Schwarzweiß

Meiner Ansicht nach sind die wenigsten Dinge auf dieser Welt ausnahmslos Schwarz oder Weiß. Vielmehr gibt es unzählige Grautöne, oder wie es ein Freund formulierte: „Die Welt ist bunt und vielfältig, und dreht sich immer weiter.“ Und das zur eigenen Überraschung und aller Untergangspropheten zum Trotz. Nun kann man zu Recht fragen: „Warum ist ein derartiges Sensibelchen dann im Internet unterwegs?“

Denn soziale Medien begünstigen schon strukturell negative, emotional aufgeladene und polarisierende Inhalte und Darstellungen. Einfach, weil sich damit mehr Aufmerksamkeit erzeugen lässt und die Algorithmen diese belohnen. Ein sich selbst verstärkendes System, in dem das Andere schnell zum Feind wird. Da kommentiert man sich wechselseitig in Rage, türmen sich in kürzester Zeit meterhohe Empörungswellen auf. Shitstorms, Hate Speech, Bubbles. Mitunter wirken Kommentarspalten auf mich wie Echokammern, in denen das eigene Weltbild vielfach von den Wänden zurückhallt…

Deshalb an dieser Stelle mal wieder ein Dankeschön an all diejenigen, sowohl das Team als auch die Community, die dazu beitragen, dass der MeMadeMittwoch eine Plattform gegenseitiger Unterstützung und Hilfsbereitschaft ist. Auch wenn ich weniger als früher dabei bin, schaue ich immer wieder gern vorbei. Während ich Schwarzweiß-Denken also nicht mag, weil die Welt in der Regel komplexer ist, trage ich schwarzweiße Outfits recht gern.

Schwarz

Die Base Trouser in der Wiederholungsschleife: Dieses Mal aus schwarzem Leinen, was die Hose weicher fallen lässt. Die Taschen habe ich, wie im Buch vorgeschlagen, genäht: Auf der einen Seite die einseitige Paspeltasche, auf der anderen die mit asymmetrischer Klappe. Steppnähte und Taschenfutter sind ebenfalls schwarz. Nichts davon kann man auf den Fotos erkennen, das müsst Ihr mir dann wohl glauben… Die Paspeln liegen übrigens schön flach, wenn man sie im Nahtschatten per Hand durchsticht (eine Empfehlung der “Pingel-Inge”). Die Verteilung der Gürtelschlaufen, ist wie bei den Kaufmodellen von Ann Ringstrand, zwei vorn und zwei hinten, über den Abnähern. Nur drei Gürtelschlaufen wie im Buch, hinten außerhalb der Mitte platziert, ist nicht meins.

Weiß

Ich hatte mir das Workbook von Merchant & Mills letzten Sommer aus der Bibliothek geliehen und als erstes das Bantam Top daraus genäht. Mir gefiel die Idee eines Tank Tops aus Webstoff, hier in Leinen. Und das sowohl in ästhetischer Hinsicht; ich mag den Tomboy-Look, wenn auch eher an anderen; als auch aus praktischen Gründen. Ich suchte ein Tank Top fürs Yoga, in dem ich auch bei der Hitze letzten Sommer praktizieren konnte, ohne dass es auf der Haut unangenehm klebt. So ganz überzeugt mich der Schnitt nicht. Entgegen meines BU (zwischen 12 und 14) habe ich das Bantam Top in irgendetwas aus 8-12 genäht, da es unter den Armen unschön abstand; mal abgesehen davon, dass der Schnitt insgesamt sehr Oversize ausfällt. Außerdem habe ich das Top um 5 cm gekürzt, und mit 1,73 m würde ich mich eigentlich nicht als klein beschreiben.

Als nächstes habe ich aus dem Workbook Curlew als Longsleeve genäht. In Gr. 12., ebenfalls in Leinen. Man kann den Schnitt auch als ärmelloses Top oder als Kleid nähen. Auch Curlew musste ich kürzen, zudem den Brustabnäher verlängern. Was mir gut gefällt – neben der Idee, Schnitte, die eher mit Strickstoffen assoziiert werden für Webstoff zu entwerfen – ist die Verarbeitungsweise. Französische Nähte und Bias Cut. Das macht Curlew natürlich zum Stofffresser, andererseits sieht es dadurch, wie ich finde, trotz seiner Einfachheit recht elegant aus.

