bedürfnissen des Kunden und der industriellen Massenproduktion (was den Preis betrifft) versucht.
      Ja, mir ging es genau um Deinen letzten Punkt, dass ein Maßschnitt nach meinem Verständnis eben nicht nur auf den Maßen beruht. Vielmehr braucht es auch den erfahrenden Blick des- oder derjenigen, die ihn erstellt. Das betrifft zum einen die Analyse der Figur, zum anderen sicherlich auch die Stilauswahl (an zweites hatte ich gar nicht gedacht…)
      Danke & liebe Grüße Manuela

  7. Dein Rock sieht wunderschön aus, schade dass du ihn nicht so gerne trägst. Für die Beerdigung meiner Schwiegermutter nähte ich mir ein Kleid, bei meiner Mutter war es ein Rock. Beides trage ich viel und fühle mich dann den geliebten Menschen nah. Aber jeder reagiert anders.

    LG, Heike

    • Manuela

      So geht es mir mit einigen Dingen, die ich geerbt habe. Wenn ich sie im Alltag verwende, erinnere ich mich an gemeinsame Zeit mit den betreffenden Personen. Für einen kurzen Moment sind sie wieder lebendig…
      Danke & liebe Grüße Manuela

  8. Sehr schade mit deinem Rock, denn er sieht ausgesprochen hübsch aus. Ich ziehe gedanklich den Hut vor jeder eigenen Schnittkonstruktion. Mich reizt das komischerweise gar nicht und ich kann mir mein Desinteresse nicht wirklich erklären. Immerhin war es Ausbildungsgrundlage, d.h. ich habe Röcke und Hosen konstruieren müssen. Ein Sakko im reduzierten Maßstab war auch dabei. Möglicherweise reicht mir die Anpassung vorhandener Schnitte auf meiner Körpermaße aus? Ich hätte gern selbst eine Antwort.
    Es gibt ja ein gehyptes Label für Maßschnitte. Nachdem aber Anke enttäuschend über ihren Maßschnitt geschrieben hatte, war mein Interesse verflogen.
    Du bringst es eigentlich auf den Punkt. Es gibt ja nicht nur TU, GU, LH usw zu beachten. Keine Ahnung ob bei den Anbietern nach einem Hohlkreuz gefragt wird.
    In meiner Ausbildung ging es z.B immer auch um die Frage bei den Herren nach Rechts- und Linksträger. Das fanden wir als junge Hühner ziemlich lustig und konnten uns diese direkte Frage beim Kunden nur schwer vorstellen :).
    Ein Maßschnitt aus der Ferne scheint mir zumindest nahezu unmöglich, zumindest wenn es sich um “Problemfiguren” handelt. Vielleicht darf man aber auch den Begriff: “Maßschnitt” nicht überbewerten?
    Sebastian Hoofs schreibt aktuell noch an einem Konstruktionsbuch für Sakkos. Das weckt mein Interesse, vielleicht weil das Angebot an vorhandenen SM ziemlich übersichtlich ist und mein Mann aus dem Raster der üblichen Größen fällt.
    Das wäre vielleicht irgendwann mal eine Herausforderung, welcher ich mich ggf. stellen würde. Wenn man ein Sakko konstruieren kann, kann man auch einen Blazer, eine Bluse, Weste konstruieren…

    Jedenfalls ein spannendes Thema, was du zum MMM mitgebracht hast.
    LG Birgit

    • Manuela

      Dankeschön!
      Ist nicht nur als “junges Huhn” gegenüber Fremden lustig. Ich habe die Frage auf Deinen Kommentar hin gestern mal beim Abendbrot platziert…
      Vielleicht ist Dir vor dem Hintergrund Deiner Ausbildung eher als uns bewusst, dass die Erstellung von Maßschnitten selbst für Profis ein aufwendiges Prozedere ist; und es gibt ja auch so viele schöne Schnitte auf dem Markt; mal abgesehen, dass man sich auch nicht für alles interessieren muss.
      Spannend S. Hoofs’s Konstruktionsbuch. Ich hatte nur am Rande von seinem Fundraising dafür mitbekommen. Bei der Gelegenheit: Hast Du aus dem ersten Buch von Hoofs etwas für Deinen Mann genäht? Mich würden Deine Gedanken zur Passform interessieren.
      Liebe Grüße Manuela

