Ruska & Frances mit ein paar Gedanken zur Urlaubsgarderobe

Wir waren für ein paar Tage mit dem Rad an der Elbe unterwegs. Ein guter Anlass, ein paar Oberteile zu zeigen, die es bisher nicht auf den Blog geschafft haben; sie erschienen mir zu trivial, als dass ich mir allein dafür die Mühe mit den Fotos gemacht hätte.

Seitdem Marlon Brando oder James Dean in Filmen, wie Der Wilde oder Sie wissen nicht, was sie tun… weiße T-Shirts trugen, gelten sie als jung, rebellisch und sportlich; und vermutlich geht mit dem Tragen derselben immer ein wenig die Hoffnung einher, auch (noch) jung, rebellisch – na, ja, wenigstens sportlich auszusehen. Das weibliche Äquivalent zu Brando und Dean dürfte wohl Jane Birkin in Shirt, Jeans und Weidenkorb sein. Spätestens da hatten sich T-Shirts von der Unterwäsche zum alltagstauglichen Obendrüber gewandelt, von der Arbeits- zur Freizeitbekleidung – und das nicht nur für Männer aus der Arbeiterklasse…

Ruska

Weiß scheint auch die Lieblingsfarbe gewesen zu sein, die EuropäerInnen auf ihren Reisen in „ferne, exotische Länder“ im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts für ihre Urlaubsgarderobe bevorzugt haben, zumindest wenn man der frühen Reisefotografie glaubt. Es gibt nicht wenige Aufnahmen, auf denen sich die Damen und Herren in weißen Blusen bzw. Hemden ablichten ließen, nicht selten unmittelbar neben Einheimischen, in Kontrast zu deren nackter, dunklerer Haut. Das erinnert daran, dass Ferien und Reisen nach wie vor Privilegien sind (angefangen mit dem richtigen Pass), auch wenn es sich, wenn man bei brütender Hitze den Deich entlang radelt, nicht danach anfühlt…

Wie wohl meine Urlaubsbilder irgendwann beurteilt werden?

Ruska von Named Clothing

Nach Saraste habe ich letzten Sommer noch Ruska genäht aus Breaking the Pattern, dem ersten Buch der Schwestern. Wie bei Saraste gibt es auch bei Ruska verschiedene Möglichkeiten: Man kann den Schnitt als langärmeliges Kleid, als kurzärmeliges Kleid mit Knoten, als simples T-Shirt oder als Tunika mit Cap-Ärmeln nähen, hinzukommen verschiedene Ausschnitt- bzw. Kragenvarianten. Ich habe mich für Cap-Ärmel und den Stehkragen entschieden, die Naht in der vorderen Mitte entfernt und das Shirt gekürzt. Ich wollte ein Crop-Top für diesen taillenhohen Rock. Genäht in Gr. 40 in Modaljersey. Die Cap-Ärmel ließen sich aufgrund der gebogenen Saumlinie partout nicht wie in der Anleitung vorgeschlagen säumen, ich habe sie gedoppelt und mit Seraflex Garn verstürzt.

Frances aus der Fibremood

Frances ist ein Freebook, das anlässlich der ersten Ausgabe der Zeitschrift erschienen ist. Es handelt sich um einen simplen Schemaschnitt – ein T-Shirt mit tief angeschnittenen Ärmeln, die – das ist m. E. das Besondere – durch Gummiband gekräuselt werden. Frances ist reversibel; ich trage den tieferen Ausschnitt hinten. Das Shirt fällt recht groß aus, weshalb ich es entgegen meiner Maße in Gr. S aus Leinen genäht habe. Das nächste Mal würde ich den Ausschnitt noch etwas verkleinern.

Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen? Weiterempfehlen?
Mit dabei auch mein letzes Hemden-Refashion-Projekt. Die Hose ist Vanlose von HTDF.

Ruska hat das Potential zum Evergreen, da wird es sicherlich noch die eine oder andere Variante geben. Auch von Frances kann ich mir eine weitere Version vorstellen, sofern mir wieder der passende Stoff über den Weg läuft; Leinen scheint mir hier das Material der Wahl. Da ein Rad in meinen Augen eher ein Fortbewegungsmittel als Sportgerät ist – zum Leidwesen von H. – hat das mit meinen selbstgenähten Sachen auf der Tour gut für mich funktioniert. Aus gesundheitlichen Gründen konnte ich ohnehin nicht mein Mountain Bike fahren, sondern war mit einem älteren, gemütlichen Fahrrad unterwegs.

