Geht das?

Ich hatte ihn gerade nach seinem Motiv gefragt. Wir standen im Laden von Extremtextil, mitten in den Vorbereitungen, und H. hatte mir angeboten, mir ein paar Gamaschen für unsere Schneeschuhtour zu nähen. Nun gibt es die Dinger zu kaufen, in guter Qualität und für mein Empfinden auch zu einem angemessenen Preis.

„Gibt’s nicht“ schied damit aus – vor mehr als zehn Jahren mein Motiv, nähen zu lernen, weil das, was es zu kaufen gab, nicht meinen Vorstellungen entsprach oder mein Budget sprengte. Während ich also Konsumkultur und Industrie ein Schnäppchen zu schlagen versuchte, bei DIY an Punk dachte, schien H. eher Glückseligkeit aus dem Happy Engineering zu ziehen: „Geht das? Mich interessiert, ob das funktioniert.“ War seine Antwort auf meine Frage. Vielleicht, weil es Menschen i. d. R. leichter fällt, gegen etwas zu sein, als für etwas einzutreten, vielleicht auch nur, weil es der Lebenspartner ist, finde ich seinen Beweggrund schöner.

Und was war Eure Motivation? Warum habt Ihr angefangen zu nähen?

Was gefällt, was nicht. Nochmals nähen. Weiterempfehlen. (die User-Sicht)

Egal, ob Punk oder Happy Engineer – beide sind Überzeugungstäter, die Sachen um der Sache willen machen, während Nutzen und Nutzer für sie sekundär sind. So standen selbst genähte Gamaschen auf meiner Wunschliste nicht weit oben – mal vorsichtig formuliert. Eigentlich hatten wir auch noch genug vorzubereiten gehabt…

Im Nachhinein muss ich einräumen, dass ich mit den Gamaschen zufrieden bin. Wir sind tagelang im Schnee herumgestapft und meine Füße sind trocken geblieben. Sie erfüllen also ihren Zweck und machen einen wertigen Eindruck, sprich: man kann auch mal mit dem Eisen dagegen kommen, ohne dass sie sofort reißen. Allein beim Fußriemen hätte ich mir eine andere Konstruktion gewünscht, als im Schnittmuster vorgesehen: Er wird geknotet und der zwangsläufig vereiste Knoten lässt sich mit kalten Fingern nur schwer lösen. Eine Schnalle wäre hier meiner Meinung nach praktischer…

Schnitt & Stoff

Extremtextil hat auch Schnittmuster mehrerer Hersteller für Sport- und Outdoorsachen im Sortiment. Meine Pacific Crest Gaiters sind von einem Urgestein der MYOG-Szene: The Green Pepper Patterns, die es schon seit den 1970er Jahren gibt. Heute verbindet man mit MYOG (Make Your Own Gear – Mach Deine eigene Ausrüstung) in erster Linie das Ultra Light Trekking, als dessen Initiator der Kletterer Ray Jardin gilt. Jardin war unzufrieden mit den damals handelsüblichen Rucksäcken (noch mit Alugestellen). Mit seiner selbst genähten Ausrüstung mit geringerem Gewicht und Packmaß konnte er den Pacific Crest Trail (immerhin 4279 km) in kürzerer Zeit als vorgesehen laufen. Ich selbst habe bisher nur meine Baselayer (1. Schicht) aus Merino-Jersey für unsere mehrtägigen Touren genäht. Aber ein Shirt war Monsieur offenbar zu simple…

Den schwarzen Stoff (eher eine wasserdichte Plane), Schnallen, Haken, Gummizug, Reißverschlüsse usw. haben wir im Laden bekommen. Die wasserdichten Reißverschlüsse hätte es im Nachhinein nicht gebraucht, erstens laufen sie über die Wade und zweitens sind sie durch einen Übertritt abgedeckt, der mit Klettband fixiert wird. Auch die türkisblaue Schnur für den Fußriemen sowie, um die Gamaschen unterm Knie zu schnüren, sind überproportioniert. Sie sind so stabil, dass ich mich damit problemlos abseilen könnte, und dadurch etwas (zu) steif.

Größe, Anpassungen & Passform

Das Schnittmuster enthält zwei Größen für Kinder (leider ohne Altersangabe) und Erwachsene (Unisex). Mir passt die Länge mit einer Körpergröße von 1,73 cm gut.