Zuletzt zeige ich noch Stella von Pattydoo. Ich hatte mal eine Phase, in der ich verschiedene Pulli-Schnitte mit “Turtlenecks” getestet habe. Stella war der erste, 2018 genäht, dies hier meine zweite Version (zur ersten hier). Die Ärmel habe ich wieder von ¾ auf Langarm verlängert. Das macht für mich bei einem hoch geschlossenen Pulli mehr Sinn. Obwohl mir der Pulli nach wie vor gefällt, kommt er nur selten aus dem Schrank. Der Grund: Der Jacquard ist Polyester, was ich bei Oberteilen nicht auf der Haut mag.

Aktuell nähe ich ein Sommerkleid. Da der Sommer aber gerade Pause macht, denke ich vermehrt über die Herbstgarderobe nach. Tatsächlich habe ich schon die Wollstoffe in meinem Bestand gesichtet. Und Ihr so?

← Vorheriger Beitrag

Nächster Beitrag →

23 Kommentare

  1. Mit Deinen Gedanken über die Polarisierung in den sozialen Medien hast Du sicher recht. Ich bewege mich zwar nicht häufig in diesen Räumen, aber wenn ich doch mal Kontakt dazu habe, erschreckt mich auch dieser Ton, diese sinnlose Bösartigkeit. Da bleiben wir doch lieber in unserer gemütlichen Nähbubble, in der so etwas außen vor bleibt!
    Schwarz – Weiß trage ich nicht freiwillig, höchstens bei Konzerten oder Anlässen, Dir stehen diese Farben jedoch ausgezeichnet. Schön, daß sich die Hose so gut bei Dir bewährt! Von den Tops finde ich vor allem die Langarmversion sehr gelungen. Ich habe in den letzten beiden Jahren sehr viele Oberteile aus Webware genäht, gerade entdecke ich die Bequemlichkeit eines Jerseyshirts wieder. Wahrscheinlich gilt auch hier, wie so oft: alles zu seiner Zeit!
    Liebe Grüße
    Barbara

    • Manuela

      Ja, Schwarzweiß kann schnell SEHR formell wirken, obwohl ich es bei Orchestermusikerinnen und -musikern mag, weil der Blick auf die Instrumente gelenkt wird. Wenn die sich alle individuell kleiden würden und dann auch noch selbst genäht, würde ich nurmehr Klamotten schauen, anstatt der Musik zuzuhören.
      Liebe Grüße Manuela

  2. Es gibt manche Kleidungsstücke, die man sich eben leider auf Fotos nicht vorstellen kann, dazu zählt diese schwarze Base Trousers. Sie ist bestimmt toll gworden. Mit den Oberteilen aus dem Buch ging es mir wie dir, Ich habe am Ende nur die Hose genäht, finde sie für mich auch mit den Bundfalten ungeeignet. Insofern ist mein Oberteilfavorit gestreift. Da ich auch nicht soviel im Netz unterwegs bin, lese und höre ich auch nur wie Barbara von den Auswirkungen, allerdings finde ich teils den Umgang und da Verhalten mancher Leute auf der Straße, dem Bahnsteig, in der S-Bahn auch übel, ich frage mich immer, ob das ein Innenstadt-Großstadt-Problem ist, damit will ich jetzt nicht polarisieren. LG Anja

    • Manuela

      Zwar beobachte auch ich eine zunehmende Gereiztheit hier, gerade im Straßenverkehr, allerdings oder vielmehr glücklicherweise nimmt das nicht solche Ausmaße wie im Netz an. Das Netz scheint als solches mehr zu enthemmen. Wenn man mal in die Abgründe blicken will, die sich da z. T. auftun, empfehle ich immer gern den “Hate Poetry Slam”. Die betreffenden Journalistinnen und Journalisten haben einen klugen Umgang mit der Trollerei gefunden und aus der Sch… (Verzeihung!) etwas Unterhaltsames gemacht.
      Was hat Dich an der Hose aus dem Workbook gestört? Ich erinnere Deine Umsetzung ganz positiv…
      LG Manuela