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7 Kommentare

  1. für weisse t-shirts muss man sehr schön sein, sie “verzeihen” nix – finde ich.
    und du siehst in beiden schön und frisch aus trotz radeln bei hitze!

    die reisekleidung war weiss vom 18. bis ins 20.jahrhundert – zu einer zeit, als reisen noch seeeehhhhr viel beschwerlicher und schmutziger war…..
    …..weil weisses leinen und weisse baumwolle das einzige material war, das sich ohne optische verluste wieder sauberschrubben und zur not in der sonne bleichen liess – ohne die selbstaktiven waschmittel der heutigen zeit!
    (deswegen waren auch bett-, leib- & babywäsche und die handtücher weiss).
    es war also praktischen gründen geschuldet – keine dekadenz.
    😀
    ((hatte ich das nicht schon gepostet neulich?) ;-D)

    wie heisst die beeindruckende romanische anlage auf deinen fotos???

    <3 xxxxx

    • Manuela

      Ach, herzlichen Dank für das Kompliment.
      Das eine schließt das andere m. E. nicht aus: Weißes Leinen & Baumwolle sind praktisch, finde ich auch, weil sie beim Waschen auch mal Temperatur vertragen und sich bei Sonne und Hitze angenehm tragen. Zugleich fallen mir schon historische Beispiele dazu ein, dass weiße Wäsche in Europa Wohlstand voraussetzte, Zugehörigkeit zu Class&Race symbolisierte und bewusst als Statussymbol eingesetzt worden ist: Beau Brummel, Marie Antoinette – der Musselin für ihr Chemisenkleid wurde noch importiert – mal abgesehen, dass es vor der Erfindung der Waschmaschine ein zeitintensives Unterfangen war, die Wäsche weiß zu halten. Die Damen und Herren, die in der Frühzeit der Fotografie um die Welt reisten, ließen wohl eher schrubben, und in der Sonne, mit Amoniak oder Zugabe von Indigo bleichen…
      Das ist das Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg. Ich vermute, es würde Dir sehr gefallen.
      Liebe Grüße Manuela

      • die meisten leute, die heute in die tropen reisen, lassen immernoch waschen, putzen, kochen, servieren…… da hat sich nix geändert. das wie sklaven gehaltene personal in dubai oder den emirates oder auf den malediven ist da nur besonders augenfällig.
        pfui bin ich schon wieder politisch. sorry.
        ;-D
        xxxxxxx

  2. Mittlerweile ist auch das Buch aus der Vorbestellung bei mir eingezogen. Mit ihm aus dem vorletzten Karstadt Sale mit 90 % Rabatt leichter Melangestrick, den ich nicht wirklich brauche, aber er scheint perfekt für das Ruskakleid mit dem Knoten zu sein (das brauche ich auch nicht wirklich). Jetzt muss ich nur noch Lust (und Licht, bei der Hitze schon jetzt alles abgedunkelt) haben, den Schnitt abzupausen. So ganz normale Shirts/Blusenhemden fehlen mir eigentlich auch in meiner Garderobe. Mit schöner Kleidung macht Rad fahren doch gleich viel mehr Spaß, es ist ja kein Radrennen. LG Anja

    • Manuela

      Ach schön, Du hast das Buch nun auch! Bin gespannt, was Du daraus noch nähen wirst. Hier war es bis zu dem Gewitter heute Nachmittag auch furchtbar warm, auf Strick hat man da wahrlich keine Lust.
      Liebe Grüße Manuela

  3. Durch die Details, die du für dein Ruska-Shirt ausgewählt hast, ist aus dem an sich schlichten Schnitt ein raffiniertes Shirt geworden, das mir richtig gut gefällt.
    Ich mag den Schnitt selbst sehr gern und habe in den letzten Jahren einige Ruska-Shirts für mich genäht.
    Auch für meine Shirts habe ich jeweils die Mittelnaht entfernt, neulich erst ein neues Ruska aus feinem Interlock, diesmal außerdem eine Nummer größer für noch mehr Komfort und bin sehr zufrieden damit.
    Auch dein anderes Shirt ist sehr hübsch.
    LG von Susanne

    • Manuela

      Dankeschön, liebe Susanne.
      Wenn ich mich recht erinnere, habe ich die erste Umsetzung des Schnittes auch bei Dir gesehen. Wäre vielleicht spannend alle Deine Ruskas mal nebeneinander zu sehen…
      Liebe Grüße Manuela

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