Anleitung & Schwierigkeitsgrad

Im Großen und Ganzen nachvollziehbar. Nur die Reihenfolge der Arbeitsschritte würde H. ändern: Die Gummizüge werden recht früh eingenäht, was die weitere Verarbeitung, z. B. das Einnähen der Reißverschlüsse erschwert. Das Material, das man unter dem Nähfuß bewegt, ist dadurch dicker und sperriger, als notwendig. Andererseits werden durch das mehrmalige Übernähen bestimmter Passagen die Gamaschen robuster. Ich war überrascht, dass eine normale Haushaltsnähmaschine das recht klaglos macht. Einen „Konstruktionsfehler“ haben die Gamaschen allerdings: Über dem Schienbein verläuft eine Naht, die wenigstens als Kappnaht genäht – am besten wasserdicht abgeklebt werden sollte. Denn der Schnee drückt beim Spuren am meisten von vorn.

+++

Das war es von mir heute. Liebe Grüße, bis bald.

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14 Kommentare

  1. wie cool!
    massgeschneidertes “outdoor equipment” finde ich sensationell gut!
    die gamaschen sehen sehr professionell aus – chapeau an Hr.H!!! und wer weis wann man mal ein paar stabile schlingen braucht. #krakauer 😀
    meine gekauften gamaschen hatte ich gleich nach der ersten tour abgeändert – die hatten an den knöcheln die gleiche menge material wie an der wade und dadurch blieb man immer hängen.
    sonst auch “selbergemacht”(klingt irgendwie nach dilettantismus ;-P ): langlaufhosen (schon die 2.), & kletterhosen…. irgendwann gerne: anorak. warum? PASSFORM. entweder bin ich total verwachsen oder aber die hersteller hängen einem merkwürden ideal nach. und die optik – ich mags gern klassisch – auch draussen.
    warum ich überhaupt anfing zu nähen? DDR. es gab nicht viel, gute klamotten waren ziemlich teuer und dann meist extrem un-cool. mit 20 war ich schon vollprofi an der nähmaschine, dann schnittmachen dazu im studium. seitdem hat´s mich nichtmehr losgelassen 😀
    <3 xxxxx
    ps: bin voll neidisch auf euer schneeerlebnis……

    • Manuela

      Ja, es war wirklich großartig! Vielleicht auch nochmals besonders, weil wir 2022 aus gesundheitlichen Gründen keine alpine Tour machen konnten… Aber ein Eldorado des Sportkletterns habt Ihr ja direkt vor der Haustür.
      Richte ich H. aus! Oh Mann, die Läden bieten nur noch “Gaiters” an, weshalb ich schon vergesse, wie man Gamasche schreibt…
      “Selbst gemacht” klingt natürlich in meinen Ohren gar nicht negativ. Das ist hier ja auch hauptsächlich ein DIY Blog ;-). Ich denke aber, ich weiß, was Du meinst: Selbermachen/Handarbeit rückt gerade wieder in die biedere Ecke – “braves Mädchen”. Und “It looks crafty”, wie ich letztens als Kommentar zu einem Kleid hörte, war auch nicht als Kompliment gemeint, sondern eher im Sinne von “verbastelt”. Vor 10 bis 15 Jahren war das Image vom Selbermachen ein ganz anderes, da erschienen Bücher wie “Craftista! Handarbeit als Aktivismus”, oder man denke an die Anfänge von V. Westwood…
      Falls Du Dir einen Anorak machst, würde ich mich freuen, wenn Du darüber schreibst. Ich möchte ja gern mal eine Daunenjacke ausprobieren, hätte hier sogar noch ein altes Daunenkissen zum Upcycling. Ich schwanke noch, ob das einen Heidenspaß oder eine riesige Sauerei gibt…
      Liebe Grüße Manuela

  2. Du und dein Mann scheint euch beim Nähen ja gut zu ergänzen, : ).
    Ich wußte gar nicht, dass man zum Skifahren Gamaschen braucht, aber da ich keinen Wintersport betreibe, habe ich auch keine Ahnung von der erforderlichen Ausrüstung; schön, dass die Gamaschen funktionieren.
    Mit dem Nähen habe ich erst angefangen, als ich kleine Kinder hatte; bis dahin habe ich aber viel und gern gestrickt; jedenfalls bewunderte ich, was meine Schwägerin und Schwiegermutter mit der Nähmschine so zauberten und irgendwann hat mich meine Schwägerin an die Hand genommen und mit mir zusammen eine kleine Kinderhose für meine Tochter genäht. Danach hatte ich Blut geleckt, mir eine Nähmaschine angeschafft und mir anhand von Kinderkleidung aus Ottobreheften das Nähen selbst beigebracht.
    Irgendwann wollten die Kinder dann nichts Selbstgenähtes mehr tragen und ich bin auf das Nähen von Kleidung für mich umgestiegen.
    LG von Susanne

