Kleid #102 Burda 2/2021. Lieber Sommer, ich wäre dann soweit…

Ich weiß, auch kalendarisch ist noch Frühling. Sommer ist für mich Kleiderzeit. Dieses Jahr bin ich früh dran: Gewöhnlich fällt mir im Juli oder August ein, wenn die Sonne brennt, dass ich mir mal wieder ein Kleid nähen könnte. Bis ich dann fertig bin, ist oft schon Herbst…

Schnitt & Stoff

Genäht habe ich Mod. 101 Burda 2/2021 – ein Wickelkleid. Eigentlich ist es ein Fake-Wickel. Man kann einfach hineinschlüpfen und bringt das Kleid durch die Bänder auf Figur. Damit sich der Wickel schön an den Körper schmiegt, wird das Oberteil im Schrägschnitt zugeschnitten. Das Rock-Teil hat eine leichte A-Linie.

Es bleibt eine Herausforderung, dunkle Stoffe in Innrenräumen zu fotografieren. Entweder ich sehe aus, als sei ich nicht mehr von dieser Welt oder man erkennt vom Kleid nicht viel…

Aufmerksam geworden bin ich auf den Schnitt durch den Burdastyle-Podcast. Ich höre da tatsächlich ab und zu rein, wenn Shana und Tasso, die Redakteure, die Idee hinter einem Heft besprechen. Schon erstaunlich, was sie sich bei der Konzeption einer Ausgabe alles denken und was davon bei mir als Leserin ankommt. In der besagten Folge Ep. 16: Best of Sommerkleider ging es allerdings um Publikumslieblinge. Überrascht hat mich, dass sich nach wie vor am besten Kleiderschnitte bei der Burda verkaufen. Das hätte ich so nicht erwartet; andererseits erinnere ich die goldenen Jahre des Nähbloggens auch als eine Kleiderzeit.

Mod. 101 Burda 2/2021 hat es zwar nur auf einen der hinteren Plätze des Best of geschafft, für mich aber einer der interessanteren Schnitte im zunehmend uniformer werdenden Schnittmustermarkt. Diese Art der Wicklung kennt man bereits vom Meridian Dress (Papercut Patterns) oder von Grasser No. 503. Allerdings haben diese die Silhouette eines Etuikleides. Ich wollte es für heiße Tage luftiger, wiederum durfte es schnitttechnisch mehr als ein Kaftan sein. Klingt kompliziert, ich weiß…

Beim Kauf des Heftes war mir das Kleid nicht positiv aufgefallen, im Gegenteil: In der dünnen Viskose mag ich den Schnitt nicht. Wie so oft habe ich mich mit der Stoffwahl der Burda schwergetan. Die Zeichnung wirkte jedoch vielversprechend, weshalb ich ein tragbares Probemodell genäht habe (beides hier verbloggt).

Die finale Version ist aus schwarzem Leinen – passend zum etwas sperrig avantgardistisch anmutendem Schnitt. Mit 2,70 m hat die Burda den Stoffverbrauch hier recht realistisch angegeben. Durch den Schrägschnitt (gut geeignet auch für Streifen) und die angeschnittenen Ärmel ist das Kleid ein Stofffresser. Den Leinencoupon habe ich 2022 bei bei Marché Saint-Pierre in Paris mitgenommen, ein Eldorado für Stoffliebhaber:innen. Gut, dass ich dort nicht mehr wohne…

Größe, Anpassungen & Passform

Genäht in Gr. 40. Die Knie umspielende Länge ist aktuell nicht meins, weshalb ich den Rock schon vor dem Probemodell auf 80 cm verlängert habe. Zudem habe ich Seitennahttaschen ergänzt, wofür ich gern auf Solino von Named Pattern zurückgreife.

Anleitung & Schwierigkeitsgrad

Einfach zu nähen (z. B. keinen Verschluss) – m. E. eine der Voraussetzungen, damit ein Schnitt rauf und runter genäht wird. Die andere Voraussetzung ist, dass er nicht allzu passformsensibel ist und an verschiedenen Körperformen funktioniert.

Was gefällt, was nicht? Nochmals nähen? Weiterempfehlen?

