Drama Baby! Ramona & Base Trouser

Letztens meinte irgendjemand (leider erinnere ich nicht mehr wer), dass sich die neu veröffentlichten Schnitte immer mehr ähneln. Ich finde das gar nicht schlecht, so kann man Schnittmustertrends folgen, indem man den Schnitt einfach beim Lieblingslabel kauft und böse Überraschungen vermeidet. Wenn man vernünftig ist! Der Grundschnitt passt zum eigenen Körper und Anpassungen halten sich in Grenzen. So gibt es gerade viele Schlupfblusen mit Passe, Puffärmeln und Rüschen auf dem Markt, z. B. Sagebrush von Friday Pattern, Regalia von Sew House Seven usw. – Und vermutlich finden sich in meiner Schnittmustersammlung bereits ähnliche Schnitte. Wie gesagt, wenn man vernünftig ist. Bin ich aber nicht, zumindest nicht immer.

Schnitt & Stoff

Ich hatte mich in Ramona von Spaghetti Western Sewing verliebt, ein Kleid bzw. eine Bluse, die von Vintage Nachtwäsche inspiriert sein soll. Sadie Egan, die ihren Stil als “Spaghetti-Western der 1940er Jahre mit Prärie-Ziegenhirtin-Mutter-Alpin-Skihütten-Disco-Vibe” beschreibt (herrlich durchgeknallt) hat Ramona für das TAUKO Magazin entworfen. Ramona ziert das Cover der 5. Ausgabe. Wer die Zeitschrift nicht kennt: Tauko veröffentlicht Schnitte von verschiedenen Indie-Designer*innen und berichtet daneben über nachhaltige Entwicklungen im Textil- und Modedesign. Der Kauf des Magazins wegen eines einzigen Schnittes war mir zu viel (wieder etwas, dass herumstünde), weshalb ich auf ein PDF oder Ankauf der Zeitschrift durch die Bibliothek gehofft habe. Hat diese leider nicht. Aber Sadie Egan bietet den Schnitt nun auf ihrer Website an. Genäht habe ich die Blusenversion mit den kurzen Ärmeln und der vollen Rüschenmontur, wodurch das Blüschen ein ziemlicher Stofffresser ist (1,5-1,6 m). Der Stoff – passend zur Wäscheassoziation – ein Batist in zartem Rosé (Hüco).

Dazu trage ich die Base Trouser von Ann Ringstrand. Ja, ich habe Sy/Sew natürlich auch. Da der Schnitt und das Buch schon ausgiebig innerhalb der deutschsprachigen Nähbloggerszene besprochen worden sind, muss ich nicht mehr viel dazu sagen. Nur so viel: Mir haben es die Hosenschnitte von Ann Ringstrand angetan – gar nicht mal die auffälligen Features wie die asymmetrische Taschenklappe oder Gürtelschlaufen, auch sind Workers Style und Oversize eigentlich nicht so meins, zumindest an mir… Es sind die kleinen, feinen Details in der Linienführung – bspw. der lange Abnäher in der hinteren Wade, der leichte O-Shape der Beine, der tiefe Schritt…die Base Trouser sieht an verschiedenen Figur-Typen gut aus. In der englischen Übersetzung konnte ich lesen, dass die Schnitte Unisex sind. Nur zu gern wüsste ich, ob der Schnitt auch an einem Mann funktioniert. Leider konnte ich H. bisher nicht überzeugen.

Genäht aus schwarzem BW-Twill mit schwarzen Streifen (Hüco), der Stoff ist etwas steif und knittert leider nach dem Waschen. Taschenfutter und Paspel sind aus diesem Rock. Ich nähe alte Kleidungsstücke z. Zt. gern in neue ein, nicht nur um die Stoffe länger im Kreislauf zu halten, sondern als Erinnerung an vergangene Nähphasen. Geschmack ändert sich bekanntermaßen. Die Steppnähte (Taschenklappe, Gürtelschleifen, Hosenschlitz) sind Rost. Mir haben die Farben des Layouts von Sy – Schwarz, Weiß, Orange – gefallen, weshalb ich sie in der Hose wiederholt habe.