    • Manuela

      Wir waren die meiste Zeit abseits befestigter Pisten im Tiefschnee unterwegs, beim Schneeschuhwandern hat man auch nur Bergschuhe an, an die man die Schneeschuhe schnallt. Ohne Gamaschen würde der Schnee von oben in den Schuh drücken.
      Da er sich inzwischen eine eigene Nähmaschine gekauft hat, die momentan recht regelmäßig rattert, denke ich natürlich vermehrt über die letzten zehn Jahre nach, wie das alles angefangen hat…
      Dass Kinder irgendwann keine DIY-Klamotten mehr wollen, höre ich so oft?!? Scheint sich aber auch wieder zu verwachsen… Gut für uns, weil ich für meinen Teil finde Deine selbstgenähte Garderobe sehr inspirierend. Dank Dir fürs Teilen.
      Liebe Grüße Manuela

  3. Wie lustig- ich gehe auch gerade mit Gamaschen schwanger, aber fürs Radeln, da spritzt es auf den Waldwegen manchmal so, dass man das Ziel wenig bürotauglich erreicht. Hatte mir dieses Schnittmuster ausgeguckt https://www.sewoutdoorsy.co.uk/store/Grisedale-Gaiter-PDF-sewing-Pattern-16-calf-sizes-p528820233 . War super, den ausführlichen Praxistest zum Vergleich zu bekommen, vielen Dank! Und an einen Anorak würde ich mich auch gerne machen. Die plastik- und logo- lastige Outdoorbekleidung gefällt mir selten. Zu den Nähmotiven: nähen ist doch so eine geniale Kombination aus Handwerk und Kreativität, es fordert den Kopf, weil es immer irgendwelche Probleme zu lösen gilt und brauchen kann man die Ergebnisse auch noch (oft ;)). Die Auseinandersetzung mit dem „selbstgemacht aussehen“ find ich auch sehr spannend. Jeder weiß, was gemeint ist („gefilzte Pumphose“ ist so meine Horrorvision dazu), aber warum ist das so abwertend? Das hat schon damit zu tun, dass es sich überwiegend um ein Frauenhobby handelt, meine ich… Nochmal vielen Dank für den Blog, ich liebe die konstruktiven Infos über die Schnittmuster (#ehrlicheNäherfahrungen) und so schöne Bilder!

    • Manuela

      Gern geschehen. Freut mich total, das Du zu lesen.
      Ja, warum klingt das so abwertend? Gute Frage. Es hat auf jeden Fall mit dem Geschlecht zu tun, das sehe ich ganz ähnlich. Ich würde fast noch einen Schritt weiter gehen. Nicht selten, wird dieselbe Tätigkeit unterschiedlich bewertet, sobald sie eine Frau oder ein Mann ausübt. Das ist nicht nur beim Nähen/Schneidern so, sondern auch beim Kochen/Backen… Selbst bei Sekretär*innen; solange der Beruf Männern vorbehalten war, handelte sich i. d. R. um einen hohen Verwaltungsangestellten mit Verschwiegenheitspflicht, als immer mehr Frauen diesen Beruf begannen auszuüben, ging damit Verlust an gesellschaftlicher Anerkennung einher… (“DIE Tippse”). Obwohl ich die Vorstellung “gefilzter Pumphosen” auch ziemlich gruselig finde…
      Lieben Dank für den Link (kannte ich noch gar nicht) und Deinen Kommentar.

  4. Warum ich angefangen habe zu nähen? Für die Frauen-Kleiderindustrie existiere ich nicht. Die Wahl zwischen “sieht aus wie aus der Kinderabteilung” und “schlecht Sitzendes und Langweiliges aus der Männerabteilung” beantwortete ich mit “nähe ich selber, füge 10 cm an Länge hinzu und existiere als Frau”. Den Mittelfinger an die Kleiderindustrie gibts gratis dazu 😉
    Genau Outdoor-Kleider sind jedoch mein grösstes Selbernähen-Problem (Stoffe, Nähtechnik etc.), wo ich mich dann doch wieder in Läden wagen muss – oder solche Blog-Posts lese.
    Danke für deinen Blog, deine Beiträge inspirieren mich und die Ausstellungsreviews sind immer sehr willkommen.