  3. Schwarz weiße Kleidung mag ich auch sehr gerne! Bei Themen merke ich allerdings, dass ich mit jedem Lebensjahr, das ich älter werde, deutlich häufiger Dinge sage, wie “da bin ich zwiegespalten, beide Seiten haben Argumente, da schlagen zwei Herzen in meiner Brust, man muss auch die andere Seite betrachten” und und und. Ganz klare Überzeugungen, kein Verständins für die die Ansichten der Gegenseite ist ein Vorrecht der Jugend würde ich sagen.
    Bei der schwarze Base Trouser ist dir mein Neid gewiss, sehr toll. Das weiße Langarmshirt sieht sehr schick aus, allerdings kann ich anhand der Bilder nicht erkennen , ob es mir der hohe Stoffverbrauch wert wäre. Könnte auch sein, dass man nur bei genauem Betrachten das Besondere erkennt.
    Grüße, Tina

    • Manuela

      Ja, Schrägschnitte entfalten meiner Meinung nach ihr Potential entweder in Drapierungen, die an die 30er Jahre erinnern, oder in Bewegung. Der Stoff hängt nicht wie im Fadenlauf zugeschnitten nach unten, sondern fließt eher um den Körper, was in Bewegung mehr zur Geltung kommt. Das fängt ein Foto tatsächlich nicht ein. Und ja, es ist ein wenig dekadent, was man bei Schrägschnitten so an Stoff wegmetert.
      Liebe Grüße Manuela

  4. Ja, die sozialen Medien sind sowohl Fluch, als auch Segen, wobei der durchweg positive Umgangston in der Nähcommunity die löblich Ausnahme bildet.
    Schön zu sehen, dass die Base Trouser auch aus Leinen funktioniert; merke ich mir mal für nächsten Sommer vor.
    Schade, dass dich der Schnitt des ärmellosen Tops nicht überzeugen konnte, denn gerade der sportliche Look der Rückansicht gefällt mir richtig gut.
    Auch die beiden Langarmshirts finde ich optisch sehr ansprechend .
    Insgesamt mag ich deine Schwarz-Weiss-Looks sehr, sie sind so schön schlicht, klar und ich finde sie einfach schick.
    LG von der

    • Manuela

      Dankeschön Susanne.
      Das Racer Back war der Grund, warum ich den Schnitt genäht habe. Ich wollte nicht einfach nur ein Trägershirt. Die Idee gefällt mir auch nach wie vor, allerdings verstehe ich die Größe hier nicht. Okay, Oversize gehört irgendwie zu Merchant & Mills, funktioniert aber für mich bei diesem Schnitt nicht.
      Liebe Grüße Manuela

  5. zum glück kann man sich ja aussuchen, was man liest 😀

    schwarz-weiss anzüge sind immer einen ticken schicker – man sieht gleich “angezogener” aus. deine hose fällt perfekt und die weissen oberteile wirken schön frisch und lässig.
    kleine “blüschen” aus webstoff ziehe ich sowieso den t-shirts vor – und im sommer ist lose fallendes gewebe weitaus luftiger als “anschmiegsamer” jersey……. allerdings hat man mehr aufwand mit der passform – gerade bei sehr figürlicher figur habe ich schon mit 2 brustabnähern je seite gearbeitet. aber gerade wenn man seine kleidung lange trägt, ist das ergebnis den aufwand sehr wert.
    näh das sommerkleid fertig – der nächste sommer kommt bestimmt – auch wenn dieser sich grad auf seine nord-mittel-europäische normalität besonnen hat 😀
    xxxxx

    • Manuela

      Das stimmt. Jeder kann lesen, was er mag. Allerdings macht mich die mangelnde “Nettiquette” mitunter schon traurig, weil sich immer mehr Leute aus dem Netz zurückziehen und ich die ursprüngliche Idee, Leute zusammenzubringen, die sich sonst nie begegnet wären, immer noch charmant finde.
      Was das Sommerkleid betrifft, kann ich vermelden, bin ich auf der Zielgerade. Der letzte Winter war hier so trocken, insofern sei dem Boden der viele Regen vergönnt. Ich frage mich immer, wie Professionals es schaffen, im Winter Sommerkollektionen und im Sommer die Winterkollektion zu entwerfen. Ich bspw. hätte jetzt gerade Lust darauf, Regenbekleidung zu nähen…
      Lieben Gruß Manuela