Größe, Anpassungen & Passform

Ramona ist in XS genäht, SWS hat ein eigenes Größensystem. Obwohl der Schnitt auf 1,60m ausgelegt sein soll, bin ich mit der Länge des Tops zufrieden. Die Base Trouser ist Gr. M, wobei ich zur Taille hin Weite herausgenommen habe.

Anleitung & Schwierigkeitsgrad

Auch wenn die englische Übersetzung zu Sy inzwischen mitgeliefert wird, man sollte schon ein paar Hosen genäht haben; sie ist eher knapp. Was viel Spaß gemacht hat, ist die Verarbeitung der Hüftpassentaschen und des Bundes. Die Base Trouser hat innen wirklich ein schönes Finish. Dagegen ist Ramona einfach zu nähen, man muss nur fürs Säumen und Kräuseln etwas Geduld aufbringen. Besonders ist die Verarbeitung des Tunnels für die Halskrause. Hier enthält die bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung einen QR-Code, der gescannt zu einer Videoanleitung führt. Was es alles gibt!

Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen? Weiterempfehlen?

Während des Studiums klebte eine Postkarte an unserem WG-Kühlschrank mit dem Spruch „Protect me from what I want“. Einerseits gefällt mir die Bluse. Es ist schon eine Gabe, so viel Volumen zu kreieren, ohne dass man sich darin wie eine Tonne fühlt. Wer das übrigens meisterhaft beherrscht, ist die koreanische Designerin Minju Kim. Anderseits macht die Bluse ganz schön auf Drama, wovon ich im Alltag nicht unbedingt mehr brauche; so viele Rüschen und dann auch noch in Rosa… Finde ich Ramona nun feminin-avantgardistisch oder kitschig-mädchenhaft? Ich weiß es noch nicht. Dagegen wird die Base Trouser ihrem Namen gerecht – sie geht eigentlich immer und ruft nach Wiederholung.

Verlinkt beim MMM. Ich freue mich auf Euch und hoffe auf Inspiration für den Sommer.

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24 Kommentare

  1. Die Bluse alleine oder in anderer Kombination – omg. Zuviel, aber durch den Bruch mit der Hose, die ja genau das Gegenteil verkörpert, finde ich dein Outfit prima. Auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig, ist sie das? Aber auf den zweiten Blick total cool! Auch die Farbkombi, der gleiche Bruch girlie und maskulin. Gut, dass der Blusenstoff so weich fällt, ich kann mir die Bluse gerade kaum aus irgendeinem anderen Stoff vorstellen. Wobei die beige geknitterte Version auf der Homepage auch interessant ist, aber hmmm, nicht für mich. Vielleicht für dich. LG Anja

    • Manuela

      Bei mir war es andersherum: Im ersten Moment dachte ich angesichts dieser selbstironischen Übertreibung von Rüschen und Puffärmeln, die man gerade überall sieht. Wow! So funktioniert das für mich auch. Früh morgens vorm Kleiderschrank denke ich eher, heute nicht – ist mir zu laut. Finde auch, dass die Stoffwahl entscheidend ist! Etwas Pudriges oder Nude/Beige harmoniert ganz gut mit der Inspiration durch Vintage Nachwäsche; m. E. sollte der Stoff zudem leicht sein, dennoch Volumen erzeugen, sonst ist es keine Parodie auf eine Rüschenbluse, sondern nur noch eine Rüschenbluse.
      Dank Dir & Herzliche Grüße Manuela

  2. Das ist wirklich ein großer, rosa Pouf 😉 ihr macht es mir wirklich schwer, mir dieses Buch nicht zu kaufen. So viele schöne Muster daraus, gerade in schlicht und schwarz finde ich sie gut.
    Grüße, Tina

    • Manuela

      Na, da bin ich gespannt, wie die Sache mit dem Buch bei Dir ausgeht…
      Danke & Grüße Manuela

  3. Solange du die Veja Sneaker in der passenden Farbe dazu trägst, ist alles im grünen Bereich. Stilettos gehen natürlich auch. Aber so gestylt wie auf den Fotos ist das Outfit großartig. Nix zuviel.