  9. Du hast immer so tollen Inhalt und Themen! 2022- ja, ging mir in etwa änlich:-(
    im Februar kurz vor einmarsch hab ich mich entschieden, neue erfahrungen zu machen und habe hochkomplexe jacke von Viki in öko-leder angefangen. während meine 2 sehr nähstehende freundinen unter vollflächnbombardirungen sich versteecken mussten und 7 tode dabei im geiste gestorben und dazu noch tschernobyl ohne stromversorgung in besatzzone stand,mein bruder, krieg-vegetran von afganistan, glaubte, dass nur militärobjekte mit hochpräzisionswaffen getroffen werden und ich drauaf mit ihm beziehung abgebrochen, habe ich versucht stupide nach anleitung punkt für punkt abzuarbeiten, um nicht verrückt zu werden und panikattaken herr zu werden. ich habe damals 2 kg abgenommen und das ist schon ne menge für mich…ich gucke auf diese jacke zurück mit zwigespaltenem gefühl: unheimlich stolz auf die tolle leistung und flashbacks in der psyche. daher- ich kann dich super gut verstehen….

    bzgl. passform. ich bin pragmatiker. ich habe es noch nie verstanden, warum manche mm hin und her auf dem papier schieben. ich nehme eal welchen schnitt, mache probe und passe ihn an. manchmal mit etwas mehr zugabe ohne probe direkt am körper. weil grade bei den hosen, sehe ich da so wenig sinn drin, weil der selbe ideal sitzender shcnitt ganz anders aus unterschiedlichen stoffen sitzen wird. daher, spare ich mir die zeit und mühe- kohnt sich eh nicht.
    aber… auch da gibt es was neues. bei dem hersteller,der garde bei der popularität die fahrt gewinnt- helpersew pattern gibt es 4 figurtypen je nach differenz zwischen oberweite und hüfte. man gibt die masse an und der rechner spuckt die füllegrppe aus. ich bin z.b. bei 84-93 bei der gruppe 3.und das ist zusätzlich zu der körpergrösse und konfektion.

    • Manuela

      Ach Julia, das tut mir wirklich leid zu hören! So nah bin ich nicht dran, aber es hat mich damals sehr betroffen gemacht.
      Wirklich schade, dass Du nicht mehr bloggst, ich hätte gerne über Deine Lederjacke und Erfahrungen mit Helpersew (kenne ich noch nicht) gelesen.
      So ganz mag ich nicht auf Probemodelle verzichten, auch wenn der Stoff sicherlich einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Passform nimmt. Ich mache Probemodelle, wenn ich den Schnitthersteller noch nicht kenne und/oder der finale Stoff teuer gewesen ist.
      Dank Dir & liebe Grüße
      Manuela

  10. Der Rock verdient eine Wendung deiner Gefühle, er hat überlebt und begleitet dich jetzt in hoffentlich besseren Zeiten. Ich finde er kleidet dich ausnehmend gut. Mit der ganzen Anpasserei klappt das bei mir immer besser, seit ich aktzeptiert habe wie ich mich figurlich jenseits der 60 verändere und konsequent meine Masse mit denen des Schnittes vergleiche, aber ich denke das ist so individuell. Du hast es so treffend beschrieben mit den Massen, gleiche Masse unterschiedliche Figuren. LG Jeanette

    • Manuela

      Dankeschön.
      Bei mir ist es andersherum: Neben dem Sport ist es das Nähen, was meine Körperakzeptanz wesentlich verbessert hat.
      Liebe Grüße Manuela

      • Liebe Manuela, den Sport habe ich absolut vergessen. Seit ca. 4 Jahre gehört regelmässiger Kraftsport und Gymnastik zu meiner Wochenroutine, dadurch hat sich die Anpasserei bei den Hosen sehr verschlankt und mein Verhältnis zu meinem Körper hat sich stark verbessert. Lieber Gruß Jeanette

        • Ach, wie schön! Ich finde auch, Nähen und Sport ergänzen sich prima, wenn es um das körperliche Wohlbefinden geht. LG Manuela

  11. Ein schöner Rock – aber deine Bad Vibes sind tatsächlich gut nachvollziehbar.

    Ich schleiche auch um einen sogenannten Online-Maßschnitt herum, vor allem, weil mir ein Schnitt sehr gut gefällt und ich den gerne testen würde, aber auch, weil ich bis jetzt noch mit keiner meiner selbstgenähten Hosen so richtig zufrieden war. Mal schauen – aber eigentlich habe ich auch keine komplizierte Figur.

    Interessant in Hinblick auf Maße fand ich immer die Ausführungen von Meike Rensch-Bergner. Sie legt viel Wert auf “halbe Maße”, eben genau aus dem Grund, den man auf deinem Bild sieht. Eine Hüfte kann 100 cm haben – aber auf unterschiedliche Weisen. Da hilft es tatsächlich, wenn man immer nur die Hälften misst. Also halbe Taille vorne und hinten, Schrittlänge von hinten bis zur Schrittmitte und von vorne etc.