    • sorry manuela, dass ich mal reingrätsche….
      liebe simone: technik und hig-tec-stoffe bei outdoorklamotten sind total überwertet!
      ausser du willst die antarktis durchqueren oder einen 4-8000er besteigen…
      ich gehe seit 20 jahren in (selbstgenähten) lodenhosen skilaufen, wandere meist in alten cord-kniebundhosen oder gewöhnlichen midiröcken – obenrum nordische strickpullover aus echter wolle und eine einfache regenjacke aus dem baumarkt wenns ganz schlimm nass kommt – letztere muss aber bald mal ersetzt werden, deshalb anorak-pläne….
      viel wichtiger als das ganze darüber ist gute, baumwollfreie unterwäsche für die kalte jahreszeit. ich nehme merinowolle.
      ich hoffe, ich konnte helfen 😀 xx

    • Manuela

      Hallo Simone,
      “Nähe/mache ich selber” finde ich eine coole Antwort auf Dinge, die es (noch) nicht gibt! Passformprobleme kenne ich selbst von gekauften Hosen; entweder ich bekam sie nicht über den Hintern, oder man konnte hinten im Bund eine Milchtüte reinstellen, so stand er ab… Insofern kann ich gut nachvollziehen, welche Befreiung es ist, ein Kleidungsstück anpassen zu können, anstatt sich den ganzen Tag unpassend zu fühlen.
      Outdoor ist für mich ein weites Feld, kommt darauf an, was Du draußen machst? Jagen, Reiten, Fahrrad-, Kanutouren, Sportklettern, Klettersteig, Genusswandern, Bergsteigen, Hochtouren. Bist Du im Sommer oder Winter unterwegs und wie lange, einen Tag (dann vermutlich bei schönem Wetter), mehrere Tage oder sogar Wochen… Für Material (nicht nur für Bekleiung, sondern Ausrüstung: Zelte, Fahrradtaschen, Rucksäcke… usw.) finde ich Extremtextil eine gute Adresse.
      Herzlichen Dank für Deine lieben Worte.
      Liebe Grüße Manuela

  5. Dem Dank meiner Vorschreiberin kann ich mich nur anschließen. Ich hab schon so manches an Inspiration bzgl. Schnitten, aber eben auch darüber hinaus, mitgenommen und freue mich immer wieder, von Dir zu lesen.
    Was mich zum nähen gebracht hat? Initial die Deutsche Bahn :).
    Als Kind habe ich eher gestrickt, wie meine Mutter. Später bin ich über viele Jahre mit der Bahn gependelt und irgendwann, als ich mal wieder einen Zugausfall in der Bahnhofszeitschriftenhandlung überbrückt habe, bin ich eher zufällig bei einer Burda hängengeblieben, aus der mir ein paar Sachen gefallen haben. Daraus hat sich mit der Zeit ein Ausgleich zu einem sehr kopflastigen Job ergeben, weil ich es als befriedigend empfunden habe (und immer noch tue), nach getaner Arbeit ein buchstäblich “greifbares” Ergebnis zu haben. Deshalb nähe ich auch jetzt noch oft in stressigen Zeiten, in denen ich keinen Kopf für kniffligere Sachen auf meiner Wunschliste habe, immer wieder “nobrainer”, quasi zur Entspannung. Gerade da meine Kinder (noch) gerne Selbergenähtes tragen und sehr dezidierte Bestellungen aufgeben, ist da auch eigentlich immer Bedarf da…
    Sonst bin ich von der Motivation her eher bei Dir. Ich bin früher schon nicht besonders gerne Shoppen gegangen. Aber den “Geht das?”-Gedanken Deines Partners finde ich durchaus sehr cool :).

    • Manuela

      Lieben Dank für das schöne Kompliment.
      Und was für eine großartige Geschichte! Meistens hinterlassen Zugausfälle und Verspätungen ja nur Frust und Ärger. Du hast dadurch zu einem wunderbaren Hobby gefunden. Ich nähe tatsächlich auch zum Ausgleich: Wie Du sagst, das “greifbare Ergebnis”. Ich würde noch ergänzen wollen, man muss sich nicht abstimmen, zumindest nicht, wenn das Kleidungsstück für einen selbst ist…
      Liebe Grüße Manuela

