Homewear Sew Along #1

Herzlich Willkommen zum ersten Treffen unseres Homewear Sew Along von Stefanie (Kraut und Kleid) und mir. Heute geht’s um Ideen zu Homewear – Freizeitkleidung.

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Was tragt Ihr in Eurer Freizeit gern? Ganz gleich, ob Ihr Euch mit einem guten Buch aufs Sofa kuschelt, 3 x täglich mit dem Hund raus geht, samstagmorgens noch schnell über die Straße ein paar Brötchen fürs Frühstück holt, nach einem anstrengenden 9 to 5 Job Joggen geht … Wie macht Ihr es Euch gemütlich nach Feierabend oder an den Wochenenden?

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Wenn ich das Wort Homewear in die Suchmaschine eintippe, erhalte ich Angebote für Trainings- bzw. Jogginganzüge. Auch die Burda fasst auf ihrer Website Homewear und Sportswear in einer Rubrik zusammen. Damit könnte ich mich in Zukunft eigentlich der Illusion hingeben, dass auch das Liegen auf dem Sofa eine sportliche Betätigung ist … Jogginganzüge wurden in den 1970er Jahren als bequeme Hauskleidung entdeckt. Doch Homewear hat viele Gesichter!

Die Römerin trug im Haus eine kurzärmelige Tunika. Eine Zeichnung von 1949 zeigt beispielhaft für Hauskleidung ein Paar: sie im Overall – er im Sakko. Wahrscheinlich mit der niederländisch-ostindischen Handelskompanie kam der Kimono im 17./18. Jahrhundert als Hausmantel auf, er ergänzte den Kaftan als Hausgewand für Männer. Wohl nicht nur in den 1920er Jahren erfreuten sich orientalische und japanische Stoffmuster bei Nachtwäsche und Morgenmänteln besonderer Popularität …

In Vorbereitung auf diesen Sew Along habe ich durch ein paar Bücher geblättert. So verschieden die Sachen aussahen, die darin unter Homewear/Hauskleidung firmierten, scheint sich als roter Faden durch alle Zeiten und Orte zu ziehen: Dass es sich um informelle, unkonventionelle und legere Kleidung für sie und ihn handelt. So ist ein Negligé ursprünglich auch kein elegantes, geschweige verführerisches Ding, sondern ein „nachlässiges“ Kleidungsstück für den Hausgebrauch. Die einen sehen in dieser Häuslichkeit den Untergang des Abendlandes, so meinte Karl Lagerfeld: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Andere erleben sie als Befreiung, wenigstens vom Dresscode.

Was mich an Homewear/Hauskleidung interessiert: An ihr scheint die Grenze zwischen öffentlich und privat immer neu verhandelt zu werden. Die Gemüter scheiden sich eben an der Frage, ob nachlässig oder lässig. Was darf man tragen, sobald man sich dem Blick der Öffentlichkeit aussetzt, was geht maximal im eigenen Kämmerlein?

Ich denke dabei z. B. an Elisabeth L. Vigée Lebruns skandalöses Porträt von Marie-Antoinette (1783), das die Königin in einem „einfachen“ Chemisenkleid aus weißem Musselin zeigt; Musselin galt zu der Zeit als Material für Unterwäsche. Zuhause – das meint im Fall von Marie-Antoinette Versailles – war ein solcher Aufzug für die Zeitgenossen durchaus akzeptabel. Der Affront bestand primär darin, dass sich Marie-Antoinette darin von einer Malerin porträtieren und das Porträt öffentlich auf dem jährlichen Salon ausstellen ließ. (Wer sich für Kleid und Bild interessiert, dem sei wärmstens die sechste Folge von A Stitch in Time empfohlen. Warum gibt es eigentlich solche Sendungen nicht im deutschen Fernsehen?) Inzwischen ist mit dem Slip Dress das Negligé längst straßen- und partytauglich geworden.

Vielleicht soweit zur Einführung.

Was habe ich nun selbst in diesem Sew Along vor? Diese Pyjamahose wartet noch auf ein passendes Oberteil. Ich probiere hierfür neue Blusenschnitte aus  und spare mir das Probeteil. Es wird wohl eines dieser drei Schnittmuster werden.

