Unspektakulär, dennoch unverzichtbar

Heute zeige ich genähten Alltag. Alle drei Kleidungsstücke sind schon länger und gerne im Gebrauch, aber nach ihrer Fertigstellung von mir nicht für Wert befunden worden, einen eigenen Beitrag darüber zu schreiben. Ich habe meine Meinung geändert. Warum? Sommerloch. Weil Twill & Heftstich nicht nur ein Mode-/Design affiner Blog sein will, sondern einer, in dem es um das gesamte Spektrum selbst genähter Bekleidung (für Frauen) geht. Da gehört der Alltag nun mal dazu – wie zum Leben auch. Alltagskleidung ist auf dem Blog in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen, was nicht unbedingt meine Realität spiegelt (gerade brauche ich und nähe ich Wäsche).

Könnte es für die Würdigung und Wertschätzung der unspektakulären, dennoch unverzichtbaren Kleidungsstücke einen schöneren Ort als den MeMadeMittwoch geben? Ich freue mich, heute mal wieder dabei zu sein.

Grasser 849

Weit geschnittene Hose mit Gummizug und Nahttaschen. Genäht in einem s/w Vichy Karo – ein BW-Coupon von Saint Pierre. Das Kordelband ist von Yavas und die Stopper von einem ausrangierten Bikini-Oberteil. Genäht in Gr. 48 (russische Größe) für die Länge 170-76 cm. Handwerklich gut gemachter Schnitt. Aber sicherlich gibt es vergleichbare auf dem Markt. Grasser 849 ist einer meiner Standardschnitte für Pyjamahosen.

Ilma von Vikisews

Mein “Monster-Shirt”, insofern hier die Idee eines weißen T-Shirts mit Raglanärmeln beinahe schon grotesk aufgeblasen wird (Work in Progress). Genäht in Gr. M-L für die Länge 160-68 cm aus weißem Sweatstoff (Idee), das Bündchen (vorn) ist irgendein Rest, hinten hat das Shirt einen Beleg.

Inzwischen habe ich mich mit den offenen Kanten arrangiert. Macht der Gewohnheit. Damals hatte ich mich daran gestört. Und eigentlich finde ich roh belassene Säume auch heute nur dann avantgardistisch, wenn sie im Kontrast zu luxuriösen Materialien und Ambiente stehen, wie bei High End Fashion Produkten. Dann wirken sie lässig, in vergleichsweise preiswerten Stoffen wie Sweat dagegen schnell nachlässig. Vielleicht ein modisches Trauma aus der Adoleszenz, als ich – wie viele Teenager – meine Sweatshirts mit der Schere bearbeitet habe und das für Punk und Design hielt.

Jo aus der Fibremood
Beim nächsten Mal würde ich die Hose einen Tick länger machen…

Schnitt aus einer älteren Fibremood (spontan kann ich nicht sagen aus welcher, weil als PDF gekauft). Genäht in Gr. M aus Heavy Sweat und farblich passendem Bündchen in Kobalt (1000stoff). Ich liebe bei diesem Pulli die Kombination aus überschnittenen Schultern und Ballonärmeln, die in schwerem Strick besonders zur Geltung kommt. Obwohl mir viele Schnitte aus der Fibremood gefallen – gerade die Oberteile – habe ich bisher wenig daraus genäht. Ehrlich gesagt, tue ich mich mit dem Marketingkonzept der Zeitschrift schwer, das verkaufsfördernde Techniken aus der Fast Fashion ins DIY überträgt. So befeuern bspw. die 5tägigen Link-Partys anlässlich jeder neuen Ausgabe geradezu Nähprojekte, die “von der Nadel hüpfen”. (Edit: Die Zeitschrift scheint die zeitliche Beschränkung aufgegeben zu haben, wenigstens wird sie auf der überarbeiteten Website nicht mehr erwähnt.)

Das war’s von mir heute. Ich wünsche Euch noch einen schönen Sommer.

Liebe Grüße, bis bald.

