2 x Named: Geneva & Paola

Ich bin immer noch auf der Suche nach der Eier legenden Wollmilchsau einem geeigneten Baselayer: einerseits suche ich nach einem Shirt zum Drunter-Ziehen, z. B. als erste Schicht beim Wandern (dann eben aus Merinojersey und damit teuer) oder für einen Jumpsuit, andererseits soll es nicht nach Presswurst aussehen, wenn ich es mal nicht unten drunter trage – ich bin schließlich auch keine 20 mehr…

Schnitt & Stoff

So zeige ich heute zwei Schnitte von Named, allerdings nicht aus dem Buch Breaking the Pattern, sondern aus zwei älteren Kollektionen: einmal das Geneva Raglan Tee aus der SS’15 (Ticket), das andere Mal das Paola Turtleneck Tee aus der SS’16 (Royals).

Geneva gefällt mir wegen der Schulterpartie. Ich finde die stark gebogene Raglanlinie macht den Schnitt besonders und unterscheidet ihn von anderen Raglan-Shirts. Zudem eignet er sich zum Color Blocking bzw. zur Restverwertung. Dementsprechend habe ich mein Geneva aus Jersey-Resten vom Ufer genäht; – übrigens schon vor mehr als einem Jahr, allerdings bisher nicht verbloggt. Bei solch “simplen” Projekten frage ich mich oft, ob das überhaupt jemand interessiert und sich der Aufwand des Bloggens dafür lohnt.

Beim letzten MeMadeMittwoch hat mich Birgits (lila und gelb) Paola derart begeistert, dass ich mir den Schnitt spontan gekauft habe. Der Lemming in mir hat sich auch einen s/w-gestreiften Rolli genäht, aus einem BW-Jersey von Hüco, der sich partout nicht fotografieren lassen will.

Größe, Passform & Anpassung

Auch bei der Größentabelle von Named entsprechen meine Maße in Brust und Hüfte am ehesten denen einer 40, weshalb ich Geneva auch in dieser Größe genäht habe. Wie man sieht, ist das Shirt um die Brust etwas knapp geraten – lustigerweise auch bei dem Modellbild; bei dem Modell zeigen sich ähnliche Falten. Nun werden Schnitte für Jersey mit einer negativen Nahtzugabe konstruiert, d. h. kleiner als die eigenen Maße. Die Dehnbarkeit meines BW-Jersey hat also nicht ausgereicht.

Das hätte man vorher wissen können, denn Named gibt die Dehnbarkeit, für die der Schnitt funktioniert, dankenswerterweise an, z. B. bei Geneva mit 30-50 %. Allerdings habe ich lange nicht gewusst, wie man den entsprechenden Prozentsatz herausbekommt, es nun aber gefunden: Man schneidet einen 10 cm breiten Stoffstreifen (im Fadenlauf) zu, legt ein Lineal darunter und zieht den Stoffstreifen auseinander. Wenn er sich z. B. von 10 cm auf 13 cm dehen lässt, handelt es sich um eine Dehnbarkeit von 30%. Dunkel meine ich mich zu erinnern, so etwas auch schon mal in einer Anleitung von Closet Case Patterns gelesen zu haben, beim Bombshell oder bei Nettie…

Paola habe ich deshalb gleich eine Größe größer zugeschnitten. Der Schnitt fällt ungewöhnlich kurz aus, ich habe ihn um 4 cm verlängert. Ansonsten bin ich mit meinem neuen Rolli happy. Mit einer kleinen Beugefalte über der Brust muss ich wohl bei körpernah geschnittenen Shirts leben, mit einen Abnäher ließe sich das vermutlich beheben.

Anleitung & Schwierigkeitsgrad

Bekanntermaßen macht Named tolle Anleitungen: Schritt für Schritt und mit Zeichnungen versehen, außerdem sind die Maße des finalen Kleidungsstückes angegeben, was ich hilfreich finde. Lesen tue ich die Anleitung bei Shirts inzwischen nicht mehr. Hätte ich vielleicht tun sollen, dann wäre mir die Angabe des Dehnbarkeit bei Geneva vorher aufgefallen. Bei Paola beträgt sie übrigens 50%.

Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen? Weiterempfehlen?

Bei Gelegenheit werde ich Geneva noch einmal in Gr. 42 aus BW-Jersey nähen, weil mir der Schnitt gut gefällt. Mit Paola scheine ich für den Moment den geeigneten Rolli für mich gefunden zu haben, obwohl er auf den Bildern in psychodelischem Betongrau nicht viel her macht. Um einen Eindruck von dem Stoff zu bekommen: Es ist der Ringeljersey im letzten Bild, apropos die Knöpfe sind die an der Hose (Schnittbesprechung hier). Inzwischen gibt es zwei weitere Paolas. Und wer sagt denn, dass man Ausschnitt und Armlänge nicht abwandeln kann.

So und jetzt ab zum MeMadeMittwoch. Mal schauen, mit was Ihr Euch so in letzter Zeit beschäftigt habt.

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36 Kommentare

  1. Also mich interessieren auch Posts über “simple” Shirt-Schnittmuster, ich bin nämlich auch immer auf der Suche nach guten Basic-Shirt-Schnitten. Deine sind beide schön, ich finde nicht dass da irgendwelche Falten stören, bei T-Shirts darf das doch.
    LG Marlene

  2. Beide Shirts gefallen mir sehr gut. Auch bei einfachen Shirts muss man mit Bedacht handeln. Ich finde es gut, dass du die Problematik mal beleuchtest.

    • Manuela

      Mich würde ja interessen, was Du aus schnittkonstruktiver Perspektive dazu denkst. Ich meine mich zu erinnern, dass Du auch Oberteile für Strickstoffe konstruiert hast. Konstruierst Du auf Deine Maße oder kleiner, und wenn ja, um wieviel Prozent ? Wahrscheinlich auch noch abhängig vom Stoff?
      Danke & LG, Manuela

      • Ja, ich habe da Experimente gemacht mit den Shirts in herbstlichen Farben letztes Jahr und den Unterhemden. 10% sind meist okay, beim losen Strickstoff waren es 15%. Ich konstruiere zuerst original und verkleinere dann. Das habe ich digital gemacht und dann ausgedruckt.

  3. Mir gefallen beide Shirts sehr gut! Und ich finde es immer sehr interessant, welche Erfahrungen mit sogenannten „simplen“ Schnittmustern gemacht werden. Das zeigt auch die Qualität eines Schnittmusterlabels, denke ich, wenn solche scheinbar einfachen Schnitte durchdacht und professionell designt wurden. Über die Paßform eines Shirts kann man sicher ewig sinnieren…ich denke ja mittlerweile, entweder man macht eine richtige Anpassung, mit Abnähern und allem, oder man akzeptiert ein paar kleine Falten im Shirt. Ich tendiere mittlerweile sehr zum Zweiten!
    Viel Freude beim Tragen der beiden schönen Basis-Stücke!
    Liebe Grüße, Barbara

    • Manuela

      Dankeschön Barbara.
      Ich glaube, ich entwickele mich auch eher in Richtung des Zweiten.
      Liebe Grüße, Manuela

  4. Ich finde ja so vermeintlich langweilige Blogposts sehr gut. Auch wenn ich mir bei sowas jedes mal dieselbe Frage stelle wie du. An Jerseyshirtschnitten mangelt es mir aber echt, da freue ich mich immer neue zu sehen. Besonders Geneva gefällt mir! 🙂
    Liebe Grüße
    Katharina

  5. Sehr schöne Basic-Shirts. Das Foto-Problem bei gestreiften Stoffen ist echt fies. Aber die Passform kann man ja gut erkennen.
    2 sehr schöne Schnitte.
    viele Grüße Elke

    • Manuela

      Für mich war es das erste Mal, dass sich ein Streifenstoff derart vor der Kamera geziert hat, da war echt nix zu machen…
      Danke & Viele Grüße