  6. Liebe Manuela,
    was für phantastische Bilder. Das sieht nach einem gelungenen Urlaub aus. Nachdem ich seit Monaten maximal die Webseiten von Gartenbedarfsläden durchforstet habe, ist es eine Freude, bei Dir vorbeizuschauen. Zum Thema “selbstgemacht” und abwertend fällt mir immer der Satz von Herrn Joop in einem BURDA (!)-Interview ein. Auf die Frage, was er denn von Selbernähen hält sagte er sinngemäß, das wäre ja ganz okay, solange es nicht wie selbstgemacht aussieht. Diese unfassbare Arroganz macht mich jetzt noch wütend. Seither ist der Typ für mich gestorben. Ich habe dann mal in München einen Joop-Rock in einem Schaufenster gesehen, quergestreift, mehrere hundert Euro teuer und die Streifen passten an den Seitennähten nicht aufeinander. Soviel dazu!
    Ich habe mit dem nähen angefangen, weil mein Geschmack und mein Budget nicht zusammenzubringen waren. Das ist im Prinzip immer noch so. Kleidung, die meinen Anprüchen an Passform, Material und Verarbeitung entspricht, kann ich mir schlicht nicht leisten. Und dann kommt auch noch das schlechte Gewissen dazu, wenn ich an die Gewinnspannen denke und daran, wieviel eigendlich bei den Nähern und Näherinnen davon landet.
    Was meinen Geschmack angeht, nun ja, der ist ja teilweise schon etwas speziell, vieles gibt es auch gar nicht in den Farben oder Schnitten, die ich haben will. Inzwischen habe ich auch immer mehr Probleme mit der Passform. Eine Hose ist bald schneller genäht als gekauft. Wenn ich stundenlang durch die Läden ziehe, am Ende mehr ausgebe, als ich wollte und nicht einmal ein perfekt sitzenden Teil mit nach Hause nehmen kann, da bleibe ich doch besser gleich an der Nähmaschine. Und natürlich ist es irre cool, wenn man mal ein Kompliment für die Kleidung einstreichen kann und dann so ganz lässig fallen lässt: “Das habe ich selbst genäht. Ich nähe alle meine Kleidung selbst.” Und nichts zwickt, überall sind Taschen, wo man welche braucht und die Sachen begleiten einen Jahrelang.
    Ich finde es übrigens toll, dass Dein Partner auch näht. Es ist immer schön, wenn man auch ein gemeinsames Hobby hat. Aber ist es nicht ein bisschen diskriminierend, das wir alle so viel Wind um die Tatsache machen, dass ein Mann näht? Bei einer Frau finden wir das ganz selbstverständlich. Hmm
    Liebe Grüße, Deine Stefanie

    • Manuela

      So war es nicht intendiert – scheint wohl missverständlich zu sein: Mir ging es einmal um die unterschiedlichen Beweggründe, mit dem Nähen anzufangen und diese ein wenig zu sammeln; zum anderen finde ich es gar nicht besonders, dass er näht, sondern was er in letzter Zeit näht: Gamaschen, Möbelbezüge… das schien mir nochmals ein anderer Fokus, als man ihn sowohl in der MYOG- als auch in der Nähbloggerszene findet. Leider begeistert er sich Null fürs Bloggen, weshalb ich darüber geschrieben habe.
      Wenn es allerdings um die Abwertung von Tätigkeiten geht, die herkömmlicherweise eher Frauen zugeschrieben werden, finde ich das tatsächlich diskriminierend.
      Liebe Grüße Manuela

      • Da habe ich mich wohl ganz falsch ausgedrückt. Ich meine auch gar nicht, dass Du Wind um die Tatsache machst, weil H. näht, das tust Du ja gar nicht.
        Wenn eine Frau mit einer Stichsäge oder Bormaschine selbstverständlich umgehen kann, führt das bei manchen Menschen immer noch zu Erstaunen. Und zu Recht empfinden wir Frauen das als diskriminierend. Handwerkliche Fähigkeiten sind schließlich nicht geschlechtergebunden. Nähen ist genauso Handwerk, also warum sollte ein Mann das nicht ebenso tun und können, wie eine Frau ein Regal in die Wand dübelt? Das meine ich mit Diskriminierung. Dass ein Mann angestaunt wird, weil er genauso selbstverständlich eine “typische” Frauendomäne für sich beansprucht, wie wir Frauen das mit “Männerdomänen” tun. Jede und Jeder verdient Respekt, wenn er sich Fähigkeiten selbst aneignet und dann professionelle Ergebnisse oder auch nur gut brauchbare Ergebnisse abliefert.
        Das mit dem Happy Engeniering kann ich übrigens bestätigen: Mein Bruder hat als junger Mensch auch nur Nähen gelernt, um merkwürdige Regenmontouren für das Fahrrad zu produzieren. Scheint vielleicht ja doch ein bisschen mehr ein Männerding zu sein? Ich glaube durchaus, dass Männer und Frauen an bestimmte Dinge anders herangehen. Spannend, oder?
        Liebe Grüße, Stefanie

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