Entweder Mimi aus dem Buch Liebe auf den ersten Stich von Tilly Walnes. Ich habe daraus bisher nur den Rock Delphine genäht, war aber mit der Passform nicht glücklich, weshalb das Buch dann liegen blieb.

Vorstellen könnte ich mir zu der Pyjamahose auch das „Wäscheblüschen“ (Mod. 127) aus der Burda 04/2018 – die Neuauflage eines Schnittes von 1958.

Nicht zuletzt gefällt mir Modell k bzw. l aus dem japanischen Schnittmusterbuch Basic Black von Sato Watanabe, wobei es bei mir allerdings ein Basic Blue werden würde. Ja, ich arbeite noch daran, mein Rüschentrauma zu überwinden.

Des Weiteren bräuchte ich eine Leggins oder Jogginghose fürs Yoga und fürs Laufen. Hier bin ich, weder was Schnitt noch Stoff betrifft, bislang entschieden. Da hoffe ich auf Inspiration durch Euch.

Und nun ihr!

Das Linktool öffnet sich bei Klick auf den Button in einem neuen Fenster, das geht bei WordPress leider nicht anders. Der Homewear Sew Along steht jeder und jedem offen, alle sind herzlich eingeladen mitzumachen, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene, Jersey oder Webstoff, von Kostüm, Vintage oder zeitgenössischer Mode begeistert, solange es sich um Homewear für Erwachsene handelt. Ich bitte allerdings darum, keine Werbung zu verlinken und im verlinkten Blogpost auf die Aktion zu verweisen und einen Backlink zu diesem Post zu setzen. Das Linktool bleibt bis nächsten Freitag geöffnet. Am Samstag (21.04.) geht’s dann bei Stefanie weiter.

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6 Kommentare

  1. Liebe Manuela,
    was für ein schöner Post! Du hast ja richtig viel recherchiert. Spannend finde ich das mit Marie-Antoinette. Die war dann ja wohl Trendsetterin, kaum 100 Jahre später trugen die ganzen jungen Frauen Musselin, man sprach sogar von der “Musselingesellschaft”.
    Bei mir geht es mehr um die Unterteile, Dein “Wäscheblüschen” war bei mir kurzfristig auch auf der Nähliste, ich habe aber schon eine ganz ähnliche Bluse. Die japanische Bluse ist bezaubernd, dafür solltest Du auf jeden Fall das Rüschentrauma überwinden.
    Das Zitat von Karl Lagerfeld kenne ich, und wenn ich an die legendäre “Partyhose” von “Geschickt eingefädelt” denke, kann ich ihm nur Recht geben. Für mich ist eine Jogginghose definitiv nicht für’s öffentliche Leben, es sei denn, ich jogge.
    Ich bin gespannt, wie sich das Sew-Along entwickelt!
    Viele Grüße, Stefanie

    • Manuela

      Dankeschön! Ja, Marie-Antoinette war wohl Fashion Icon and Fashion Victim gleichermaßen. Bei “Partyhose” klingelt etwas bei mir, ich habe die Sendung damals aber nicht zu Ende verfolgt. Das müsstes Du mir bei Gelegenheit nochmals erklären. Liebe Grüße, Manuela

  2. Ein sehr interessanter Post, vielen Dank dafür! ich drücke Dir die Daumen und gutes Gelingen für Deine Projekte. LG Kuestensocke

  3. Wirklich ein super Post! So viele belegte Infos,da hast du sicher lange dran gesessen. Vielen Dank dafür!:) Besonders dem Link zu A Stitch in Time werde ich am Wochenende mal folgen!:)
    Jetzt bin ich gespannt was du dir alles nähst und hoffe dass sich später niemand daran stößt. 😀 Obwohl vielleicht sollte ich auch genau das Gegenteil hoffen! 🙂
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Manuela

      Dank Dir Katharina für Deinen lieben Kommentar! Enthaupten bitte nicht, aber ein wenig Anstoß und Diskussion finde ich eigentlich nie verkehrt. A Stitch in Time könnte wirklich für jemand wie Dich, der sich für alte Handwerkstechniken interessiert, recht spannend sein, weil sie bei der Rekonstruktion der historischen Kleider nur originale Verfahren verwenden…
      Liebe Grüße, Manuela

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