Bis vor nicht allzu langer Zeit dachte ich bei dem Wort UFO an fliegende Untertassen, Area 51, den vierten Teil von Indiana Jones … Dass die Abkürzung UFO nicht nur für ein „unbekanntes Flugobjekt“ steht, vielmehr in der Nähbloggerinnengemeinschaft damit ein „unfertiges Objekt“ gemeint ist, gehört zu meinen Erkenntnissen des letzten Jahres – und ein solches UFO ist mein Weihnachtskleid geworden bzw. bis heute geblieben.
Als ich mit dem WKSA liebäugelte, mitgerissen vom Enthusiasmus der MMM-Gemeinde, ahnte ich, dass UFO-Alarm drohte (siehe hier). Sowohl mein Terminkalender als auch der Umstand, dass ich in der Blogosphäre noch kein Zuhause hatte, sprachen gegen eine Teilnahme –; inzwischen habe ich zwar einen Blog, nutze ihn aber als Zettelkasten anstatt als Plattform.
Als Muriel von Nahtzugabe5cm Anfang des Jahres dann zum gemeinsamen Kampf gegen die UFOs aufrief, war dies eine willkommene Gelegenheit, um den Anfängen zu wehren. Vielen Dank für diese Initiative! Hinter dem Zeitplan des WKSA von Anfang an zurückliegend war mein Weihnachtskleid zwischen den Jahren liegen geblieben, weil ich auf unerwartete Probleme gestoßen war. Dabei hatte doch in dem Tutorial von Schnittchen zu Nani alles so einfach ausgesehen.
Mir gefiel und gefällt das Empirekleid vor allem wegen seines Kragens.
Zusammenkleben und Ausschneiden des Schnittmusters gestaltete sich zwar zeitraubend, aber unkompliziert, die Linien trafen perfekt aufeinander. Ich war begeistert. Das Nähen der Abnäher und das Schließen der Schulternähe im Oberteil verliefen problemlos. Ich geriet in Hochstimmung, und sah mich das Kleid schon am selben Tag fertig stellen.
Der Schlammassel begann mit den Ärmeln: Ich folgte der Anleitung für die langärmelige Version, die vorsieht, erst die Ärmel an Vorder- und Rückenteil anzunähen und dann die Seiten- und Ärmelnähte in einem Arbeitsgang zu schließen. Nun haben die Ärmel gegenüber dem Armloch aber Mehrweite, die verteilt werden will – was ich nicht wusste. Es war das erste Mal, dass ich versuchte, einen Ärmel „rund“ einzusetzen. Kein entsprechender Hinweis in der Anleitung. Zuerst dachte ich, ich habe die falsche Größe des Schnittmusters ausgeschnitten. Dann habe ich passend gemacht, was nicht passte und habe, der Anleitung folgend, Ärmel- und Seitennähte geschlossen, dabei die Mehrweite ignoriert … War eben die Nahtzugabe der Ärmel breiter als 1 cm, was machte das schon! Habe alles versäubert und die Nahtzugaben zurück geschnitten … Und kam, wie Ihr Euch sicherlich denken könnt, nicht in die Ärmel hinein.
Seitdem hat sich meine Einstellung gegenüber einem Probemodell um 180 Grad gewendet. Zerknirscht schnitt ich ein solches zu, schloss dieses Mal Schulter- und Seitennähte, um die Ärmel dann in das fertige Oberteil einzusetzen. Davor probierte ich es an. Der Stoff riss mit einem lauten Ratsch am hinteren Halsausschnitt. Uah! Es passte nicht. Nächste Lektion gelernt: Seitdem weiß ich, dass sich hinter dem Wort Schnittanpassung weit mehr verbirgt als Verlängern und Kürzen. Bei den nicht gerade figurbetonten japanischen Schnittmustern, die ich letztes Jahr genäht habe, waren Anpassungen bisher kein Thema.
Zunächst hatte ich überhaupt keine Ahnung, wo und wie ich das Oberteil des Kleides anpassen musste, was sich aber mit einem Gang in die Bibliothek herausfinden ließ. Schließlich habe ich das Rückenteil in den Schultern verbreitert und den Brustabnäher im Vorderteil vergrößert. Mit Blick auf die Fotos denke ich, es hätte sogar noch mehr sein können. Oder doch gleich eine Nummer größer? An den Ärmeln habe ich auf den Gummizug verzichtet und anstatt der Kräuselung habe ich den Rockteil in Kellerfalten gelegt. Ich fürchtete, dass es ansonsten zu sehr aufträgt. Denn anders als Silke von Schnittchen habe ich keine Seide, sondern für meine Weihnachts- bzw. Winterversion eine festere Baumwolle verwendet.
Fazit: „Ich habe die schwierige(n) Stelle(n) gemeistert und bin stolz wie Bolle!“ Auch wenn das Kleid und mich eher eine Liebe auf den zweiten Blick verbindet; vielleicht, weil H., als ich mich ihm in dem Kleid präsentierte, nicht gerade in Begeisterung ausbrach. Er lobte mich für meine Beharrlichkeit, was in meinen Ohren wie „stets bemüht“ klang. Im Grunde genommen nährte er meine Zweifel, ob der Rock aus dickerem Stoff nicht doch aufträgt. Außerdem kommt das Überziehen des Kleides einer Yoga-Übung gleich. Würde ich Nani noch einmal nähen? Wegen des Kragens auf jeden Fall, dann aber als leichtes Sommerkleid oder mit einem schmaleren Rockteil.
Schreibe einen Kommentar