12 von 12 – Juli 2024

Ich habe heute frei und fühle mich zunächst damit überfordert. So viele Dinge, die ich machen wollte, aber wo fange ich an? Zur Gärtnerei fahren, Töpfe besorgen und ein paar Pflanzen umtopfen; der Elefantenfuß braucht dringend neue „Schuhe“. Die Bluse fertig nähen. Oder doch lieber in der Fahrradmanufaktur anrufen, ob ich mein Rad heute noch zur Inspektion bringen kann. Und bei 12 von 12 bei Caro (Draußen nur Kännchen!) wollte ich auch mitmachen.

Freizeitstress.

In einer Übersprungshandlung räume ich erst einmal die Wohnung auf und mache mir Frühstück: Erdbeeren, Haferflocken, Jogurt, Kardamom und Minze mit schwarzem Kaffee. Dabei lese ich in der Zeitung einen Artikel über Übertourismus und den minimalistischen Gegentrend dazu (86,9 Milliarden haben die Deutschen wohl 2023 für Urlaub ausgegeben, 19% mehr als 2019). Im Großen und Ganzen nichts Neues zum Thema, mir gefallen aber die historischen Parallelen, die die Autorin zieht. Minimalismus und das Ideal vom einfachen Leben als Gegenbewegung zu Materialismus, Luxus und Dekadenz gibt es auch schon bei Diogenes, Franz von Assisi oder Henry David Thoreau… Einen Buchtipp finde ich auch, er wandert auf meine unendlich lange Leseliste.

Es beginnt zu gewittern. Mit dem Rad quer durch die Stadt fällt also fürs Erste flach. In der Loggia schiebe ich den Shiso, die Drachenköpfe und den Blutampfer in den Regen, damit sie sich etwas vom Hitzestress erholen. Mitunter haben wir nachmittags inzwischen weit über 40 Grad dort (Südwest-Ausrichtung). Meine Mutter spricht von unserer Loggia immer als Strandkorb in der Mietskaserne.

Ich entscheide mich für die Bluse: Da müssen nur noch die Manschetten angesetzt, die Ärmel eingesetzt, ein paar Knopflöcher gemacht und die Knöpfe angenäht werden (um genau zu sein 13). Das ist doch schnell gemacht. Ha-ha!

Die Manschetten sind nun dran. Anders als bei der letzten Bluse wird hier kein klassischer Hemdärmelschlitz genäht, sondern der Schlitz mit einem Streifen eingefasst. Der muss hier auch nicht im Schrägschnitt zugeschnitten werden, da ich Viskose vernähe. Den Stoff habe ich mal bei dp-Studio bestellt, das leider seinen Stoffverkauf (oftmals Überhänge aus der Couture) eingestellt hat. Der große Näh-Hype ist eben vorbei, was man auch daran sieht, dass Designer und Händler ihr Angebot reduzieren oder gleich das Handtuch werfen…

Zum Mittag gibt es mit Kartoffeln, Rührei und Gurkensalat einfache und schnelle Gartenküche, wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass in diesem Fall nichts aus eigenem Anbau stammt…

Irgendwann sind auch die Ärmel drin und ich mache mich auf zu einer Yoga-Klasse. Vinyasa mit dem Fokus auf dem Element Erde und Erdung. Fühlt sich bei dem schwülen Wetter eher nach Bikram an. Auf dem Heimweg hat es aufgehört zu regnen und ich mache ein Bild von einer Hortensienbeet, das ich sehr mag. Schnell noch beim Gemüseladen vorbei und uns ein paar Dinge fürs Abendbrot gekauft.

Wieder zu Hause betrachte ich mein Tageswerk und ärgere mich über einige Fehler. Am meisten, dass ich beim Zuschnitt übersehen habe, dass der Knips oben in der Armkugel nicht auf die Schulternaht trifft, sondern auf einen Knips in der Schulterpasse, weshalb nun die Streifen von Ärmel und Schulterpasse nicht aufeinandertreffen. H. findet den Versatz weit weniger tragisch…

Während ich den Salat zubereite, geht H. noch schnell bei Claudio für eine Flasche Wein vorbei. Wir machen es uns in der Loggia gemütlich und stoßen an. Tchin-tchin!

Euch ein schönes Wochenende.

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7 Kommentare

  1. Den Streifenversatz siehst nur du und wir jetzt nach deinem Hinweis 😉 Andere werden einfach nur eine wirklich schöne Hemdbluse sehen. Wenn dann mal die Knöpfe dran sind. Warum ist das Knopf annähen immer so eine Überwindung? Mir geht es ja genau gleich, meine zuletzt gestrickte Jacke wird bisher ohne Knöpfe bereits intensiv getragen. Geht bei einer Strickjacke allerdings auch ein bisschen leichter als bei einer Hemdbluse. Der erwähnte Artikel klingt auch interessant.
    Liebe Grüße, heike

    • Manuela

      Vermutlich hast Du recht mit dem Versatz.
      Eigentlich sind es die Knopflöcher, die mein Angstgegner sind; wenn die Knopflochautomatik beim vorletzten oder letzten Knopfloch versagt. Gemeinerweise passiert es oft beim augenfälligsten Knopfloch…
      Der Titel ist “Der Reiz des einfachen Urlaubs im Grünen”, in: Der Spiegel 28/2024; und ich muss mich bzgl. des Autors korrigieren, der Artikel wurde von mehreren Autor:innen verfasst.
      Liebe Gruß Manuela

  2. Das klingt für mich nach einem gut ausbalancierten, freienTag.
    Die Hemdbluse sieht sehr schön aus und die Streifenungenauigkeit an den Ärmeln empfinde ich absolut nicht als störend, zumal alles andere wunderbar zusammen passt. Knöpfe annähen gehört für mich auch zu den ungeliebten Restarbeiten.
    Lieben Gruß von Susanne

    • Manuela

      Solche Tage für mich, auch wenn oder gerade weil sie recht unspektakulär sind, genieße ich tatsächlich sehr…
      Herzlichen Dank für Deine lieben Worte.
      Lieben Gruß Manuela

  3. Nach dem Artikel hätte ich auch gefragt, interessiert mich sehr, ein schöner Einblick in deinen Tag, lg Anja

    • Manuela

      Wir haben nur noch digitale Abos, ansonsten hätte ich Dir den Artikel schnell gescannt und gemailt…
      Dank Dir & lieben Gruß Manuela

      • Ich habe es mir digital in der Onleihe vorbestellt, da gibt es alles …. kommt dann irgendwann ….

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