#WKSA2023_Projektvorstellung

Heute startet zum x-ten Mal der Weihnachtskleid-Sew-Along, eine Aktion, die 2010 von Catherine (Cat+Kascha / Allures-und-Couture: Blog leider nicht mehr aktiv) ins Leben gerufen worden und durch den MeMadeMittwoch zu einer kleinen Institution geworden ist. Liebes MMM-Team, ein großes Dankeschön, dass Ihr diese Tradition so unermüdlich fortführt – und dies in Zeiten, in denen ehrenamtliches Engagement nicht selbstverständlich ist.

Fünfmal war ich bisher dabei, mit mehr oder minder Erfolg, was das Erreichen des Finales betrifft. Auf den beinahe auch schon zur Tradition gewordenen Rückblick verzichte ich dieses Mal; wer sich dafür interessiert, bekommt hier & hier einen Überblick.

Für diesen Schnitt und diese(n) Stoff(e) habe ich mich entschieden…

MeMadeMittwoch

Alle Jahre wieder, Cake or Frosting? Wer mich schon länger kennt, weiß dass meine Entscheidung für ein bestimmtes Projekt beim WKSA selten durch praktische Erwägungen bestimmt ist. So möchte ich dieses Mal ein paar der Stoffschätze verarbeiten, die ich 2022 auf der Rückreise von Brüssel nach Berlin bei The Fabric Sales mitgenommen habe. Wer mich schon länger kennt, weiß auch, dass ich lieber im Laden kaufe als im Internet bestelle (und dies aufgrund meines Wohnortes auch kann).

Es hat uns in einen Industriepark in der Nähe von Brüssel verschlagen. Keine Ahnung, ob der “Showroom” auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar gewesen wäre, ohnehin zieht The Fabric Sales gerade um. Anders als bei Hüco in Berlin, ebenfalls ein Fabrikgebäude, wo sowohl Professionals als auch Privatkund:innen einkaufen, sind Verkaufs- und Ladenfläche getrennt. Man kann nicht zwischen den Stoffregalen entlanglaufen, sondern sucht sich den gewünschten Stoff anhand von Proben aus, die an Karteikarten hängen und alle Informationen enthalten. Ich stelle mir eine kleinere Variante davon auch Zuhause praktisch vor, um a) das eigene Stofflager schneller überblicken zu können, und b) Stoffkombinationen auszuprobieren.

Erworben habe ich u. a. einen Viskose-Twill in Marine mit einem messingfarbigen Muster – irgendetwas zischen Art Deco und Psychedelika – für eine Bluse. Dazu dachte ich an eine Hose aus dunkelblauem Woll-Twill. Beides sind Stoffe aus älteren Kollektionen von Dries van Noten.

I. d. R. interessiert es mich nicht, ob Designer:in XY einen Stoff verwendet hat, wenigstens beeinflusst es nicht meine Kaufentscheidung. Man kann sicherlich auch darüber streiten, ob Deadstocks nun nachhaltig oder eher Teil des Problems (der Überproduktion) sind.

Bei van Noten werfe ich allerdings all meine Bedenken über Bord, sozusagen meine Achillesferse. Lange hat er sich als unabhängiger Designer behauptet in einem Markt, der von Luxuskonzernen dominiert wird. Keine Werbung geschaltet, keine Accessoires und Parfums herausgebracht, vier Kollektionen im Jahr, zwei für Damen und zwei für Herren. Bei seinen Entwürfen geht er vom Stoff aus, von denen viele eigens nach seinen Vorstellungen gefertigt werden. Dafür lässt sich van Noten gern von Textilien und Techniken aus Indien, Marokko oder Osteuropa inspirieren – und seitdem die Diskussion um kulturelle Aneignung auch in der Mode angekommen ist – zunehmend von der Kunst. Trotz der ethnischen und historischen Referenzen seiner Stoffe wirken seine Sachen nie nostalgisch. Das erste Wort, das mir zu ihm einfällt, ist Balance: Zwischen Ornamentik und Konstruktion – kunstvoll gewebte, bedruckte, bestickte Stoffe in schnörkellosen Schnitten; einserseits Couture, andererseits hat er keine Berührungsängste mit Street Style, Sportswear, Trash und Kitsch; nicht zuletzt beweist er seit den 1980er Jahren Gespür für die künstlerische, aber eben auch die kommerzielle Seite der Branche. Seine Kollektionen entwirft van Noten nicht streng um ein Thema oder eine Silhouette herum, sondern „Stück für Stück“, was der Kundin oder dem Kunden mehr Freiheit gibt und m. E. dazu beiträgt, dass seine Sachen relativ zeitlos wirken. Ihr seht, ich bin ein Fangirl. Falls sich jemand für den belgischen Designer interessiert, sei ihm wärmstens der Dokumentarfilm Dries empfohlen.

Mit der Bluse habe ich schon angefangen. Einen Schnitt, den ich schon einmal genäht habe. Mal sehen, ob jemand ihn wiedererkennt. Zu der Bluse braucht es eine taillenhohe Hose. Zur Wahl stehen die Mitchell Trousers von Closet Core Patterns, die Wide Leg Pants aus dem Peppermint Mag oder Le_308 von dpStudio. Natürlich könnte ich auch mal wieder durch meine Zeitschriften blättern oder mich von Euch inspirieren lassen! Jedoch liegen diese drei Hosenschnitte bereits seit einer Weile geplottet hier herum.

Was denkt Ihr?