Et voilà. Für die erste “offizielle” Runde meiner diesjährigen Challenge Alt & neu, mix & match! habe ich mich für Grasser Nr. 328 entschieden (hier und hier gezeigt). Ich höre schon das Raunen: „Was hat sie denn? Eine Hose in Marineblau ist doch leicht zu kombinieren?“ Nicht für mich! Da gerade meine zweite Version des Schnittes überaus klassisch arg plakativ geraten ist: Die Art und Weise, wie die Hose geknöpft wird; die Farbe – marineblau; selbst die Knöpfe haben die drei typischen Steifen. Obwohl alles selbst so ausgesucht – war es mir nach Fertigstellung zu viel des Guten, weshalb ich in der Vergangenheit alle Kombinationen vermieden habe, die mich irgendwie nach Seemann hätten aussehen lassen. Mit der Konsequenz, ich hatte die Hose im letzten Jahr kaum an.
Das soll sich nun ändern! Denn gerade in der Übergangszeit trägt sie sich der Stoff angenehm. Moment mal, habe ich eigentlich eine passende Jacke dazu? Außerdem habe ich in die fertige Hose nochmals Zeit und Geld investiert und sie mithilfe einer Anprobe bei der Schneiderin weiter angepasst, sprich über die hintere Mitte nochmals Weite rausgenommen; sie hat mir die Hose förmlich auf den Hintern Leib gezimmert. Nicht zuletzt mag es dem Umstand geschuldet sein, aktuell nicht Reisen zu können, das ich bei der Hose inzwischen weniger an japanische Schuluniformen und Kill Bill denn an Ferien an der französischen Riviera denken muss. Da auch ich eine ausgeprägte Schwäche für Ringel-Jersey habe, habe ich immer ein, zwei davon auf Lager, irgendwo müsste doch auch noch ein knapper Meter blau-weißer Chevron aus Baumwolle sein… Doch halt! Zu plakativ sollte der Bezug ja auf den Marine-Look wiederum auch nicht sein.
Aus diesem Grunde mochte ich übrigens meine erste Umsetzung von Grasser Nr. 380 lieber, sie fiel aus dem klassischen Farbschema (Schnittbesprechung hier). Leider war die Freude von kurzer Dauer, der Stoff hat sich als wahres Sensibelchen erwiesen und pillte bereits nach kurzer Zeit. Beim Zuschnitt hatte ich es schon geahnt, leider nicht beim Kauf bzw. bin ich nicht cool genug, die Ware einem Stresstest zu unterziehen, während mich der Verkäufer gerade erwartungsvoll anschaut, sprich: Stoff ordentlich knautschen (Knitterprobe) und Stoffseiten aufeinander reiben (Pilltest). Ich hoffe, hier lesen keine Stoffhändler*innen mit, sonst droht mir vielleicht noch Hausverbot! Zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass ich noch nie einen Stoff vor dem Kauf angebrannt habe (Brennprobe), selbst wenn mir die ausgewiesene Zusammensetzung zweifelhaft erschien.
Die Challenge wird also sein, Kombinationen für die Hose zu finden, die das maritime Thema aufgreifen, ohne allzu vorhersagbar zu sein. Das ist in meinen Augen gar nicht so leicht, denn unzählige Designer*innen, angefangen mit C. Chanel, haben mit dem Maritimen gespielt, für einige ist es sogar zum Markenzeichen geworden (J.P. Gaultier). Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass der Nautical Chic für die Frühjahrs- und Sommerkollektionen geworden ist, was der Brit Chic für die Herbst- und Winterkollektionen. Einerseits immer wieder schön, andererseits zum Klischee erstarrt. Im besten Fall sollte der Kombi-Partner aus dem Stoffvorrat genäht werden. Zugegeben, das ist wiederum keine allzu große Herausforderung für mich, ich nenne ja ein paar Meter mein eigen… Wer sich angesprochen fühlt mitzumachen, gern. Ich freue mich darüber. Allerdings fehlt mir für ein Link Tool gerade die Muse…
Das war’s für heute. Wir lesen uns am letzten Mittwoch im April zu diesem Thema wieder.