Die finale Version aus Leinen gefällt mir besser als das Probemodell aus Baumwolle, für das ich allerdings viele Komplimente bekommen habe. Das passiert mir bspw. bei meinen Hosen, die viel aufwendiger sind, wesentlich seltener. Warum auch immer, scheinen Kleider einfach mehr zu begeistern… In Leinen fällt der Schnitt weicher als in der Baumwolle, das Tragegefühl ist bei Hitze angenehmer und so ganz habe ich die Minnie Mouse Assoziation bei dem Probemodell nicht aus dem Kopf bekommen…

Fazit: Es lohnt sich hin und wieder, die eigene Schnittmustersammlung durchzublättern – eine Idee, zu der mich beim letzten MMM ein paar Damen inspiriert haben. Danke! Mögt Ihr Wickelkleider und wenn ja, welche Schnitte könnt Ihr weiterempfehlen?

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25 Kommentare

  1. Ein wunderschönes Kleid mit dem besonderen Etwas. Das wirst du zu vielen Gelegenheiten anziehen können. Viel Freude damit!
    Viele Grüße
    Anke

  2. Ich stehe Wickelkleidern ja eher skeptisch gegenüber, aber habe vor Jahren das Isla Wrap Dress von Jennifer Lauren genäht und mag das wirklich gerne. Höchstwahrscheinlich weil das im Rücken wickelt… Viel Freude im neuen, lässigen Sommerteil.
    Grüße, Tina

    • Manuela

      Du meinst bestimmt die Tendenz von Wickelkleidern, unfreiwillige Einblicke zu geben… Über den Rücken gewickelt ist wirklich schön. Ich kann mich gut an Dein Kleid erinnern. Selbst habe ich Gloria von Wear Lemonade und Crepe von Colette, wobei von zweitem habe ich mich inzwischen getrennt…
      Liebe Grüße Manuela

  3. Stimmt, in der goldenen Bloggerzeit konnte man überwiegend Kleider und Röcke bewundern.
    Mittlerweile nähe und trage ich selbst lieber Hosen. Das passt gerade besser zu meinem Alltag, so dass auch mein Fokus, wenn ich hin und wieder meine Zeitschriftensammlung sichte, auf passenden Hosenschnitten liegt. Daher habe ich auch keine alternative Schnittempfehlung für dich.
    Trotzdem bewundere ich Kleider bei anderen gerne, so auch dein hübsches Exemplar.
    Liebe Grüße von Susanne

    • Manuela

      Geht mir ähnlich: Ich trage auch lieber Hosen, habe gerade auch wieder eine unter der Nadel… Das war bei mir zu jeder Zeit so. Tatsächlich nähe ich aber Kleider gern, mache es inzwischen nur mehr selten, weil ich sie hernach kaum trage…
      Dank Dir & lieben Gruß Manuela

  4. Ein superschönes Kleid.
    Und ja Kleider sind was Tolles. Ich versuche mich jetzt auch daran.

    Gruß Marion

  5. Schnitttechnisch mehr als ein Kaftan, das trifft es ziemlich genau. Deine Beschreibung für den Schnitt und auch das, was ich gerne für ein luftiges Sommerkleid hätte. Danke also für die Schnittvorstellung. Dann werde ich mich mal auf die Suche nach dieser Burda-Ausgabe machen. Obwohl das Kleid ein Wickelkleid ist. Die bewundere ich immer an anderen, finde sie für mich aber meistens furchtbar. Weil die meisten Wickelkleider die Brüste extrem betonen und oben und unten mehr als gewünscht aufklaffen. Das mit Wickel auf Figur bringen wie bei deinem Kleid finde ich hingegen sehr kleidsam. Das Kleid an dir übrigens auch. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in Leinen nicht nur fesch sondern auch bequem ist. Und das ist doch das Nonplusultra eines Sommerkleids 🙂
    Liebe Grüße, heike

    • Manuela

      Ja, das Dekolleté wird hier wirklich nicht sonderlich betont. Eine andere Alternative wäre z. B. über den Rücken zu wickeln, wie im Kommentar von und mit Tina besprochen. Oft haben diese Wickelkleider wiederum dramatische Rückenausschnitte, was man auch mögen muss…
      Für ein unaufgeregtes Sommerkleid / Day Dress ist dieser Schnitt schon prima.
      Dank Dir & herzliche Grüße Manuela

