Für Anja.
Die einen schwören darauf, die anderen verteufeln sie. Die Rede ist von Funktionsstoffen. Ich denke, weder noch. Für eine Wanderung im Mittelgebirge an einem Vor- oder Nachmittag brauche ich sie persönlich nicht. Anders sieht es bei Mehrtagestouren im Hochgebirge aus, wenn man größeren Wetterschwankungen ausgesetzt ist, zugleich aber Packmaß und Gewicht limitiert. Zu schwere Rucksäcke können schnell zur Tortur werden. Dafür weiß ich Funktionsstoffe durchaus zu schätzen.
Schnitt & Stoff
Nach sieben Jahren brauchte ich eine neue Wanderhose. Also habe ich im Januar im Berliner Laden von Extremtextil eine dicht gewebte Baumwoll-Polyester-Mischung (35/65) in Braun gekauft. Sie ist gewachst, was sie nicht nur winddicht, sondern auch wasserabweisend macht. Zumindest anfangs. Das Wachs wäscht sich mit der Zeit heraus, kann aber neu aufgetragen werden. Die Baumwolle ist für den Tragekomfort: glänzt nicht, raschelarm, angenehmer auf der Haut. Das Polyester verbessert die Trockeneigenschaften (BW würde feucht an einem kleben), außerdem macht es die Hose robuster und leichter.
Inzwischen gibt es auch eine Reihe von Schnittmusterherstellern, die sich auf Outdoor spezialisiert haben, The Green Pepper Patterns ist z. B. so ein Klassiker; es gibt auch “Baukästen”, aus denen man sich seine persönliche Wunschhose zusammenstellen kann mit vielen Steppnähten, Verstärkungen und Taschen (z. B. bei Pattern Adventure). Für mich selbst bedeutet Wanderhose nicht gleich Cargohose, ich brauche an einer Hose nicht so viele Taschen. Mir ist die Passform, insbesondere die Bewegungsfreiheit wichtiger, weshalb ich auf einen etablierten Schnitt zurückgegriffen habe. Die Work Trouser von Ann Ringstrand.
Größe, Anpassung & Passform
Genäht in Gr. M. Keine Änderungen. Ich habe meine erste Version des Schnittes in einem Wollstoff genäht (unverbloggt) und die Passform für gut befunden. Zu Wanderschuhen finde ich die Hose etwas kurz. Das nächste Mal würde ich sie für diesen Zweck verlängern. Mehr Saum zum Auslassen gibt es nicht, ich hatte überlegt, eine Saumpasse anzusetzen.
Allerdings sind die Wandersachen bereits wieder verpackt auf dem Dachboden; auch wollte ich vor dem Verstauen noch Fotos machen, auf denen man die Hose besser erkennt… Na, ja der Alltag hat mich wieder.
Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen? Weiterempfehlen?
Bis auf die Länge bin ich mit Stoff und Schnitt zufrieden. Gr. M sitzt an mir nicht so leger, dass man hängen bleiben könnte, ist aber dennoch so geräumig, dass ich (wie hier) noch Thermoleggings aka lange Wollunterhosen darunter tragen kann, ohne in der Bewegung eingeschränkt zu sein.
Meine Sorge, dass ich in der Hose frieren könnte, war unbegründet. Wir sind ordentlich ins Schwitzen gekommen. Die Daunenjacke, die ich auch noch im Rucksack hatte, habe ich all die Tage einmal getragen. Ein Wollpullover über den Baselayern aus Merinowolle tut es für mich auch. Was ich allerdings nicht hätte missen wollen, dass sowohl meine Regenjacke (gekauft und leider unverwüstlich – ich würde gern mal eine nähen) als auch meine neu genähte Hose winddicht sind. Wind ist dort oben ein häufiger Begleiter, wir sind beim Aufstieg sogar in einen Sturm gekommen.
Ich hänge meinem “Redaktionsplan” ziemlich hinterher. Die Schneeschuhe sind längst gegen die Fahrräder getauscht – wir genießen gerade das wunderbare Frühlingswetter. Und Ihr so? Ist Outdoor- und/oder Sportbekleidung für Euch ein Thema?
Frohe Ostern Euch.
sienaehtschonwieder
Eine schöne Abwechslung nicht auf die typischen Wanderhosen mit Wadenzipper zurückzugreifen. Meine Sportkleidung muss deutlich weniger können und ich ändere hier nur an gekaufter Second hand Kleidung rum.
Grüße, Tina
Manuela
Dank Dir Tina.