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20 Kommentare

  1. Alltagskleidung ist unverzichtbar. Und wenn sie dann noch so schlicht und doch so schick ist wie die von dir diesmal präsentierte sollte man sie erst recht zeigen. Ich habe auch Standardschnitte, die ich immer wieder für Pyjamahosen heranziehe, für wenig Stoff (der dann richtungslos sein muss vom Muster her) einen aus der Ottobre ohne Taschen, und wenn mehr als 1m in Standardbreite zur Verfügung steht die Hose vom Carolyn Pyjama / Closet Core Patterns.
    Fibremood besitze ich bisher genau 2 Hefte, zumeist sind mir die Schnitte zu sehr auf jugendlich und dünn ausgelegt. Aber ein paar Oberteile habe ich auch schon gefunden, eines zeige ich und eines liegt zugeschnitten neben der Nähmaschine. Da bei mir Schnitte immer erst reifen müssen, bin ich fürs “von der Nadel hüpfen” bei neuen Schnitten und Heften eh verloren. Das Kobaltblau übrigens ist eine ganz tolle Farbe 🙂
    Liebe Grüße, heike

    • Manuela

      Ja, das scheint in erster Linie die Zielgruppe zu sein. Ha-ha, treffend zusammengefasst! Mich hat aber eher die offensive Werbung gestört. Ich hatte das digitale Schnittmuster-Abo, wofür man seine Email-Adresse hinterlegen muss und ständig einen Newsletter bekommen, für den ich mich meines Wissens nie angemeldet habe… Ich habe das Abo nicht verlängert. Dadurch, dass man Zugriff auf alle bisherigen Schnitte hat, habe ich eigentlich jedes Mal etwas gefunden und hoffe nun mit etwas Abstand mehr aus diesem Fundus schöpfen zu können.
      Lieben Dank & herzliche Grüße Manuela

  2. Tolle Karohose und Oberteil in toller Farbe, beides perfekt miteinander und wie schön, dass sie es auf den Blog geschafft haben. Danke und lg Anja

  3. Alle drei Teile sind es auf jeden Fall wert, einmal im Blog gezeigt zu werden. Besonders das Shirt hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die offenen Nähte kann ich so gar nicht erkennen, weiß aber, was du meinst. Die FM kaufe ich mittlerweile auch nur noch, wenn mir mehrere Schnitte wirklich gut gefallen und ich kein vergleichbares Modell in meinem Schnittvorrat finde. Liebe Grüße Carola

    • Manuela

      Dankeschön Carola.
      Das werde ich in Zukunft auch so machen, eher die Zeitschrift am Kiosk bei Bedarf kaufen… Eine gute Idee, nicht nur bei Stoffen, sondern auch bei Schnitten zu schauen. was man bereits im Fundus hat. Ich denke bei Schnitte weniger daran, weil sie auf der Festplatte nicht viel Platz wegnehmen.
      Liebe Grüße Manuela

  4. Was für tolle Alltagsoutfits!

    Lieber Gruß,
    Muriel

  5. Basics und Alltagskleidung sind einfach wichtig und gehören zur Garderobe dazu. Am Ende sind das schließlich genau die Teile, die wir am häufigsten tragen. Je ausgefallener, desto eher braucht es “Anlässe” und die sind in einem normalen Alltag eben selten.
    Das Blau begeistert mich wie Heike richtig und das weiße Shirt gefällt mir auf den Bildern sehr – deine Gedanken zu den unbearbeiteten Kanten kann ich aber sehr gut nachvollziehen. Erinnert mich zu sehr an Fast Fashion und ich denke an: “Ach, das wurde jetzt auch schon der schnellen Produktion geopfert”.

    Die Fibre Mood hat mich auch noch nicht gekriegt. Einige Schnitte finde ich interessant, aber das meiste ist mir zu wenig alltagstauglich oder auf der anderen Seite zu banal oder zu jung.

    LG Miriam

    • Manuela

      Da hast Du absolut Recht. Anlässlich des WKSA 2018 habe ich mal darüber spekuliert, ob ich nicht mein Leben meinen ausgefallenen Nähprojekten anpassen sollte… Nein, im Ernst. Ich habe nichts gegen Alltägliches weder beim Nähen noch sonst. Nur darüber zu schreiben, fällt mir zunehmend schwerer.
      Dank Dir & liebe Grüße Manuela

  6. Eine richtig schöne kleine Mini-Kollektion! Die Teile passen hervorragend zusammen, sind en vogue und trotzdem total alltagstauglich. Ich mag’s sehr.