  6. Das Kleid ist sehr schön geworden, und weil es ein Fake-Wickelkleid ist, hast Du sicher keines der oben genannten Probleme. Deine Stoffauswahl passt auch sicher besser zu dem Schnitt, als etwas fließendes. Im Heft kommt mir das Kleid irgendwie lappig vor.
    Ich mag Wickelkleider gerne ansehen, habe aber auch Probleme mit dem Aufklaffen an der Brust. Wenn man einen Knopf oder einen Haken einnäht, sieht man das immer und das gefällt mir gar nicht. Ich habe mal ein Fake-Wickelkleid genäht, Burda 3/2015 Nr.127, das war ganz OK nach einer Anpassungsorgie, den Schnitt kann ich nicht empfehlen. Allerdings gibt es in einer alten FS ein Wickelkleid, das funktionieren könnte, das habe ich tatsächlich irgendwo auf meinem Nähplan.
    Im Sommer finde ich Kleider einfach unschlagbar bei formellen Anlässen. Während sich die Männer mit Anzug und Krawatte quälen, sind wir Frauen in einem luftigen Flatterteilchen angemessen angezogen. In solchen Momenten ist mir Gender-Gerechtigkeit völlig schnuppe.
    Liebe Grüße, Stefanie

    • Manuela

      Dank Dir Stefanie.
      “Lappig” ist sicherlich nicht sonderlich charmant, aber trifft es ganz gut. In dem dünnen Viskose-Stöffchen mutet der Schnitt im Heft beinahe etwas billig an… “Drape” ist gar nicht so schlecht, allerdings sollte der Stoff meiner Meinung wenigstens eine mittelschwere Qualität haben.
      Was das unschlagbar im Sommer und bei formellen Anlässen betrifft, bin ich ganz bei Dir. Mit einem Kleid ist man immer gut angezogen. Mir ist das manchmal fast zu viel – fühle mich dann leicht overdressed, was aber an meiner Bubble liegen kann.
      Liebe Grüße Manuela

  7. Das Kleid sieht toll an dir aus! Vom Schnitt her hätte ich gedacht, dass es ein Fake-Wickelkleid ist. Den Schnitt werde ich mir mal merken. Ich habe gerade den Schnitt 116 aus 02/23 ins Auge gefasst. Sieht etwas ähnlich aus. Und ich liebe sehr eines meiner WKSA-Kleider, der Schnitt ist aus 09/19.
    Liebe Grüße Christiane

    • Ach ja Fake-Wickel. Da hätte ich mal aufmerksamer lesen sollen.

      • Manuela

        Dankeschön!
        Ja, es ist ein Fake-Wickel. An dieses Weihnachtskleid von Dir erinnere ich mich noch gut, weil ich diese Ausgabe eine der besseren fand und mich gefreut habe, Umsetzungen der Schnitte daraus zu sehen. Lustigerweise haben mir oftmals die Februar, Mai und September Ausgaben gefallen. Nur 02/23 habe ich seltsamerweise nicht. Was ist da los? Danke für die Schnitt-Tipps, wie man vermutlich bemerkt hat, habe ich eine kleine Obsession für Wickelkleider.
        Herzliche Grüße Manuela

  8. Das ist ein sehr schönes Sommerkleid, das dir gut steht. Die Kaftankleider, die man jetzt so oft sieht, sind mir persönlich zu sackartig. Da ist dein Schnitt viel schöner. LG Gabi

    • Manuela

      Ja, sind sie mir auch. Wenigstens an mir.
      Vielen Dank & liebe Grüße
      Manuela

  9. Ein sehr sehr schönes Kleid.
    Das Wickelthema kommt mir auch sehr bekannt vor. Irgendwie ist das echt nicht leicht, da das richtige Kleid bzw. den richtigen Schnitt zu finden. Ich habe daher bisher auch eher Wicklungen, die nicht auf der klassischen Kreuzung vorne beruhen, gewählt (Gini Jumpsuit von Kibadoo oder das Kielo Wrap Dress).
    Ein Jumpsuit, der genau diese offene Wicklung hat, trage ich zwar gerne, aber eher selten – wegen der ungewollten Einblicke. Echt schwierig. Diesen Sommer wollte ich ursprünglich auch noch ein Wickelkleid nähen, schiebe es aber aufgrund von Schnittauswahl-Problemen gerade auf… evtl. wird es ein Herbst-Wickelkleid mit Langarm geben. Mal schauen.
    LG Miriam

