Tee_Shirt, Hemden-Upcycling & Patternhack

Ich bewundere jedes Jahr die Teilnehmer des MeMadeMay, denen es gelingt, ihr Outfit täglich zu fotografieren. Mir fällt das schon im Einzelfall schwer. Gerade wieder besonders. Dementsprechend hinke ich mit dem Verbloggen meiner selbst genähten Sachen hinterher. Ende April hatte ich mich mal wieder (bereits hier & hier) mit dem Upcycling von Herrenhemden beschäftigt. Anlass dafür waren zwei Jahrestage: Ein trauriger – die Fashion Revolution Week, die jährlich an den Einsturz des Rana Plaza am 24. April 2013 erinnert; der andere – eine schöne Erinnerung: zur selben Zeit vor einem Jahr fand der NFRF Sew Along in Vorbereitung auf das Frankfurter Nähbloggertreffen statt, der sich Nachhaltigkeit widmete.

Schnitt & Stoff

Drei Hemden von H., in Blau und Weiß. Krägen und Manschetten, z. T. auch die Knopfleisten zerschlissen. Vorbild für mein Upcycling ist Bianca von Wear Lemonade: Ich hatte vor Jahren mal das Schnittmuster-Abo und habe das Blusenshirt mit mäßigem Erfolg genäht. Obwohl mir viele der spritzig-sommerlichen Entwürfe von Wear Lemonade gefallen (tatsächlich denke ich dabei oft an Limonade + Sonnenschein), habe ich das Abo irgendwann gekündigt. Der Grundschnitt des Pariser Labels harmonierte so gar nicht mit meinem Körper, weshalb ich bei den Schnitten immer viel anpassen musste. Zu viel für meinen Geschmack.

Größe, Anpassungen, Passform

Gegenüber Bianca habe ich die Ärmel meiner Bluse auf klassisch-kurzärmelig gekürzt, da ich die Ellenbogenlänge etwas trutschig fand (außer vielleicht an Lisa Gachet, der Gründerin von Wear Lemonade, aber die kann ohnehin alles tragen…). Und anders als Bianca hat meine Bluse auf dem Rücken eine Knopfleiste (das alte Vorderteil) anstatt Schlitz und Passe. Grundlage für mein Oberteil bildet Mod. 116 Burda 12/2018 (Gr. 40), das ich schon mal für einen anderen Patternhack verwendet habe. Basis für den Kragen ist wiederum die Bluse Le_600 von dp Studio. Für mich darf es ruhig mehr „edgy“ sein als der Liegekragen von Bianca. Ihr seht, meine Kreation ist wahrlich ein Frankenstein. Nur das Schnittteil für die (nicht erkennbare) Brusttasche (aus einem Ärmel geschnitten) stammt von Bianca; die Brusttaschen der Herrenhemden hatte ich zuvor abgetrennt.

Da ist wirklich eine Brusttasche…

Von vorn und hinten gefällt mir mein Kragen gut, nur in der Seitenansicht „schwappt“ er über die Schulter, ich hätte wohl den Halsausschnitt noch mehr verkleinern sollen. Für die Krägen haben die zwei angedachten Hemden nicht gereicht, sodass ich ihn einmal aus einem dritten in Weiß zugeschnitten habe, das andere Mal aus dem Rest einer DIY-Bluse, die ich, wie ich gerade feststelle, nie verbloggt habe. Das Dunkelblau taucht im Knopflochgarn wieder auf.

Anleitung & Schwierigkeitsgrad

Einfach zu nähen. Die Schwierigkeit bestand hauptsächlich in der Ideenfindung. Zugegeben, bin ich da kompliziert: Ich trage Upcyclings nicht gern, wenn sie zu offensichtlich danach aussehen. Leider muss ich (mir) wohl eingestehen, dass mir Sachen, die ich ethisch für gut und richtig halte, nicht automatisch in ästhetischer Hinsicht gefallen.

Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen?

Im Mai viel getragen. Mir gefällt dieser etwas schräge Büro-Look, in dem Elemente klassischer „Business-Hemden“ (hellblauer Stoff, Knopfleiste, Hemdkragen, Brusttasche) anders als gewöhnlich zusammengesetzt sind. H. erinnert das Upcycling von vorn eher an klassische T-Shirts; er hatte es bei der ersten Anprobe ohne Kragen gesehen. Vielleicht mache ich tatsächlich mal eins mit Bündchen. Irgendwann.

Fürs Erste genieße ich den Frühling, ich hoffe, Ihr auch.