    Liebe Grüße
    Tine

  7. Ich gehöre auch zur Fraktion… es geht nichts über Alltagskleidung. Ich liebe es ebenfalls diese zu nähen, schließlich begleiten sie mich tagtäglich.

    Deine drei wunderschönen Kleidungsstücke finde ich jedes sehr gelungen. “Jo” will ich schon seit Erscheinen der Zeitschrift nähen… dafür liegt hier ein Strickstoff bereit, wobei mir der Sweater auch aus heavy Sweat super gefällt. Vielleicht schenke ich doch noch um.

    LG
    Sandra

  8. Den Alltag an Anlasskleidung anpassen, das ist auch eine lustige Idee… Aber das Leben besteht zum Großteil aus Alltag. Dazu gehören Sport und Rumfläzen auf der Couch unbedingt dazu, und dafür möchte man meist ja auch angezogen sein. Ich persönlich nähe meist alltagstaugliche Dinge, die ich für Anlässe aufpeppen kann. Und natürlich auch Pyjamahosen, dafür habe ich eine verschlissene Hose auseinandergenommen, die mir nun als “Schnitt” dient.

    Mit Fibre Mood werde ich auch nicht warm, wahrscheinlich bin ich von Alter und Gewicht eher nicht die Zielgruppe. Ein genähtes Kleid, zu dem ich hier beim MMM inspiriert worden bin, hat sich als Fail erwiesen, und seither bin ich noch vorsichtiger mit der FM. Wobei ich den Einzelschnittkauf per pdf im Vergleich zum Abpausen aus dem Heft deutlich angenehmer finde.

    Viele Grüße
    Sandra

    • Manuela

      Das ist mir auch schon passiert, dass ich Schnitte gekauft habe, weil ich mich von der Begeisterung der Anderen habe anstecken lassen. Nur um hernach festzustellen: ‘Passt (zu) ihr wunderbar’ und ‘passt (zu) mir’ sind wohl verschiedene Dinge.
      Lieben Dank & Gruß, Manuela

  9. Ich habe gerade gesehen, dass ich gar nicht bei Dir kommentiert habe, ich hatte Deinen Post nur auf dem Handy gesehen. Mir gefallen alle drei Teile sehr gut. Schön, dass Du sie zeigst, letztendlich ist ja die Alltagskleidung das, was wir all Tags tragen. Ich bin beeindruckt von Deiner perfekten Karo-Verarbeitung an Deiner Schlafanzugshose, ich bezweifle, das ich so etwas jemals bei RTW gesehen habe. Ich habe mir für dieses Jahr auch ein Jahres-Abo von der Fibre Mood gekauft, und das Sweatshirt ist mir da nicht wirklich aufgefallen. Bei Dir sieht es super aus, ich werde es auf meine Wunschliste setzen.
    Liebe Grüße, Stefanie

    • Dankeschön Stefanie.
      Hast Du das digitale Abo oder die nächsten Ausgaben abonniert? Wir können bei Gelegenheit gern mal mailen…
      Liebe Grüße Manuela

  10. Ich habe das digitale Abo genommen, weil ich dabei auch die älteren Schnitte auswählen kann. Im Heft gefällt mir nicht jeder Schnitt, und so bekomme ich nur, was ich wirklich haben will. Finde ich ein tolles Angebot. Auch, dass das Abo nach einem Jahr von selber erlischt, hat mir gefallen. Blöd ist nur, dass ich bei all dem Stress der letzten Wochen einen Gutschein für fünf Schnitte habe verfallen lassen. :-/ Wie das mit den neuen Schnitt-Familien funktioniert, und eine Familie im Abo nur als ein Schnitt zählt, habe ich allerdings noch nicht verstanden.
    Liebe Grüße, Stefanie

    • Familien-Schnitte?!? Das ist dann wohl nach meiner Zeit.
      Übrigens gibt es ein ähnliches Angebot nun auch bei der Burda.
      Liebe Grüße Manuela

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