Bahnwärterin
😀
ich grinse und du ahnst warum…..
ich denke, dass DU niemals in kitschigem marine-klischee erstarren wirst. dazu bist du viel zu sehr *zurückhaltende eleganz*. also nur mut – auch mit ringelnicky wird diese hose grandios und schick aussehen. und du auch 😀
ich mag ja auch keine “kostüme” (im sinne von theater/fasching) – aber manchmal darf es doch ein thematischer look sein – unter vermeidung von klischees versteht sich ;-D
schon mal camel/beige/helles khaki/toffee zur wirklich gutsitzenden buxe probiert – als bluse, pullover, trenchcoat, jacke ?
xxxx
Manuela
Ach wie charmant. Merci!
Ja, das trifft es! Obwohl ich Kostümschneiderei/ historische Schnitttechniken ausgesprochen interessant finde und anderen gern dabei über die Schulter schaue, ich möchte nicht kostümiert durch meinen Alltag laufen … selbst wenn sich hier niemand daran stören würde.
Blau und Khaki stelle ich mir unheimlich schön zusammen vor; ich fürchte nur, ich habe nichts da… werde morgen nochmals auf dem Dachboden schauen…
Herzlichen Dank & liebe Grüße
Manuela
Susanne
Die Farbvorschläge der Bahnwärterin wären schon mal ganz meins, : ).
Wenn es etwas auffälliger sein darf, gehen sicher auch Rot- und Gelbtöne.
Als Muster kann ich mir auch Karo oder Blümchen vorstellen.
Ich bin gespannt, welche Farbe und/ oder ob du ein Musterdazu kombinieren wirst.
LG von Susanne
Manuela
Ja, blass-gelb und zarte Blüten wie oben auf dem Foto kann ich mir auch gut vorstellen! An Karo hatte ich noch nicht gedacht – habe gerade auch nur Vichy im Kopf, aber es gibt ja noch unzählige andere Karomuster…
Vielen, lieben Dank & herzliche Grüße,
Manuela
Frau Nähfreundins Tagebuch
Ich frage mich gerade, welche Farbe ich bei dunkelblau definitiv ausschließen würde ?!
Wenn Du noch Ringeljersey im Lager hast, dann wäre das ein guter Anfang – trotz Seemannslook. Ich laß mich mal überraschen und bin gespannt, wie Du entscheiden wirst.
Herzliche Grüße
Susan
Manuela
Mmh?! Kommt meiner Meinung nach auch ein wenig auf die Tonalität der Farbe an. Blau und Grau z. B. können zusammen für meinen Geschmack klasse aussehen, bei meiner Kombination wirkt es eher schnarchig. Der Grauton ist zu dunkel … ist mir aber nicht im Spiegel, sondern erst auf den Fotos aufgefallen.
Dank Dir & liebe Grüße
Manuela
Frau Nähfreundins Tagebuch
…schnarchig ist eine gute Formulierung , das werde ich mir merken
Stefanie
Ich bin ja ein großer Fan der klassischen Tricolore, also blau-weiß-rot, und zu Marineblau kannst Du dann ja auch jedewede Schattierung nehmen, die zu Deinem Teint am besten passt. Ringel finde ich natürlich super, aber ich habe mich da im letzten Jahr auch in der Bretagne verderben lassen. Ich werde mich bei Dir anschließen, sobald meine Weihnachtshose fertig ist, denn ich glaube, ich habe fast nichts passendes dafür im Schrank. Ich würde einfach einen Link in die Kommentare setzen, wenn Dir das recht ist, die Stoffspielereien kommen ja auch ohne Linktool aus.
Viele Grüße, Stefanie
Manuela
Ist mehr als recht! Schön, dass Du Zeit hast.
Kann ich mir vorstellen, dass man sich in der Bretagne mit der Marinière zuschmeißen kann, dabei hat sie noch so viel anderes zu bieten… z. B. Sablés Bretons. Ich könnte eigentlich mal wieder welche machen.
Sag mal, war Deine “Weihnachtshose” nicht aus dem Heft mit viel Tricolore?
Danke & liebe Grüße Manuela
Kathrin
Ich könnte mir vorstellen, dem Ringeljersey durch schräg zugeschnittene Schnittteile den maritimen Charakter etwas zu nehmen. Z. B. wie hier: https://www.sewtofit.com/2016/02/pattern-play-asymmetric-t-shirt-i-just.html?m=1
Die Kombi auf deinem zweiten Bild mit dem gepunkteten Shirt gefällt mir auch sehr gut. Wahrscheinlich sieht ein gemusterter Stoff besser aus als ein einfarbiger, da die Hosen keine Waschungen o. ä. hat.
