12 von 12 – Januar 2024

Heute ist wieder 12 von 12 und ich habe frei! Nun, erst einmal habe ich den Handwerker im Haus. Kurz nach Sonnenaufgang. Uns ist vor ein paar Wochen im wahrsten Sinne des Wortes die Decke auf den Kopf gefallen, als in der Wohnung über uns die Böden gemacht worden sind. Nachdem der Handwerker den Schaden behoben hat, putze ich die Wohnung erst einmal durch. Danach surfe ich entspannt durch den Tag – muss dabei mehrmals an Lou Reeds Song Perfect Day denken.

Januar ist gewöhnlich die Zeit, wo die einen hier in ein Loch fallen, Berlin die meiste Zeit maus- oder betongrau ist, der Frühling noch lange nicht in Sicht. Die anderen versuchen sich vom Überflüssigen zu befreien, fasten oder misten aus. Es wäre natürlich leicht, dass ins Lächerliche zu ziehen, aber zu Recht meint Valentin Groebner in Retroland:

Ironie bietet schnelle Erleichterung, aber sie klebt einen dauerhaft an das, worauf man sich spottend bezieht. […] Normalerweise machen wir spöttische Witze über Dinge, die uns bedrängen: Fun, ist anders gesagt, kein Spaß.

Retroland, S. 32

Also miste ich mit – sortiere Burdas aus. Aufheben tue ich nur die Schnittmuster und ein paar Artikel, damit sie wieder in die Ordner passen. Raum ist auch in Berlin inzwischen zu einem knappen und teuren Gut geworden, da zählt jeder Quadratmeter. Zu meiner Überraschung mache ich beim nochmaligen Durchblättern der Zeitschriften ein paar Entdeckungen. Mal abgesehen von der wenig überraschenden, dass ich wirklich keine weiteren Schnittmuster brauche, was mich vermutlich nicht daran hindern wird, weitere in Zukunft zu kaufen.

Als Zeitschrift erinnere ich die Burda nicht als besonders lesenswert, haufenweise Kosmetikwerbung (ich weiß, Zeitungen finanzieren sich mehr über Anzeigen als Abonnenten) und Bastelanleitungen, bei denen ich definitiv nicht zur Zielgruppe gehöre(n) (will). Irgendwie hatte ich vergessen, dass es auch Artikel zur Designer:innen und Verarbeitungstechniken gibt. Zu meiner Überraschung entdecke ich sogar eine schöne Anleitung für Stoffblumen. Jahrelang habe ich danach gesucht und bisher nur eine, die halbwegs meinen Vorstellungen entspricht, in einem japanischen Nähbuch entdeckt. Manchmal ist die Lösung so nah…

Zum späten Mittagessen bin ich verabredet und in ein koreanisches Restaurant eingeladen.

Als ich wieder nach Hause komme, wird es schon dunkel. Ich schließe endlich die Hose vom WKSA ab, säume die Beine mit der Hand. Dunkelblauer Stoff in der Dunkelheit: Dafür brauche ich seit neuestem eine Brille, weil ich sonst den Flips bekomme.

Dann geht’s noch zum Pilates. Auf dem Weg dorthin fallen mir wieder die ausgedienten Weihnachtsbäume auf, die zurzeit überall auf den Berliner Straßen liegen, bis die BSR sie entsorgt. Und nein, sie werden nicht an die Elefanten verfüttert, diese würden mindestens furchtbare Bauchschmerzen davon bekommen. Als Tierfutter dienen nur die unbehandelten und unverkauften. Für mich symbolisiert die Unmenge weggeworfener kleiner Bäume unser Take-Make-Waste-Denken, weshalb mich ihr Anblick am Anfang des Jahres immer etwas traurig stimmt.

Zurück mache ich Abendbrot, nur für mich, H. ist bei einem Neujahrsempfang: Gennaros Insalata di pane bagnato (Brotsalat). Dazu ein Glas Wein. Damit ist dieser Tag auch schon fertig gelebt. Salute!

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8 Kommentare

  1. Das klingt, als wäre es ein schöner Januartag gewesen.
    Merci für den Einblick in deinen Tag und deine Gedanken dazu.
    Liebe Grüße von Susanne

  2. Was für eine schöne Bilderreihe mit tollem Text, lg Anja

  3. Du hattest einen schönen freien Tag. Toll dass du deine Hose jetzt fertig genäht hast.

    LG, Heike

    • Manuela

      Ja, finde ich auch. Geschafft! Vorausgesetzt, ich bekomme die Fotos rechtzeitig hin, zeige ich sie beim nächsten MMM.
      Danke & LG Manuela

  4. Ich habe nicht allzu viele Burdas, aber die oben auf deinem Stapel habe ich auch. Und beim durchblättern habe ich tatsächlich in jeder was gefunden, womit sie (noch) nicht aussortiert wurde. Und ich kann mich noch gut erinnern, dass die Burda früher mehr bot. Es gab sogar eine Geschichte im Heft. Zumindest in den 70ern. Diese Exemplare meiner Mutter wohnen inzwischen bei der Nichte. Auf deine Hose bin ich jetzt schon gespannt. Vor allem wie sie in Kombination mit der Bluse wirkt.
    Liebe Grüße, heike

    • Manuela

      Burdas aus den 70ern, da kann ich leider nicht mithalten. Darin würde ich gerne blättern… Bei Vintage Ausgaben wäre ich auch großzügiger, bspw. was das Frauenbild betrifft. Da mir die Schnitte gut passen, habe ich die Burda ab 2015 gekauft, wenn mir mindestens 3 Schnitte in einem Heft gefallen haben.
      Dank Dir & liebe Grüße Manuela

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