Patchwork-Familien gehörten bislang eher zu meiner Erfahrungswelt als Patchwork-Arbeiten. Ich dachte, das sollte sich ändern! Deshalb habe ich mir die „Patchwork-Tasche“ ausgesucht – wieder aus dem Buch Simple Bags von Akiyo Kajiwara, über das ich hier schon geschrieben habe. Anders als bei der „Sukiya-bukura“ von letzter Woche ist Patchwork keine speziell japanische Erfindung, auch wenn es, was das betrifft, in Japan eine lange Tradition gibt.
Eigentlich sind es zwei Taschen, die ineinander stecken: Am Saum sind die rechteckigen Beutel so miteinander vernäht, dass die Nahtzugabe zwischen ihnen liegt und nicht mehr sichtbar ist. Die Außentasche ist aus acht Quadraten zusammengeflickt, der innere Beutel aus einem Stück, zwei Quadrate dienen als Innentaschen.
Um das Patchwork robuster zu machen, sieht die Anleitung vor, das Mosaik durch Zickzackstiche zu verstärken. Zugegeben, erkennt man auf den Fotos nicht, müsst Ihr mir glauben. Ich mag diese Details in den Entwürfen von Akiyo Kajiwara, die ihren einfachen Taschen eine besondere Finesse gibt. Dasselbe gilt für die Überkreuzung der Träger, zusammengehalten und verstärkt durch Steppstiche, die zugleich als Dekoration dienen. Die Zickzackstiche habe ich bei den Trägern wiederholt, etwas unfreiwillig, weil mir der Stoff ausgegangen ist und ich stückeln musste. In diesem Sinne ist die Tasche tatsächlich Patchwork. Ich habe Stoffreste verwendet – und Stoffreste haben sich im letzten Jahr zur Genüge angesammelt, nicht zuletzt, weil ich mich anfangs sklavisch an die Zuschneidepläne gehalten habe. Mit dem doppelten Stoffbruch in meinem letzten Nähkurs haben sich mir ganz andere Möglichkeiten eröffnet.
Aufgrund ihrer kleinen Formate eigenen sich die Taschen aus Simple Bags zum Stoffabbau. In diesem Fall (29 x 26,5 cm) führt es leider dazu, dass ich für die Tasche nicht wirklich Verwendung habe. Ich weiß nicht, zu welchem Anlass ich sie tragen soll? Ein Buch passt gut hinein, falls ich mich im Sommer zum Lesen auf eine Parkbank setzen sollte … Um darin Schlüssel, Portemonnaie und Handy durch Berlin zu befördern, müsste ich einen Verschluss anbringen (vielleicht einen Druckknopf – wie ich mich kenne, wird das höchstwahrscheinlich nie passieren). Denn beim Tragen fällt die Tasche oben auf.
Beim nächsten Mal würde ich das Format meinen Bedürfnissen anpassen, sprich vergrößern; aufgrund der Einfachheit des Schnittes sollte das kein Problem sein. Mitdenken sollte man beim Zuschnitt sowieso, weil leider auch hier, wie bei der Sukiya-bukura die Maße fehlerhaft sind. Probiert eigentlich niemand die Anleitung vor der Veröffentlichung aus?
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