    • Manuela

      Dankeschön!
      Mit den farblich passenden Schuhen ist eher Zufall… Klappt leider nicht immer. Es gibt aber eine Bloggerin, bei der die DIY-Klamotte tatsächlich oft auf das Schuhwerk abgestimmt ist.
      LG Manuela

  4. Ich finde, besser kannst du das Dramablüschen gar nicht kombinieren, als mit der Base-Trouser, die ja von einer Herrenhose inspiriert ist.
    Für mich eine optimale und spannende Kombination.
    LG von Susanne

    • Manuela

      Vielen, lieben Dank Susanne.
      Freut mich hören! Bekanntermaßen mag ich ja Kontraste.
      Herzliche Grüße Manuela

  5. Wie meine Vorrednerinnen finde ich die Kombination des Rüschenblüschen mit der eher strengen klassischen Hose interessant, und es sieht an Dir sehr gut aus. Hier bin ich aber auf Deine Trageerfahrungen gespannt: ziehst Du die Bluse wirklich im Alltag an? Ich habe bisher eine Rüschenbluse genäht, nach einem Fibremoodschnitt, aber ich trage sie sehr , sehr selten. Ich habe mir schon überlegt, sie umzuarbeiten, um den schönen Stoff irgenwie zu retten.Du kannst ja bei Gelenheit berichten!
    Und das Buch von Ann Ringstrand brauche ich ja offensichtlich auch, wenn ich Dich richtig verstehe…
    LG Barbara

    • Ab und an mag ich es scheinbar viktorianisch, meine Abwandlung der Victoria aus Fibremood trage ich häufig. Welchen Schnitt aus der Fibremood meinst Du? Ramona ist vielleicht nicht das richtige Outfit, um zum Bäcker zu gehen, oder gerade, nach einer langen Nacht… Sicherlich nicht passend, um einen “seriösen Eindruck” zu hinterlassen. Aber nach mehrjähriger Pandemie gehe ich abends gerade wieder viel aus und trage Ramona bei solchen Gelegenheiten ganz gerne.
      Dank Dir & liebe Grüße Manuela

  6. ich mag die Kombination sehr gerne, Pudrig, rüschige Bluse und sportliche Hose das passt. Durch die lässige Weite der Bluse ist Sie bestimmt vielseitig kombinierbar.

    • Manuela

      Das hoffe ich, probiere gerade verschiedene Kombinationen aus.
      Lieben Dank!

  7. cool! Die Bluse ist ein echtes Statement Piece und sieht in deiner Kombi klasse aus. Ich kann sie mir aber auch mit schmaler klassischer Hose oder Skinny Jeans mit Pumps gut vorstellen. Für jeden Tag ist sie vermutlich nichts und dieses Buch muss ich mir unbedingt mal näher anschauen.
    LG Miriam

  8. ich finde die bluse und die hose superchic!
    DU kannst sowas “wegschleppen” (wie mein lieblings-designlehrer immer sagte und das war ein lob auf die persönlichkeit der trägerin) – und den notwendigen stilbruch beherrschst du perfekt.
    mir beschert “ramona” einen backflash: so hiess eine klassenkameradin (1975-85) und zu unserer jugendweihe 1983 trug eine andere (simone) eine ziemlich ähnliche bluse – hochgeschlossen, puffärmel und rüschen waren damals der letzte schrei – in genau der farbe! im prinzip hatten wir alle solche art blusen an, wenn nicht die oberteile der kleider so geschnitten waren. meine war weiss……
    oma hält jetzt die klappe ;-D
    xxxxx