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8 Kommentare

  1. schöööön, dass du es geschafft hast, ein paar fotos der süssen blusen zu machen und man mal wieder was von dir lesen kann 😀
    ja – süss! süss auf eine tatsächlich leicht schräge art gefällt mir richtig gut (wusstest du eh). knopfleiste hinten ist schön 60s retro <3 – aber bräuchte mittlerweile eine kammerzofe, um die auf & zu zu kriegen……
    mit all den schnittänderungen würde ich sagen, die blusen sind *manuela* – frankensteinig sehen die gar nicht aus. und die sache mit dem kragen vonne seite merkt keiner ausser dir.
    sah neulich – in einer doku über erfolgreiche frauen – einen rock aus oberhemden – sehr genial. bin noch nicht dazugekommen, den auszuprobieren…… garten….. aber wenn, dann zeige ich 😀
    haste langes wo-e? wenn ja – viel genuss und sonnenschein! xxxxx

    • Habe ich tatsächlich. Wir sind auch unterwegs…
      Dankeschön für Deine lieben Worte.
      Bekomme ich auch von Anderen mit, dass jetzt die Gartensaison begonnen hat und man alle Hände damit zu tun hat. Aber vielleicht wenn der Garten Winterschlaf hält… würde mich freuen, wenn Du dann den Rock ausprobierst und darüber schreibst. Es können nicht zu viele coole Upcycling-Ideen in der Welt sein.
      Liebe Grüße Manuela

  2. Ich finde, das ist so eine schöne Bluse geworden. Und 1. wenn du nicht schreiben würdest, dass es alte Hemden sind, würde es niemand wissen, denn auch Hemdenstoff wird zu Blusen vernäht und 2. die Ideenfindung ist das Schwierigste, stimmt, aber gerade durch die Verwandlung entsteht das besondere Einzelstück. Ich habe noch eine alte Bluse von meiner Mutter (aus den 60ern?) mit Knopfleiste hinten, die ist einfach besonders und genauso solltest du dein Werk betrachten. Es ist die Einstellung, die wir ändern müssen, kürzlich berichtete die wahrscheinlich SZ über ein Label, das alte Karodecken zu Mänteln, Jacken, Pullundern machen, es gibt inzwischen soviele, die altes Zeug umarbeiten,bei den tollen Mänteln wäre ich never ever auf die Idee gekommen, dass das alte Decken sind, ich habe von meinem Wollkaro noch Reste und sehe nun Verwendungsmöglichkeiten. LG Anja

    • Da magst Du Recht haben, sowohl mit dem Einzelstück als auch der Einstellung.
      Jacken und Mäntel aus Karo-Decken kann ich mir sehr gut vorstellen, wie auch Refashion aus Vorhängen, Tischdecken, Bettwäsche. Bekleidung aus Bekleidung finde ich persönlich deshalb schwer, weil der alte Zuschnitt viel stärker limitiert.
      Dank Dir und liebe Grüße Manuela

  3. Das ist wunderbar gelungen!
    Das klassische Business-Stöffchen geht mit dem lässigen Shirtschnitt eine reizvolle Kombination ein, die mir richtig gut gefällt; schön finde ich auch den Kragen in Kontrastfarbe.
    Die Umgestaltung alter Kleidungsstücke finde ich auch immer schwierig; manchmal fehlt es an der richtigen Idee, manchmal an den erforderlichen Fertigkeiten.
    LG von Susanne

    • Vielen, lieben Dank Susanne.
      Bei mir ist es die Idee, manchmal gelingt es mir partout nicht im Alten etwas Neues zu sehen.
      Herzliche Grüße Manuela

  4. Die Kombi des ersten Hemds mit blau und weißem Kragen finde ich toll! Das Label der Brusttasche Wear lemonade kannte ich bisher noch gar nicht. Auf der Puppe (Produktbild Website) sieht der etwas längere Ärmel gut aus, aber an dir finde ich deine Version glaube ich auch besser.
    Ich habe auch vor Kurzem wieder zwei Herrenhemden komplett in ihre Einzelteile zerlegt. Sie warten allerdings noch, bis ich inspiriert werde, wie es mit ihnen weiter geht.
    Schön von dir zu lesen,
    Tina

    • Manuela

      Dankeschön!
      Es gibt inzwischen sooo viele Schnittmusterlabel auf dem Markt, die kann man meiner Meinung nach unmöglich alle noch kennen – zumindest als Privatperson. Meines Wissens haben auch alle, die die Neuveröffentlichungen regelmäßig verfolgt und in ihren Blogs dokumentiert haben, hingeschmissen…
      Ich bin sehr gespannt, was aus Deinen Herrenhemden wird.
      Liebe Grüße Manuela

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