    • Manuela

      Dankeschön.
      Das Kielo Wrap Dress ist wirklich ein schöner Schnitt. Ich hoffe, Du sprichst nicht von Deinem Sirocco Jumpsuit?! Das wäre wirklich schade, wenn der kaum getragen würde…
      Wickelkleider mit eher klassischer Kreuzung kann ich bspw. das Morgan Dress von Vikisews empfehlen, damit habe ich diesbezüglich gute Erfahrungen gemacht.
      Liebe Grüße Manuela

  10. Das Kleid sieht wunderschön aus an Dir, ich denke, mit dem Leinen hast Du den idealen Stoff gefunden. Und auch sonst scheint ja der Schnitt der berühmten eierlegenden Wollmilchsau recht nahe zu kommen- feminine Optik ohne allzu viele Einblicke, kein klaffenderWickelrock, einfach anzupassen und trotzdem wunderbar figurbetont durch den Wickel. Ich glaube, ich muß mich mal auf die Suche nach dieser Burda machen…
    Auch ich gehöre zu der Fraktion, die immer gerne mal ein Kleid näht, aber dann doch nur Hosen trägt. Gut zu wissen, daß ich damit in so guter Gesellschaft bin!
    Liebe Grüße, Barbara

    • Manuela

      Herzlichen Dank Barbara für Deine lieben Worte.
      Das Kompliment kann ich zurückgeben: Was das liebevolle Anpassen von Hosen und Nachdenken über die Passform betrifft sowie offenbar auch das Kleidernähen scheinen wir ähnlich zu ticken.
      Liebe Grüße Manuela

  11. Ich bin überrascht, dass es ein Burda Schnittmuster ist. Es hat trotz der Wickeloptik etwas cleanes , eher skandinavisches. Gefällt mir sehr.
    Finde auch das optisch etwas steif wirkende Material (Leinen) perfekt.

    Deinen Bericht zum Podcast finde ich besonders spannend. Die vielen Schnittmusterwiederholungen lassen (zumindest für mich) wenig “Aufwand” vermuten.

    Ich hatte mir auch mal ein Wickelkleid von Burda genäht (ist auch verbloggt). Ich musste mit kleinen Druckknöpfen arbeiten, weil sonst Einblicke bis fast zum Bauchnabel möglich gewesen wären. Ich fand das SM nicht gut und musste ziemlich viel improvisieren.
    Der Frust ist nachhaltig, habe es zu keinem weiteren Wickelkleid geschafft 🙂

    • Manuela

      Das kann ich gut verstehen, dass man dann erst einmal keine Lust mehr hat…
      Ja, es ist der Blick hinter die Kulissen, den ich interessant daran fand. Es gibt wohl tatsächlich bewusste redaktionelle Entscheidungen, über die auch intern viel diskutiert wird: die aktuelle Wiederauflage erfolgreicher, in der Vergangenheit viel verkaufter Schnitte, das Einstellen der Burda plus und die Aufgabe der entsprechenden Strecke im Heft, selbst die in meinen Augen oft etwas schräge Stoffwahl. Am Anfang stehen nicht selten Stofftrends auf Stoffmessen, für die dann Schnitte in verschiedenen Schwierigkeitsstufen entworfen werden… Hätte ich mir nicht vorstellen können.
      Solche u. ä. Entscheidungen muss man sicherlich nicht teilen; mir fallen bei einigen Sachen auch eine Reihe von Gegenargumenten ein, aber ich fand es spannend zu hören, wie eine Redaktion für eine Schnittmusterzeitschrift arbeitet und sich in einem inzwischen gesättigten Markt zu behaupten versucht…
      Dank Dir und liebe Grüße Manuela

  12. Hach, das Kleid ist wunderschön, kleidet Dich einfach super. Der Schnitt ist eher untypisch für Burda. Stoff und Schnitt sind perfekt kombiniert.
    Im Sommer mag ich auch gerne luftiger Kleider, die bei Hitze eben nicht am Körper kleben… und Du hast das perfekte Kleid dafür genäht. Nun hoffe ich, dass Du es auch oft im Sommer tragen kannst.

    LG
    Sandra

    • Manuela

      Das hoffe ich auch. Momentan bin ich morgens in einem leichten Wollmantel unterwegs…
      Vielen Dank und liebe Grüße Manuela

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