    • Manuela

      Da modisch etwas später sozialisiert, kenne ich diesen Look der 80er Jahre nur aus Büchern, vor allem von Vivienne Westwood, nachdem sie sich von Malcolm McLaren getrennt hatte. Ihre Sachen wurden romantischer und femininer, und griffen historische Schnittformen auf, aber eben nicht so bierernst, sondern mit Augenzwinkern. Hattet Ihr auch schon die Rückkehr der Korsagen (schon klar, nicht zur Jugendweihe…)?
      Dank Dir & liebe Grüße
      Manuela

      • ein jahr später habe ich mir eine genäht!
        oma hatte eine zeitschrift mit schnittmustern geschmuggelt – und da war eine trägerlose corsage drin.
        ich nahm schwarzem baumwollsatin (einer der wenigen coolen stoffe am markt, wurde als “faschingssatin” verkauft, hatte aber bombenquali, schwarz war natürlich bückware) – und weil es keine miederstäbchen zu kaufen gab, habe ich eine weichspülerflasche (sowas war grad aufgekommen im osten und mama fands super) in streifen geschnitten…… hat funktioniert!
        (den teilbaren reisser habe ich auch einem alten kinderanorak recycleld)
        war ich natürlich ganz weit vorn auf´m tanzboden 😀
        xxx

        • Manuela

          Das kann ich mir gut vorstellen…
          Miederstäbchen aus einer Weichspülerflasche. Respekt! Ich liebe ja solche Ideen…
          LG Manuela

  9. Mein erster Gedanke war tatsächlich auch, durch den Stilbruch ein mega cooles Outfit und dann noch mit den passenden Snaekern!!
    Dir steht das Outfit super, Du kannst Rüschen und Geraffel tragen, ich dagegen, würde darin absolut unter gehen.

    Zur Hose muss ich nix schreiben, tolles Teil. Ich gehöre auch zu denen, die schon seit ewigen Zeit um das Buch schleichen….

    Die Idee der Wiederverwertung alter Kleidungsstücke als Erinnerung gefällt mir sehr.
    LG
    Sandra

    • Manuela

      Merci!
      Du bist die Erste, der es aufgefallen ist bzw. die es erwähnt. Freut mich zu hören, dass Dir die Idee der Wiederverwertung als persönlicher Erinnerung gefällt.
      LG Manuela

  10. … in dieser Kombination sehr sehr cool. Gar nicht plüschig!
    Immer wieder Ringstrand… ich kann ja bald nicht mehr widerstehen 🙂
    LG
    Christine

    • Manuela

      Dankeschön!
      Was die Hosen betrifft, kann ich das Buch sehr empfehlen.
      LG Manuela

  11. Bei der Bluse denke ich an Baby-Doll-Pyjamas aus den 1960ern, aber jetzt nicht falsch verstehen, Deine Ramona ist eindeutig eine Bluse. Ich habe zuerst den Schnitt gegoogelt, dann gedacht, die technischen Zeichnungen sehen alle wie ein Nachthemd aus, bis auf die Bluse, dann wird sie die wohl genäht haben, und eh voilà.
    Sehr leicht und fluffig aber durch die coole Hose kein bisschen klein-Mädchen-haft. Auch nicht cool, eher emanzipiert würde ich sagen. Ein echtes Statement: “Hey, ich bin zwar ein Mädchen, aber unterschätzt mich nicht!”
    Alte Kleidungsstücke, die ich nicht mehr umarbeiten kann oder mag, gebe ich als ganzes weg, aber ich habe immer genug Stoffreste für Besätze und Taschen oder Schrägstreifen, das ist dann meine Form der Erinnerungs-Kultur. Meine Helene hat zum Beispiel Taschen aus der Paradiesvogelbluse.
    Übrigens hat man nicht nur im Osten Miederstäbchen improvisiert. Ich verwende schon seit Jahren Kabelbinder dafür, die kann ich in Breite und Steifigkeit wunderbar anpassen und in der Länge natürlich sowieso.
    Liebe Grüße, Stefanie

    • Manuela

      Tut mir leid. Irgendwie ist mir dieser Kommentar von Dir durchgerutscht…
      Miederstäbchen aus Kabelbinder?!? Das ist kurz vor der Weltherrschaft.
      Herzliche Grüße
      Manuela

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