Ich mag Schnittmusterbesprechungen. Vorausgesetzt, sie sind nicht nur Gefälligkeit für irgendetwas, lese ich sie wirklich gern (z. B. die von Mema). In der Vergangenheit habe ich wiederholt von denen Anderer profitiert. Vielleicht sollte ich auch eine Sammlung anlegen?

Genäht habe ich gerade Else von Schneidernmeistern. Eine gute Gelegenheit, das Format auszuprobieren.

Was bekommt man ?

Else ist ein Baukasten für ein einfach geschnittenes Shirt-Kleid aus Jersey ohne Abnäher, leicht tailliert

  • mit Bleistift- oder ausgestelltem Rock erhältlich
  • in drei Saumlängen, mit oder ohne Bund
  • mehreren Armlängen: kurz, ¾, lang und überlang
  • und verschiedenen Ausschnitt- bzw. Kragenvarianten: U-Boot, V-Ausschnitt, Rolli, Wickelkragen und drei Kapuzenversionen, wenn man die ergänzenden FreeBooks mit eingerechnet.

Zusätzlich enthält der Baukasten Schnitteile

  • für Känguru- und Seitennahttaschen
  • einen Tunnelzug zwischen Taille und Hüfte
  • sowie Daumlöchern.

Die Else(n) gibt es seit 2014 – entworfen hat sie Monika von Schneidernmeistern. In ihrem Blog ermuntert sie dazu, den Baukasten eigenständig zu erweitern: Schneidet man die Else horizontal durch, kommt Rock und Pulli heraus. Offenbar geht das auch vertikal, denn selbst eine Strickjacke nach dem Schnitt habe ich schon bei den Nähbloggerinnen gesehen.

Größe – Anleitung – Schwierigkeitsgrad

Das E-Book gibt es jeweils in zwei Größen. Viel zu- oder abnehmen sollte man also nicht. Die Maße orientieren sich nach Angabe der Schnittmusterherstellerin an denen von Burda. Die Schnitteile enthalten bis auf einige Ausnahmen keine Nahtzugaben und sind auf einen Bogen gedruckt. Um alle Varianten des Baukastens griffbereit zu haben, steht anfangs also stundenlange Abpaus-, Klebe- und Schneidearbeit.

Die Anleitungen finde ich knapp, aber verständlich. Zu einzelnen Arbeitsschritten gibt es Bild zu Bild Anleitungen, wofür ich immer dann dankbar bin, wenn etwas noch nicht zu meinem Nährepertoire gehört. Bei dem Tutorial zum Daumloch hätte ich mir ein Foto mehr gewünscht. An der Stelle, wo es um das Falten von Ärmel und Beleg für das eigentliche Daumloch ging, habe ich eine Weile gebraucht, bis bei mir der Groschen fiel. Im Großen und Ganzen ist die Else aber einfach zu nähen.

Sieht das Kleidungsstück wie abgebildet aus?

JEIN! Ich habe mir bisher keines der Kleider genäht, obwohl mir die reduzierte Farbpalette und Vorliebe für Naturstoffe des Labels gefällt. Ehrlich gesagt, mit Ausnahme von Else Black habe ich es auch nicht vor … Ich habe die Else für mich entdeckt, als ich auf der Suche nach einem Schnitt für einen Kapuzenpulli war – wobei es mir besonders die überlappende Version angetan hat. Auch für die überlangen Ärmel mit Daumloch kann ich mich mehr als begeistern. Seit meiner Kindheit verstecke ich wahnsinnig gern die Hände in den Ärmeln und kann dies nun hemmungslos tun, ohne diese auszubeulen.

Stoffwahl – Schnittanpassung

Jersey aus  Viskose und Bio-Baumwolle vom Holland-Markt und Karstadt. Beide Stoffe überzeugen mich nicht, der eine nur als Futter einsetzbar, der andere schnell verwaschen. Schnitt auf Pullilänge gekürzt. Die leichte Taillierung des Oberteils und die schmal geschnittenen Ärmel passen mir bei diesem Stoff ausgezeichnet, bei einem Stoff mit geringerem Stretchanteil könnte es an den Oberarmen eng werden.

Fazit. Was gefällt, was nicht? – Nochmals nähen? – Weiterempfehlen?

Für ihre Schöpferin scheint die Else die Antwort auf Alles zu sein und jedes andere Schnittmuster entbehrlich zu machen. Das ist sie für mich nicht. Genäht habe ich bisher nach dem Schnitt ein Langarm- und Kurzarmshirt mit U-Boot-Ausschnitt, sowie einen Kapuzenpulli – der in meinem “Best of 2015” weiten oben rangiert. Nach drei Elsen kann ich sagen: Für mich ist der Schnitt ein leicht und schnell zu nähender Allrounder – vom Shirt, über Rolli bis zum Hoodie – mit dem sich jeder Oberteilschwäche abhelfen lässt.  Wiederholungstat, was Pullis betrifft, mehr als wahrscheinlich.