Zip-Hosen sind tatsächlich nicht meins, ich versuche alles zu vermeiden, was nach ein paar Tagen unterwegs anfangen könnte zu scheuern…
Lieben Gruß Manuela
Anja
Vielen lieben Dank, ich würde mir auch gerne Outdoorsachen nähen, aber meine Sachen sind so unverwüstlich und für das, was wir mit unserer alternden Hündin inzwischen machen, braucht es erstmal nichts Neues, da geht es mir wie mit den Badeanzügen, aber an sich ist es ja auch gut, wenn die Sachen viele viele Jahre, eher Jahrzehnte überdauern. Danke für deinen Bericht! LG Anja
Manuela
Da kann ich Dir nur beipflichten. Bei etwas Pflege hält das Zeug tatsächlich Jahrzehnte: Der Rucksack, das Longsleeve und meine Wanderschuhe sind jeweils auch 12 Jahre alt, obwohl zugegebenermaßen ich die Schuhe einmal zwischendurch habe neu besohlen lassen – ein Angebot vom Hersteller. Gut für die Natur, schlecht für Nähnerds, aber damit lebe ich gern.
Liebe Grüße Manuela
Susanne
Gute Idee, den Schnitt der Work—Trouser für eine Wanderhose zu nutzen, denn aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Beweglichkeit in diesem Schnitt uneingeschränkt gegeben ist. Und hättest du sie benötigt, hättest du Taschen nach Belieben ergänzen können.
Die Sache mit der Beinlänge kann ich verstehen; bei meinen Work—Trousers habe ich jeweils beim Zuschnitt noch extra Länge angefügt und dann bei der Anprobe entschieden, wieviel in der Länge im Saum verschwinden soll.
Sieht sehr gut aus, deine Wanderhose und scheint dir von gutem Nutzen gewesen zu sein.
Tatsächlich habe ich noch keine Outdoorkleidung genäht, weil auch ich in dieser Hinsicht noch Kaufstücke besitze, die ihren Zweck erfüllen, aber ich schließe es in der Zukunft nicht aus
Dir noch schöne Ostertage und herzliche Grüße von Susanne
Manuela
Dankeschön Susanne.
Was die Hosenlänge betrifft, warst Du schlauer als ich! Meine erste Version aus Wolle gibt durch die Körperwärme mehr nach, außerdem trage ich keine Leggings darunter, weshalb sie tiefer als die Wanderhose sitzt. Wieder mal ein Beispiel dafür, dass derselbe Schnitt in verschiedenen Stoffen unterschiedlich ausfallen kann und man sich mehr Saum- und Nahtzugabe für Anpassungen bei den Anproben gönnen sollte.
Herzliche Grüße Manuela
Schnitt für Schnitt
Wie spannend, sowohl, was du von deiner neue Wanderhose, als auch von eurer Schneetour berichtet. Möge sie dich lange begleiten. Und ich finde, wenn man sie lange nutzt und fachgerecht entsorgt, ist gegen Funktionsbekleidung nichts einzuwenden. An meiner gekauften Wanderhose liebe ich die Einstecktasche am Oberschenkel für Smartphone oder Karte sehr – die wäre ein Muss, wenn ich mal eine Wanderhose nähen würde.
Regenjacke finde ich eine andere Hausnummer: erstmal braucht man gute Kurzwaren dafür, das Material wird sicher ordentlich teuer und für richtigen Regenschutz muss man auch die Nähte abdichten. Ich bin inzwischen zum Schluss gekommen, dass eine gekaufte Jacke gut investiertes Geld ist. Aber ein reizvolles Projekt ist es allemal.
Liebe Grüße Christiane
Manuela
Beim Smartphone hätte ich Sorge, dass es herausfällt, aber die Karte hatte ich tatsächlich zeitweise in der Oberschenkeltasche der Work Trouser. Das war wirklich praktisch. Man hat sie schnell griffbereit.
Die Kurzwaren für eine Regenjacke gebe es sogar bei Extremtextil, aber Du hast absolut recht. Das geht ordentlich ins Geld. Für die Gamaschen hatte H. fälschlicherweise wasserfeste Reißverschlüsse gekauft (braucht es nicht unbedingt an dieser Stelle); bei dem Preis hatte ich schon geschluckt.
Ich kann Dir da sofort zustimmen: Bei der Investition in Wanderschuhe, Rucksack (wenn er mehrere Tage getragen werden soll) und Regenjacke sollte man nicht sparen und es gibt durchaus gute Produkte auf dem Markt.
Alles selber nähen zu wollen, ist eher so ein romantisches DIY-Ideal, dem ich manchmal noch anhänge; und wie gesagt, meine Regenjacke geht einfach nicht kaputt…
Liebe Grüße Manuela