Viele Grüße, Kathrin
Manuela
Ja, die Hose ist aus einem schlichten unifarbenem Wollstoff.
Auch eine super Idee, mit Richtungswechseln zu spielen, um dem Ganzen einen Twist zu geben!
Herzlichen Dank für den Tipp/Link.
Liebe Grüße
Manuela
Fröbelina
Das Problem kenne ich! Ich habe einen Rock in dem Farbton. An den habe ich auch Knöpfe mit Ankern angebracht, weil die Farbe so maritim ist. Und dazu ziehe ich entweder ein rot weiß gestreiftes, grau blau gestreiftes oder ein rot blau kariertes Oberteil an. Gähn! Ich finde es auch schwer dazu was anderes zu finden. Streifen gehen also sehr gut, sind aber auch etwas langweilig. Vielleicht ist ja auch ein netter Stilbruch eine Option? Spitze zum Beispiel? Ich hoffe du findest was gutes, das ich dann kopieren kann .
Liebe Grüße
Katharina
Manuela
Ich versuche mein Bestes!
Schön zu wissen, dass es nicht nur mir so geht. Die Idee mit der Spitze gefällt mir, weil man daran nicht im ersten Moment denkt; ich bewege das mal in meinem Kopf weiter…
Dankeschön & liebe Grüße
Manuela
fetzich.de
Ich finde es ja übrigens nach wie vor eine super Idee, bei der Schneiderin “nacharbeiten” zu lassen. Ich stelle mir zu der Hose irgendwie eine helle, einfarbige Bluse vor. Auf Streifen würde ich glaube ich auch verzichten. Mhh, gar nicht so einfach… Ich drück die Daumen, dass du das passende findest 🙂
Liebe Grüße
Jenny
Manuela
Dank Dir Jenny.
Viel kann man ja inzwischen aus Büchern, Kursen oder Youtube ziehen, nicht zu vergessen die Schwarmintelligenz der lieben Nähblogger*innen-Community! Für Fragen zur Schnittanpassung/Anproben kann ich aber die Konsultation einer professionellen Schneiderin sehr empfehlen.
Liebe Grüße Manuela
lila und gelb
Superschicke Hose und bis ins Detail verliebt durch die schönen Knöpfe.
Ich persönlich kombiniere gerne braun und blau zusammen. Das gefällt mir immer sehr.
Es wäre vielleicht nochmal eine Möglichkeit, Deine Hose allein “maritim” wirken zu lassen, ohne Extras.
LG
Birgit
Manuela
Braun und (Dunkel-)Blau mag ich zusammen auch sehr gern! Allerdings verbinde ich damit eher Winter; im Sommer sieht es an mir etwas düster aus – vielleicht wegen meiner dunklen Augen und Haare…
Herzlichen Dank & liebe Grüße
Manuela
Schnitt für Schnitt
Jetzt ist mir schon wieder ein Beitrag von dir entgangen! Einen Newsletter hast du für so Schusseltanten wie mich nicht, oder?
Jedenfalls kann ich dich total verstehen! Ich habe auch so eine Hose mit seitlichen Knöpfen (Walnoot pants von Waffle Patterns), und wenn ich mein rot-weißes Ringelshirt dazu anziehe, komme ich mir arg plakativ vor, auch wenn beides gut zusammenpasst.
Hast du schon überlegt, ob du die Knöpfe durch unauffällige dunkelblaue austauschst? Das würde etwas von dem maritimen Touch nehmen.
Aber solange du nicht ein geknotetes Halstuch dazu trägst, geht bestimmt auch ein blau-weißes Ringelshirt.
Liebe Grüße
Christiane
Manuela
Ha, ha leider nein, einen Newsletter gebe ich nicht heraus… Ich selbst nutze inzwischen einen Feedreader, um bei den Webseiten, die ich interessant finde, halbwegs den Überblick zu behalten. Das Argument dagegen wäre, man lebt noch mehr in einer Filterblase… Ich freue mich übrigens auch über “späte” Kommentare. Das gibt mir das Gefühl, dass ein Post nicht sofort Geschichte ist, sondern über die Time-line hinaus Bestand hat. Also herzlichen Dank und liebe Grüße Manuela