    LG Miriam

    • Manuela

      Es ist um Gottes willen nichts Falsches an Online-Maßschnitten, v. a. wenn man sie auch noch mit gestalten kann. Mir ging es eher darum, dass sich eine gute Passform für mich nicht im Maßnehmen erschöpft und ich mich gefragt habe, ob und wie eine CAD Software andere Einflussfaktoren berücksichtigt.
      Wenn Du gerne mit halben Maßen arbeitest, ist vielleicht das Buch von Joi Mahon “Create the Perfect Fit” etwas für Dich. Gibt es bestimmt antiquarisch, da mehr als zehn Jahre alt und es gab meiner Erinnerung nach auch eine deutsche Übersetzung davon.
      Danke & LG Manuela

  12. Ich finde den Rock sehr schön, mich hat er tatsächlich an den Tulipskirt von SewOverit erinnert, den ich mir vor einigen Jahren genäht hatte. Ich glaube, Rockschnitte kommen einem einfacher vor von der Konstruktion, da sie ja in der Taille festhängen und nicht an so einer komplexen dreidimensionalen Struktur wie einer Schulter, und am noch komplexeren Schrittbereich einfach runterhängen dürfen. Ich hoffe sehr, daß Du diesen hübschen Rock öfters trägst, denn er hat es wirklich verdient- und das meine ich durchaus wörtlich, denn er hat Dir ja in der ersten Phase der Trauerverarbeitung gehofen. Alles andere braucht sicher Zeit, bleibt zu hoffen, daß das Weltgeschehen auch mit der Zeit wieder etwas freundlicher wird.
    Deine Gedanken zum Maßschnitt kann ich voll und ganz bestätigen. Die mit dem CAD Programm erstellten Schnitte aus dem Internet sind eine hübsche Hilfe, grade bei Hosen, aber sie ersetzen nicht die Anproben und Änderungen am fertigen Modell.
    Liebe Grüße, Barbara

    • Ah, Du hast den Tulip Skirt genäht!? Das ist mir tatsächlich entgangen, da werde ich bei Gelegenheit mal bei Dir stöbern…
      Herzlichen Dank & liebe Grüße Manuela

  13. Jeannine

    Dein Rock gefällt mir ausnehmend gut, ich lese den Beitrag schon zum 3. mal,
    lese auch schon zum x-ten mal quer durch deinen Blog wo ich immer wieder etwas entdecke und Inspiration finde . Danke dass du das alles zur Verfügung stellts .
    Jeannine

    • Was für ein schönes Kompliment! Da ist das Bloggen das reinste Vergnügen…
      Dankeschön & liebe Grüße Manuela

  14. Hallo zusammen, vielleicht kann ich (beispielhaft) etwas Licht ins Dunkle bringen. Vorab: Natürlich würde ein “echter” Maßschneider nach der Konstruktion noch einen Nesselschnitt anfertigen, um den letzten Schliff zu geben. Aber dennoch sitzen zumindest bei mir die nach Hofenbitzer oder auch Müller und Sohn konstruierten Schnitte tausendfach besser als angepasste Burda-Schnitte. Das sollte ja auch so sein, sonst wäre es enttäuschend 🙂
    Je mehr Maße, desto besser. Hohlkreuz z.B. vor einer Wand stehend gemessen, kann man berücksichtigen.
    Man geht außerdem so vor: Man misst neben dem Hüftumfang, Taillenumfang etc auch jeweils die halben Bögen. Ich z.B. habe etwas Bauch. Wenn ich nun den Hüftumfang einfach nur halbieren würde, dann rutscht die Seitennaht zu weit nach vorn. In so einem Fall nimmt man besser die Einzelmaße (Bogen vorn und Bogen hinten). Bei der Brusttiefe misst man immer beide Seiten, bei Asymmetrien nimmt man den Durchschnitt, sofern die Abweichung nicht zu extrem ist. Außerdem gibt es noch etliche Kontrollmaße, anhand derer man anpassen kann. Damit kommt man dem Ganzen schon sehr sehr nah.
    Ich zeige demnächst mal meine Maßschnitt-Weste, die mir perfekt passt, meiner Puppe fast perfekt. Die Puppe ist also kein perfektes Double, aber dennoch schon ziemlich gut 🙂
    Abgesehen davon finde ich auch, dass der Begriff “Maß-” etwas willkürlich/inflationär verwendet wird, klingt halt gut. Nur die Sitzhöhe in lang, mittel, kurz zu unterteilen ist keine Maßarbeit.

    Wer es ganz genau wissen will: Band zwei von Hofenbitzer beschäftigt sich mit den Abweichungen und auch mit sehr vielen Figuren und die individuellen Abänderungen.
    LG Anne Sophie

    • Danke für Deine Ergänzungen und Ausführungen dazu!
      Den zweiten Band von Hofenbitzer finde ich, wenigstens unter den deutschsprachigen Büchern auch das Beste zum Thema. Damit lassen sich Schnitte wunderbar anpassen, sei es nun ein Fertig- oder Maßschnitt.
      LG Manuela

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