      • tja – das unterscheidet den profi vom amateur. der muss ja auch die kleidung für andere (die er nochnichtmal kennt) entwerfen – und nicht nur für sich selbst
        😀
        xx

  6. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, die Base Trouser aus Leinenstoff zu nähen. Über diese Inspiration habe ich mich sehr gefreut, da ich nun eine Idee für einen Leinenstoff aus meinem Stofflager habe! Dazu gefällt mir vor allem Dein Longsleeve sehr gut. Eine schöne und edle Kombination. In Punkto Social Media stimme ich Dir zu. Auf diverse Plattformen gehe ich schon gar nicht mehr. Umso mehr genieße auch ich unsere Nähbubble.
    Danke für Deinen Beitrag und viele Grüße
    Julia

    • Manuela

      Ach das freut mich zu lesen, Julia. Bin sehr auf Deine nächste Version gespannt.
      Liebe Grüße Manuela

  7. Ich mag Deinen lässigen Kleidungsstil sehr gerne und Deine Base Trouser mit beiden weißen Shirts sind eine sehr schöne Kombi, diese würde ich tatsächlich auch so tragen.
    An dem Top mag ich die Rückenansicht sehr, sehr schade, dass Dich der Schnitt nicht überzeugt.

    Viele Grüße,
    Sandra

  8. Das ist die Krux an schwarzen Kleidungsstücken, dass man sich echt schwer tut beim Details fotografieren. Von der Form her gefällt mir deine Base Trouser gut. Aber auch das Top, gerade wegen dem Racerback. Schwarz-Weiß, der größtmögliche Kontrast, den mag ich auch sehr gerne. Bei dir passt sogar Hintergrund und Deko zum Gesamteindruck. Deinen kleinen schwarzen Begleiter finde ich ja immer sehr nett 🙂
    LG heike

    • Manuela

      Das ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich mich dieses Mal nahtlos ins Interieur füge…
      Liebe Grüße, Manuela

  9. Ich bin auch schon ewig auf der Suche nach einem Top Schnitt für Webware, der wirklich gut passt.

    Deine Hose sieht toll aus und die weißen Oberteile passen super dazu. Dein Shirt ist gerade jetzt bei den kühleren Temperaturen ideal.

    LG, Heike

    • Manuela

      Wie gesagt, ich habe die Seitennähte quasi neu gezeichnet, damit mir das Top passt. Sie reichen nun von Gr. 8 bis 12. Das Bantam Top ist m. E. eher für jemand, der es sehr oversize mag und dürfte androgynen Frauenkörpern besser passen.
      Danke & LG Manuela

  10. Ja, die sozialen Medien sind leider über weite Strecken alles andere als sozial und insgesamt vermisst man doch recht häufig Tugenden wie Anstand und Benimm. Wie du schreibst: Zum Glück gibt es den MMM und diesen wundervollen Austausch.

    Deine Werke wirken auf mich alle sehr stimmig. Mir gefällt das Longsleeve sehr gut.
    Frage: Was ist ein Bias Cut? Das ist ein mir neuer Fachbegriff.

    Was den Sommer angeht: Ich nähe auch gerade noch ein letztes Projekt, habe aber heute erst meine Winterstoffe gesichtet, da mir die Tage ein neues Schnittmuster über den Weg gelaufen ist, das ich unbedingt nähen möchte. Wäre ein klasse Reste-Projekt.

    LG Miriam

    • Manuela

      Beim Bias Cut/Schrägschnitt wird der Stoff nicht parallel zum Fadenlauf zugeschnitten, sondern schräg bzw. diagonal dazu im 45 Grad Winkel. Ein Webstoff ist in dieser Richtung elastischer als normal, weshalb man z.B. verschlusslose Longsleeves daraus nähen kann, mal abgesehen von den in meiner Antwort auf Tina bereits genannten optischen Effekten. Die Modedesignerin, die wohl die meisten mit Schrägschnitten assoziieren, ist Madeleine Vionnet. Vielleicht soweit.
      Alles Gute für Dein neues Projekt.
      LG Manuela

  11. Fast ist mir der Text wichtiger als das Outfit. Zumindest so wichtig, dass ich direkt lesen wollte, wer Twill & Heftstich eigentlich ist. Interessant.

    Das Longsleeve mit der Base Trouser mag ich sehr.
    LG Birgit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert