Happy New Year & Lola von Schnittchen

Am Anfang des Jahres laden die Damen des MMM traditionell dazu ein, das beliebteste Kleidungsstück des vergangenen Jahres zu wählen. Eine wunderbare Idee, wie ich finde. Diese Werkschau bietet einen willkommenen Anlass für einen Jahresrückblick, einen Ausblick auf das neue Jahr und vielleicht für Vorsätze …

2017 – das vierte Jahr, in dem ich viel Zeit an der Nähmaschine verbracht habe – stand weiter unter dem Vorzeichen der Indie-Schnitt-Designer, allerdings hat sich der Fokus von den US-amerikanischen zu den europäischen Labels hin verschoben; auch schnitttechnisch scheine ich also überzeugte Europäerin zu sein. Da ich die wenigsten Schnittmuster mehrmals nähe, wäre es eigentlich sinnvoller, mehr aus der Burda, Fashion Style oder der LMV zu nähen, insbesondere, da sich hier inzwischen ein nicht unbeachtlicher Fundus an Zeitschriften angesammelt hat. Vielleicht sollte ich es mir bewusst für 2018 vornehmen oder am besten gleich an der Neuauflage des Zeitschriften Sew Along teilnehmen?

Überhaupt richtet sich mein Blick immer mehr auf Schnittdetails. Zunehmend habe ich das Bedürfnis, Schnitte nicht nur anzupassen, sondern meinen Vorlieben entsprechend abzuwandeln. So wird Schnittkonstruktion mich sicherlich auch in diesem Jahr weiter beschäftigen. Vielleicht lässt sich das mit einer gewissen Mäßigung verbinden, was den Kauf neuer Schnittmuster betrifft; denn langsam verliere ich den Überblick. Kurzum: Für mich also keine Stoff-, sondern Schnittdiät.

Zwar nähe ich nie allein für den Blog, trotzdem gern mal an meinen Tragegewohnheiten vorbei, so auch 2017. Das wird mir einmal mehr bewusst, wenn ich mich erinnere, zu was ich früh im Schrank gegriffen habe: Bluse, Shirt und Hose. Ziemlich unspektakulär. Das hieße, vorerst keine weiteren Statement Pieces, sondern Lücken im Kleiderschrank füllen und Outfits ergänzen … Oh Gott, ich fühle mich jetzt schon ganz erschöpft.

Kriterium für meinen Liebling dieses Jahr ist also Tragehäufigkeit. Gern und viel getragen habe ich meine Boyfriend Jeans aus der Fashion Style 1/2017 und das Vanløse-Oberteil von How To Do Fashion (hier noch eine unverbloggte Version: ungebügelt!); bei Bedarf kombiniert mit einem Jäckchen – in diesem Fall Lola von Schnittchen, wozu ich Euch ja noch die Schnittbesprechung schulde.

Schnitt & Stoff

Ob die Jacke zum Lieblingsstück wird, weiß ich noch nicht, das Potential hat sie auf jeden Fall dazu. Seit ihrer Fertigstellung Ende November trage ich sie recht häufig. Der Stoff, ein schwarzer Romanit von Stoff & Stil überzeugt mich dagegen nicht, er leiert furchtbar.

Lola punktet bei mir mit einigen Details, wie die zurückversetzten Seitennähte, die zur Taille hin trapezförmig verlaufen, die große Falte in der Seitennaht; außerdem mag ich, dass die Saumlänge im Rücken kürzer als vorne ist … lauter Finessen, die ich so noch nicht gesehen habe, ohne das Lola gleich nach Designerschnitt schreit. Der Schnitt erschien im Rahmen der Winterkollektion 2015, die mir insgesamt gefallen hat. Was mich etwas verwundert, warum Schnitte von Schnittchen in der deutschen Nähcommunity vergleichweise wenig genäht werden. Oder täusche ich mich da?

Größe, Passform & Änderungen

Genäht in Gr. 40, keine Änderungen. An den Schultern ist die Jacke ein Tick zu weit, was aber in diesem Fall auch am Stoff liegen könnte.

Anleitung & Schwierigkeitsgrad

Lola ist einfach zu nähen, was gut so ist. Denn der Schnitt (PDF Version) kommt ohne Anleitung. Auf der Website von Schnittchen gibt es zwar ein paar Fotos, auf denen zu sehen ist, wie man die Jacke zusammennäht, allerdings ohne jeden Kommentar. Das als „Fotoanleitung“ zu bezeichnen, finde ich recht hoch gegriffen. Schade. Ich persönlich habe Indie Schnittmuster anfangs gerade wegen der liebevoll gemachten Anleitungen gekauft; man bekam den Nähkurs quasi zum Schnitt dazu.

Was gefällt, was nicht? Weiterempfehlen?

Wie gesagt, ich mag die Schnittführung der Jacke sehr. Daher und weil ich (immer noch) nicht stricken kann, wird es sicherlich eine weitere Version von Lola geben. Andererseits warten da auch noch Eure Schnittempfehlungen

+++

Als ich vor einigen Jahren anfangen habe zu nähen, war eine der schönsten Entdeckungen für mich die Gemeinschaft der Nähbloggerinnen. Damit hatte ich nicht gerechnet, bis zu jenem Moment schien mir Nähen eher ein einsames Vergnügen zu sein. Jahr für Jahr hatte ich den Vorsatz: Mitmachen statt nur Zuzuschauen. Letztes Frühjahr habe ich diesen Blog endlich frei geschaltet und bin nicht enttäuscht worden. Im Gegenteil.

Ich freue mich auf das Jahr mit Euch!

Etwas verspätet, Happy New Year!

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14 Kommentare

  1. Schöne Jacke…interessanter Schnitt…ja Schnittchen ist nicht so im Fokus auf den Nähblogs…..der Stoff für die Jacke sollte wohl etwas stabil sein.
    LG und gutes Gelingen in 2018
    Wünscht schurrmurr

    • Manuela

      Vielen, lieben Dank! Ja, auf jeden Fall … der Schnitt ist aber auch für Strickstoffe ausgelegt, weshalb er mit einem Romanit oder Jacquardjersey eigentlich funktionieren müsste. Das mein Stoff beim Tragen mindestens eine Nr. größer wird, ist einfach ein wenig Pech … LG Manuela

  2. Schön, dass es deinen Blog gibt 🙂 Ich mag wie du schreibst und was du nähst 🙂 Deine Vorsätze klingen vernünftig und deine neue Jacke gefällt mir. Schnittchen sieht man wirklich recht selten. Bei mir ist der Funke nie so recht über gesprungen aber vielleicht muss ich die Schnitte nochmal durchsehen! Obwohl, eigentlich würde mir eine Schnittdiät auch nicht schaden 😉
    Liebe Grüße
    Katharina

    • Manuela

      Ah wie schön! Darüber freue ich mich wirklich sehr. Dankeschön, Katharina. Ach ja, die Schnittdiät, ich wollte mal probieren mich etwas zu mäßigen … Mal schauen, man weiß ja, wie die meisten Diäten enden … Liebe Grüße, Manuela

  3. Das ist wirklich ein interessanter Jackenschnitt. Mir gefällt die Seitennahtlinie un die kürzerer Rückenlänge auch sehr gut, das sieht man auch schön an Deiner schwarzen Jacke, das sieht gut aus. Was ich allerdings nicht verstehe, ist diese horizontale Falte- die hat doch keine Funktion,nimmt weder einen Abnäher auf noch eine Tasche, das ist für einfach eine Schnittspielerei um der Spielerei willen und hält mich davon ab, diesen Schnitt zu kaufen.
    Ansonsten finde ich unsere Schnittsucht lange nicht so schlimm wie die Stoffsucht, da sich Schnitte so schön platzsparend auf der Festplatte stapeln lassen. Nein , ich glaube nicht, daß wir eine Schnittdiät brauchen, und freue mich auf ganz viele neue Schnitte auf Deinem Blog auch im Jahr 2018!
    LG Barbara

    • Manuela

      Liebe Barbara, herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Ja, Chanels Maxime “Kein Knopf ohne Funktion” wird der Schnitt wahrscheinlich nicht gerecht. Zumindest kann auch ich keine konstruktive Funktion erkennen, wobei mir Deine Idee mit der Tasche in der Falte sehr gefällt. Vorm Kauf des nächsten Schnittes erst einmal zu schauen, was sich schon auf der Festplatte stapelt (und glaub mir, ich habe in den letzten Jahren fleißig gestapelt), ist einfach mein persönlicher Vorsatz, ich wollte daraus keine Link-Party machen. Insofern werde ich mich natürlich auch weiterhin von Euch inspirieren lassen, vielleicht nur nicht jedes Mal dem Impuls, das brauche ich unbedingt auch, reflexartig nachgeben. LG, Manuela

  4. Dekorativ sein, bzw. eine Linie interessanter machen, ist doch auch eine Funktion oder aus welchen Gründen gibt es verschiedene Krägen, Ärmelaufschläge, große und kleine Knöpfe … Ich habe mir auch vorgenommen, wenn ich einen neuen haben wollen Schnitt sehe, statt dem Impuls zu folgen, erst mal zu schauen ob ich nicht schon was habe, was mit einer kleinen Änderung den gleichen Effekt ergibt. Oft machen ja nur Details den Unterschied und sich mit denen zu beschäftigen finde ich sehr spannend. Schnittchen Schnitte habe ich schon ab und an genäht, aber keinen zweimal, da ich doch an allen einiges ändern musste und keiner der Schnitte für mich 110%ig ist.

    • Manuela

      Für den Funktionalismus ist nur ästhetisch, was auch praktisch ist, einhergehend mit einer Ablehnung alles rein Dekorativen. Insofern kann ich die Argumentation schon nachvollziehen, auch wenn ich sie nicht teile. Dass sich Schnitte nur mehr in Details unterscheiden, sobald man eine kleine Sammlung angelegt hat, wie Du schreibst, empfinde ich ganz ähnlich. Vielen Dank & LG Manuela

  5. Ich mußte lachen, weil dich der Gedanke, deine Lücken in der Garderobe zu schließen, erschöpft.
    Es gibt ja auch Basics, die nette Details haben, so dass es trotzdem Spass macht sie zu nähen. Setz dich mal nicht unter Druck; du kannst, aber musst ja nicht.
    Stimmt schon, Schnittchen-Schnitte werden von der deutschen Nähcommunity nicht so häufig umgesetzt. Mag tatsächlich an der knappen Nähanleitung liegen, was insbesondere Nähanfängern zu schaffen macht.
    Ich selbst habe auch erst einen Schnittchenschnitt umgesetzt, den Coatigan Silvia für meine Tochter, muss aber sagen, dass mich die übrige Schnittchen-Schnitte auch einfach nicht so angesprochen haben.
    LG von Susanne

    • Manuela

      Ja, das stimmt. Ich weiß auch nicht, warum ich mich mit Basics (außer Hosen) so schwer tue … Mir ist es nur aufgefallen, als ich nach Erfahrungsberichten für Lola gesucht und wenig gefunden habe; ich habe mich gefragt, ob es eventuell an wiederkehrenden Passformproblemen liegt. Aber Eure Kommentare legen nahe, dass Schnittchen einfach nicht den Geschmack der deutschen Nähcommunity zu treffen scheint. Danke für Deinen Kommentar & LG Manuela

  6. Deine Lola gefällt mir ausgesprochen gut und auch deine Hose sollte ich mir noch einmal genauer anschauen. Mein Lolaversuch ging irgendwie in die Hose. Ich hatte sie mir aus Sweatshirt genäht und sie war mir einfach zu kurz. Vielleicht sollte ich dem Schnitte eine zweite Chance geben?

    • Manuela

      Ach, wie schade. Es ist immer doof, wenn ein Schnitt nicht funktioniert … Dankeschön & herzliche Grüße, Manuela

  7. Ein sehr schöner Post und vielen Dank für die Inspiration zu der Jacke. Interessante Linienführung! Wie schön, dass Du den Blog eröffnet hast – auch finde ich es immer wieder bereichernd den Austausch zu erleben, gerade weil man im eigenen Umfeld mit seinem Hobby ein Exot ist. Familie und Kollegen bewundern zwar hin und wieder die Nähergebnisse, aber “unterhalten” in Nähdeutsch kann man sich halt nur mit Insidern 😉 LG Kuestensocke

    • Manuela

      Dankeschön! Gern. Was Du beschreibst, erlebe ich ganz ähnlich: Das Ergebnis wird auch von meinem Umfeld durchaus gewürdigt, was natürlich sehr nett ist. Mich persönlich interessiert aber mehr der Prozess und das Machen … Ja, schön, dass es Euch gibt! LG Manuela

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