  6. Also, mir gefällt Dein Post über die (vermeintlich) simplen Shirts. Denn es ist wirklich eine Wissenschaft für sich, das mit den Shirts.
    Ich habe die Anleitung bei Paola auch nicht gelesen. Hahaha … und vielleicht hätte ich es dann auch gar nicht aus selbigem Stoff genäht, nämlich in derselben Größe, die ich auch bei viel dehnbareren Stoffen nehme.
    Das mit dem Dehnbarkeitsfaktor habe ich mal in einem Dessous-Nähkurs gelernt. Aber irgendwie auch nur darauf bezogen.
    Deine Shirts gefallen mir beide sehr gut. Bei Paola erkenne ich an der Silhouette dass es gut sitzt. … diese zickigen Streifenstoffe aber auch …

    Liebe Grüße!

    • Manuela

      Intuitiv scheinst Du das Zusammenspiel von Schnitt und Stoff gut einschätzen zu können, mir ist das bei Strickstoffen oft nicht geglückt. In Zukunft werde ich eher auf die fertigen Maße schauen und ob der Dehnbarkeitsfaktor angeben ist. Ich habe ja eine Weile gebraucht, um zu merken, dass Dehnbarkeit nicht gleich Elasthangehalt ist. Kurzum, Du hast absolut recht: “eine Wissenschaft für sich”.
      LG Manuela

  7. Danke, dass du die Shirts zeigst, besonders das erste gefällt mir auch sehr gut! LG Sarah

  8. Ich bin echt froh, dass ich nicht die einzige bin, die so ihre Problemchen bei “einfachen” Shirts hat. Danke für diesen Post!
    LG, Sandra
    PS: Ich finde das erste Outfit sehr schick!

  9. Moin,

    Basics in unserem Kleidungsschrank benötigen wir alle. Deine Shirts werden Deinen Schrank bereichern, mir persönlich gefällt das Geneva am besten, vor allem durch die interessante Raglankurve.

    LG
    Sandra

  10. Vielen Dank fürs Zeigen! Es gibt inzwischen so viele Shirt Schnittmuster, dass man froh ist eine Schnittbesprechung lesen zu können, die einem hilft eine Wahl zu treffen. Und über die Tücken eines Schnitts schon im Vorfeld zu wissen ist immer gut. Paola besitze ich auch, Geneva hatte ich nicht im Kopf, obwohl ich den Rock, den das Modell zu Geneva trägt schon genäht habe. Beide Schnitte finde ich sehr schön. Tolle Exemplare, die du dir genäht hast! Nach Birgit und Dir bin ich wahrscheinlich die Nächste, die ein Rollkragen Shirt unbedingt braucht 🙂
    LG Yvonne

    • Manuela

      Jetzt muss ich gleich mal schauen, welchen Rock sie trägt. Das habe ich wiederum nicht auf dem Schirm…
      So ging’s mir auch. Ich meinte plötzlich “unbedingt” Rollkragenpullis haben zu müssen.
      Liebe Grüße, Manuela

  11. Geneva ist wirklich ein besonders hübscher Raglanschnitt; vielleicht brauche ich den doch auch…
    Ich lese Schnittbesprechungen von Basic-Shirts immer sehr gerne, denn obwohl es gefühlt unzählige Shirtschnitte gibt, finde ich es gar nicht so einfach, die Schnitte herauszufiltern, die es lohnt, für sich umzusetzen.
    Deine beiden Umsetzungen gefallen mir jedenfalls sehr gut.
    LG von Susanne

    • Manuela

      Ich glaube auch 🙂
      Da hast Du absolut recht. Das ist ein Dschungel, zudem gibt es viele Shirt-Schnitte auch noch kostenlos… was verführt (mich zumindest). Umgekehrt hat Jersey in einer gewissen Qualität auch seinen Preis, weshalb ich inzwischen versuche, auch besser zu filtern.
      Dankeschön & Herzliche Grüße,
      Manuela

  12. Vor lauter Hosen, Mänteln, Kleider vergisst man machmal wie gut und sinnvoll schöne und perfekt passende Shirts sind. Den Raglan- Schnitt finde ich ausgeprochen schön und prima in der Passform. Der Schnitt ruft nach einer Sereienfertigung mit verschiedenen Farben und Colorblocking. Schlichte Rollis schätze ich vor allem im Winter und auf Reisen – einen Shirtschnitt bei dem sich der Kragen so verhält wie man es sich wünscht habe ich aber bislang noch nicht entdeckt. Da schaue ich gern mal in Deine Schnittempfehlung. LG Kuestensocke

    • Manuela

      In einem BW-Jersey sitzt der Kragen sehr schön, nicht zu eng, nicht zu weit. In Tencel sackt er in sich zusammen… Beim Color Blocking habe ich auch an Dich gedacht. Es war ja letztes Jahr Thema bei Dir in der Stoffdiät.
      Danke & LG Manuela

  13. Danke für Deine Schnittbesprechung und vor allem für den Tipp mit den Dehnbarkeitsprozenten. Als jemand, der seltener Jersey näht, war das mit der Dehnbarkeit für mich bisher immer ein Glücksspiel. Und als Raglanfreundin habe ich mir den Geneva mal näher angeschaut. Ich brauche Shirts und freue mich, dass es Dir nicht zu simple war, darüber zu schreiben.
    Liebe Grüße von Ina

    • Manuela

      Herzlichen Dank!
      Ein Glücksspiel war es für mich auch – mit mäßigem Erfolg.
      Ick hab’ halt schon Glück in der Liebe.
      Liebe Grüße Manuela

  14. Vielen Dank für Deinen Blogpost Ich finde es fürs Bloggen unerheblich, ob ein Schnittmuster einfach oder kompliziert zu nähen ist. Mal näht man einfache und mal aufwändige Sachen. Hauptsache schön!
    Liebe Grüße
    Julia

  15. Danke für das Vorstellen der Schnitte. Ich glaube schon, daß auch das Verbloggen von “einfachen” Schnitten lohnt. Einmal für Dich selbst und zum anderen für andere, die vielleicht dankbar zu einem späteren Zeitpunkt auf einen Post zurückgreifen.
    Meine Erfahrung ist, daß der eine gut passende Schnitt aus einem etwas anderem Material plötzlich garnicht mehr so gut ist….
    Also nochmals Danke fürs Vorstellen und
    liebe Grüße
    Susan

    • Manuela

      Das freut mich wirklich zu hören!
      Natürlich hatte ich mir ein wenig Resonanz erhofft, mit so viel Zuspruch aber nicht gerechnet.
      Tatsächlich. Ich nehme Webstoffe in dieser Hinsicht als zuverlässiger war. Dass die Passform zur Lotterie wird, kenne ich eher von Strickstoffen.
      Danke & liebe Grüße, Manuela

  16. Auch ich bin begeistert bei Dir von Shirts zu lesen, da ich doch selber gerade auf der Suche bin und auch schon mit grossem Nichterfolg welche genäht habe ;D
    Für mich ist nicht nur die Wahl des Schnittes schwierig aufgrund der grossen Auswahl und des individuellen Sitzes der Passform, sonder auch die richtige Stoffwahl. Die bestimmt nämlich maßgeblich das schöne ‘Anschmiegen’ und den Ausschnitt. Und wenn die Farbe ein Traum ist, muss das leider nicht auch gleichbedeutend die Qualität sein…
    Paola ist mir bei Birgit auch schon aufgefallen – den Schnitt werde ich mir wohl besorgen. Auch der Raglanschnitt gefällt mir sehr gut. Zudem ist das Outfit bis zum Schuh perfekt abgestimmt 😉
    Ganz liebe Grüsse
    Heike

    • Manuela

      Oh, was ist denn aus Deinen Renfrews geworden?
      Vielen, lieben Dank & herzliche Grüße zurück.

  17. Danke fürs ausführliche Zeigen! Schnelle Basic-Shirts schaffen es bei mir auch meist nur in Kombination mit anderen Teilen auf den Blog, oder in einer Garderoben-Übersicht. Dabei ist ein guter Basic-Schnitt für ein Shirt Gold wert – wie ja auch die anderen Kommentatorinnen schon angemerkt haben. lg, Gabi

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